Duisburg. . Ohne Druckerpatrone oder Internetzugang ist es schwer, eine Arbeit zu finden. Das Jobcenter stellt Bewerbern Räume, aber auch Hilfe zur Verfügung. Die Erfolgsquote spricht für sich. 38 Prozent haben bislang eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden.
Ingo Brandl studiert die Stellenanzeigen. Er sucht einen Job als Mediengestalter, aber heute ist kein guter Tag. Die Angebote, die er findet, auf die hat er sich schon längst beworben. Links und rechts neben ihm sitzen weitere Menschen, die so wie der 32-Jährige einen neuen Job suchen. Sie alle versuchen über das neue Bewerbercenter „Markt und Integration“, das das Jobcenter Duisburg im März 2013 ins Leben gerufen hat, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Mittlerweile läuft der dritte Durchgang.
Das Projekt versucht, sich ganz auf die individuellen Bedürfnisse einzustellen. Die 50 Menschen, die Arbeitsvermittlerin Biljana Eftimova betreut, können frei wählen, wann sie in das Bewerbercenter an der Königstraße 57 kommen. Mindestens zehn Termine müssen sie wahrnehmen, aber es dürfen auch gerne mehr sein. Vor Ort checkt Biljana Eftimova die Bewerbungsunterlagen, macht Vermittlungsvorschläge oder erklärt, wie eine Online-Bewerbung funktioniert. Die digitale Kluft, so ihre Erfahrung, mache sich nämlich stark am Arbeitsmarkt bemerkbar.
Es fehlt das Know-How
Es beginnt mit dem technischen Know-how wie Computer, Internetanschluss, Drucker oder Scanner, der in vielen Haushalten fehlt. „Es gibt durchaus motivierte Teilnehmer, deren Bewerbungsbemühungen letztendlich daran scheitern, dass die Druckerpatrone leer ist oder der Internetzugang nicht funktioniert“, so Biljana Eftimova. Auch geben viele auf, wenn sie die immer weiter verbreiteten Online-Bewerbungen überfordern. So sind die vielen Klicks mit der Maus, Uploadgrenzen und ähnliche technische Details für viele Bewerber ein Hindernis, das sie nur mit Hilfe nehmen. „Durch persönliche Unterstützung können wir schnell und unkompliziert Abhilfe schaffen“, sagt die Arbeitsvermittlerin.
Kein Frontalunterricht
Frontalunterricht gibt es keinen, bei dem ein Dozent „das Schema F“ der Bewerbung erklärt. Das schätzt Ingo Brandl. Bei den typischen Bewerbungstrainings sei es oft nur darum gegangen, möglichst viele Unterlagen an Arbeitgeber zu verschicken. Auch Quoten, die ihm seine regulären Sachbearbeiter auferlegt hatten, empfand er als wenig sinnvoll.
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„Dieses Projekt allerdings ist eine sehr schöne Geschichte“, sagt er, „weil kein Druck und Stress gemacht wird. Das merke ich auch an der Qualität der Bewerbungen, die ich jetzt verschicke.“ Zehn Stück sind vom ihm bereits in der Post, seit er vor einigen Wochen mit dem Projekt anfing. Was er besonders schätzt ist, dass er in den Räumen des Bewerbercenters die Ruhe hat, nach Jobs zu suchen.
Ingo Brandl ist seit einem halben Jahr arbeitslos. Und die bisherige Erfolgsquote des Projekts stimmt ihn zuversichtlich, dass diese Phase bald endet. Bei 50 Teilnehmern pro Gruppe haben zuletzt 38 Prozent einen Job gefunden. Die aktuellen Teilnehmer, so schätzt das Jobcenter, werden es ihnen gleichtun.