Duisburg.

Zu einem Plädoyer für die Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen und Zuwanderern nutzte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Sonntag ihre Ansprache bei der Barbarafeier der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). Ihr ausdrücklicher Dank galt allen Bürgern, die sich für friedliches Zusammenleben und Integration engagieren. „Ich bin dankbar, dass die Zivilgesellschaft hält und dass sich so viele dafür einsetzen. Ihre Arbeit verdient größte Anerkennung“, sagte Kraft vor rund 1200 Besuchern beim größten ökumenischen Gottesdienst der Stadt in der Halle des Elektrobetriebs der Hütte.

„Kein Platz in der Hütte?“ lautete die Frage, die das Organisationsteam um HKM-Arbeitsdirektor Peter Gasse als Leitwort über die neunte Barbarafeier der HKM gestellt hatte. Schon die Weihnachtsgeschichte sei eine von Flucht und Vertreibung, erinnerten die Pfarrer Rainer Kaspers und Rolf Schragmann, die den Gottesdienst zelebrierten.

45 Millionen Menschen auf der Flucht

„Kaum zu ertragen ist es für Christen und alle, die an den Wert der Menschlichkeit glauben, dass es diesen Platz für so viele Menschen nach 2000 Jahren noch nicht gibt“, sagte Hannelore Kraft. Weltweit 45 Millionen Menschen auf der Flucht, die Hälfte davon Frauen und Kinder. Das Lager Dadaab in Kenia mit 500.000 Flüchtlingen aus Somalia – allein so groß wie Duisburg. „Es ist für die meisten Europäer ein unbemerktes Elend.“

Hannelore Kraft erinnerte an die deutsche Geschichte. An Millionen, die aus wirtschaftlichen, politischen und religiösen Gründen auswanderten, an die Verfolgten der NS-Diktatur. „Einen Platz in einem sicheren Land zu finden, war für sie eine Frage von Leben und Tod.“ Diese Erfahrung habe zu einer Verankerung des Rechts auf Asyl im Grundgesetz geführt.

Der Versuch, Armut, Diskriminierung und Gewalt zu entkommen, bewege auch viele der 9500 in Duisburg registrierten Rumänen und Bulgaren zur Auswanderung. Kraft: „Wo sie herkommen, haben sie keine Heimat erlebt.“ Es gelte aber, „die Probleme zu benennen, damit wir sie lösen können.“ Dabei seien alle staatlichen Ebenen gefordert. Die Landesregierung werde „Schluss machen mit der Abzocke bei der Vermietung“, versprach die Regierungschefin. „Wir werden das Schritt für Schritt ändern.“ Die EU müsse alles tun, um das wirtschaftliche Gefälle zwischen den Mitgliedsstaaten zu beseitigen. Auf diesem „weiten Weg“ werde dem Ruhrgebiet seine Integrationserfahrung helfen, glaubt die Mülheimerin Kraft: „Es ist hier oft gelungen, Menschen in die Mitte zu nehmen, die als Fremde kamen.“