Duisburg. Im kommenden Jahr will das Konsortium die restlichen 49 Prozent von Evonik für voraussichtlich 594 Mio Euro kaufen. Stadtwerke-Chef Marcus Wittig: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt“. Duisburg wäre mit einem Fünftel beteiligt.

Den Stadtwerken Duisburg wird wohl im Laufe des kommenden Jahres ein Fünftel der Steag gehören. Denn das Stadtwerke-Konsortium, in dem der Duisburger Versorger mit 19 Prozent größter Anteilseigner ist, bereitet die Komplettübernahme der Essener Steag vor.

Der Erwerb sämtlicher Anteile von Evonik ist ein Milliarden-Deal. Bereits Ende 2010 hatte das Konsortium für 649 Millionen Euro 51 Prozent der Steag gekauft, im kommenden Jahr sollen die restlichen 49 Prozent folgen. Der Kaufpreis für die zweite Tranche ist mit 594 Millionen Euro bereits in den Verträgen festgeschrieben, denen der Stadtrat im Januar 2011 zugestimmt hatte. „Die Grundlagen für die Übernahme wurden bereits vor zweieinhalb Jahren festgelegt. Fraglich ist nur der Zeitpunkt. Und alles spricht dafür, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist“, bestätigt Stadtwerke-Chef Marcus Wittig der NRZ.

Was Evonik plant

Das Konsortium und Evonik hatten eine sogenannte „Call-/Put-Option“ vereinbart: Die Stadtwerke können ab 2014 bis Ende 2015 ihre Option ziehen. Lassen sie die Frist verstreichen, kann Evonik in 2016 den Zeitpunkt des Anteilswechsels bestimmen. „Die Rahmenbedingungen sprechen für einen frühen Zeitpunkt“, sagt Wittig.

Denn zum einen wird der Deal für die Stadtwerke teurer, je länger sie warten: Nach Unterlagen, die der NRZ vorliegen, ist der Optionsvertrag nichts anderes als ein Zahlungsaufschub des Kaufpreises für die zweite Hälfte der Steag, zu deren Übernahme sich das Konsortium verpflichtet hat. Diesen Aufschub bekommt Evonik seit 2011 mit fünf Prozent verzinst, ab 2014 wären es sieben Prozent – das sind im Jahr stolze 41,5 Millionen Euro.

Beteiligung sei wirtschaftlich

Zum anderen nennt Stadtwerke-Chef Wittig weitere Gründe: „Je näher der Put-Termin rückt, desto kleiner wird der Spielraum. Dagegen lässt sich jetzt ohne Druck ein solides Finanzierungskonstrukt auf die Beine stellen. Zudem ist die Lage am Kapitalmarkt günstig.“

Wollen die kommunalen Stadtwerke die Option ziehen, müssen sie dies sechs Monate vorher ankündigen. Derzeit befinde man sich mit den anderen Konsortialpartnern in der Abstimmung, sagt Technik-Vorstand und Steag-Aufsichtsrat Christoph Schifferings. Einige Monate würden die Vorbereitungen noch dauern, schätzt er, die Übernahme könnte dann im Frühjahr angekündigt und schließlich Ende 2014 vollzogen werden.

Die Befürchtung von Kritikern, dass die Steag angesichts der geänderten Lage am Energiemarkt unter wachsendem Druck steht und sich die Übernahme der vermeintlichen Cash-Cow am Ende als Belastung entpuppt, teilt der Stadtwerke-Vorstand nicht. „Aus unserer Sicht sind die Anteile eine wirtschaftliche Beteiligung, auch nach Abzug von Zins und Tilgung“, sagt der Vorstandsvorsitzende Wittig. „Die Gewinnausschüttung ist vorhanden und es ist keine Veränderung in der mittelfristigen Planung erkennbar.“

Dass der Gewinn bei der Steag 2011 die Dividende an die Stadtwerke nicht gedeckt habe, sei alleine der Situation beim Kraftwerk Walsum geschuldet. „Die nötig gewordenen Investitionen werden später wieder zurückfließen“, sagt Wittig und weist damit auch den Vorwurf zurück, dass die Stadtwerke die Steag durch die im Vorfeld festgelegte Gewinnausschüttung „ausbluten“ lassen würden.

40 Millionen Euro Eigenanteil

Was die Stadtwerke Duisburg die Komplett-Übernahme kostet, leitet sich aus dem Kauf der ersten Hälfte ab: 70 Prozent wurde über das Konsortium kreditfinanziert, den Rest mussten die Anteilseigner selbst aufbringen. Für die Stadtwerke Duisburg waren das rund 40 Millionen Euro. Bislang war das ein lukratives Invest: 4 Mio Euro muss der Versorger im Jahr an Zins und Tilgung aufbringen, 4,75 Mio Euro fließen als Dividende zurück. Damit wären jetzt erneut rund 40 Mio Euro Eigenanteil für die Komplettübernahme fällig. Damit das auch weiterhin ein lukratives Geschäft bleibt, wird aber auch die Dividende entsprechend steigen müssen.