Duisburg. Saisonarbeiter, die im Sommer und Herbst auf den Feldern der Region gearbeitet haben, sitzen nun in Duisburg auf der Straße. Sie sind gestrandet, und suchen beispielsweise Hilfe bei der Straßenambulanz oder beim Verein „Gemeinsam gegen Kälte“. Stadt muss stets den Status der Menschen prüfen.
Die Temperaturen sinken. Während die meisten in ihren Wohnungen einfach die Heizung aufdrehen, nützen den Menschen, die auf der Straße leben, auch warme Gedanken nichts. „Derzeit gibt es viele polnische Mitbürger, die zu uns kommen, um sich behandeln zu lassen – und weil sie kein Dach über dem Kopf haben“, berichtet Dr. Gerd Heimann. Die Situation sei neu, im vergangenen Jahr gab es kaum Obdachlose aus anderen EU-Ländern in Duisburg. Unter den polnischen Obdachlosen, die durch das soziale Raster fallen, seien wohl auch Saisonarbeiter, die nach der Ernte keine weitere Beschäftigung gefunden haben.
„Einige von ihnen kommen mit durchgelaufenen Turnschuhen und offenen Wunden an den Füßen“, schildert Heimann. Die paar warmen Jacken und Schlafsäcke, die man noch von Kleidersammlungen vom vergangenen Winter hatte, waren schnell vergriffen. „Wir können den Menschen für eine Nacht einen Schlafplatz bieten, danach muss abgeklärt werden, welchen Status sie haben“, erklärt Andrea Bestgen-Schneebeck, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen.
Fahrkarte zur Botschaft finanziert
So müsse zum Beispiel geklärt werden, ob sie Freunde in der Region haben, bei denen sie übernachten könnten. Oder, ob es in Polen eine Wohnung und Familie gibt. Wenn sie keine Papiere haben, würde eine Fahrkarte zur Botschaft finanziert. Die Botschaft müsse sich dann um alles weitere kümmern.
„Leider kaufen sich die wenigsten davon auch eine Fahrkarte, sondern setzen das Geld direkt in Essen oder Alkohol um“, hat Kurt Schreiber beobachtet. Seine Erfahrung: Die meisten könnten sich Euro nicht einteilen, sobald sie welche in die Hand bekommen. Der Vorsitzende des Vereins „Gemeinsam gegen Kälte“ kennt die Gruppe. Es handelt sich etwa um 20 Personen. Sie sowie andere Obdachlose können sich jeden Morgen an verschiedenen Stellen in der Innenstadt einen warmen Kaffee besorgen. „Kleidung haben wir genug. Wenn es Bedarf gibt, können sich Betroffene bei uns melden“, so Schreiber.
"Gemeinsam gegen Kälte"
Um zu unterbinden, dass die Männer und Frauen sich an einem Tag bei „Gemeinsam gegen Kälte“ mit einer neuen Jacke versorgen, und am nächsten Tag dann bei der Straßenambulanz um Hilfe bitten, wollen die beiden Organisationen künftig zusammenarbeiten. „Einige von ihnen wollen jeden Tag etwas Neues haben, weil sie die Jacke dann für ein paar Euro verkauft haben“, so Schreiber. Abnehmer finden sich meistens.
Ansonsten gebe es kaum Probleme mit Obdachlosigkeit in Duisburg, sagt Andrea Bestgen-Schneebeck. „Die Deutschen sind gut untergebracht“, bestätigt Heimann. Es gebe aber auch Fälle, die sich nicht helfen lassen wollen – und eine Wohnung ablehnen.