Duisburg.
„Bitte benutzen sie immer den Handlauf, die meisten Arbeitsunfälle passieren auf der Treppe“, mahnt ein Mitarbeiter seine Besuchergruppe vor der Führung. „Sind die Geländer denn auch sauber?“ fragt eine Dame. Der fröhliche Stromerzeuger strahlt: „Jetzt schon“, sagt er überzeugend, „sie sind ja schon die zehnte Gruppe heute.“
Bastian ist mit sieben Jahren der jüngste Teilnehmer und hat Oma und Opa mit ins Kraftwerk der Duisburger Stadtwerke gebracht, damit sie auch lernen, wie hier bei 900 Grad Verbrennungstemperatur aus Kohle Strom und Fernwärme entstehen. Er selber hat das schon am Türöffner-Tag mit der WDR-Maus erfahren und tagelang von nichts anderem mehr gesprochen.
Jetzt hört er, dass die Kohle für das Kraftwerk vorwiegend aus Kolumbien kommt, mit riesigen Schiffen, die eine Ladekapazität von 300.000 Tonnen haben. Das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch des Kraftwerks. Die Kohle wird in der gepanzerten Hammermühle zerschlagen, die die Gitterrostböden beben lässt.
Alle Normen erfüllt
„Da können sie sich vorstellen, wie viel Asche wir hier im Kreislauf fahren“, sagt Betriebsleiter Manfred Lehmann, „trotzdem kommt bei uns pro Tag nur etwa eine Schubkarre voll Asche aus dem Kamin, das ist sehr wenig.“
Die Anlage mit Kraft-Wärme-Kopplung war Ende der achtziger Jahre bei der Inbetriebnahme neuester Stand der Technik. Wegen der niedrigen Verbrennungstemperaturen kommt sie ohne Rauchgasentschwefelung aus. Noch erfüllt sie alle Normen und erzeugt Energie für 100.000 Duisburger. Bei idealen Bedingungen hat sie einen Wirkungsgrad von 90 Prozent. Ideale Bedingungen gibt es aber nur im Winter, wenn viel Fernwärme verbraucht wird. Im Sommer kriegt der Rhein die überschüssige Wärme ab.
Kesselhaus, Brennkammer, Speisewasserbehälter, Bekohlungsanlage, es gibt viel zu sehen. Die Temperatur steigt je nach Betriebsteil auf 55 Grad an. Lehmann öffnet kurz eine Tür, hinter der 20 Gebläse um die Wette brüllen.
Darauf erstmal eine Erbsensuppe
Oben auf Höhe des Kesseldaches wird einigen Besuchern etwas mulmig. Sie wünschen sich gerade, man könnte nicht durch alle Gitterrostetagen bis zum weit entfernten Boden durchgucken. Dort unten macht sich schon die nächste Gruppe mit den roten Besucherhelmen auf den Weg.
Bastian probiert auf einem Ergometer aus, wie feste er treten muss, um einen kleinen Ventilator in Gang zu bringen. An der Wand zeigen Plakate den Weg des Stroms vom Kraftwerk bis zur Steckdose. Alles im grünen Bereich, steht da drauf.
Das gilt auch für Bastians Großeltern, die sich nach der abenteuerlichen Führung zu einem Teller Erbsensuppe niedergelassen haben.