Duisburg.

Immer wieder ist vom Fachkräftemangel die Rede, hervorgerufen durch den demografischen Wandel. Wenn man versucht, konkrete Zahlen zu bekommen, wird es aber schwierig.

Der Bedarf an guten Fachkräften ist da, heißt es bei der Kreishandwerkerschaft, die am Dienstag beim „Tag des Handwerksim Bildungszentrum Neumühl um Nachwuchskräfte warb. „Wir sind gut beschäftigt“, unterstrich Kreishandwerksmeister Lothar Helmmann. Das gelte vor allem im Bereich des Baugewerbes. Durch die niedrigen Zinsen würde viel investiert, vor allem in die energetische Sanierung. Maler, Dachdecker, Sanitär-Heizung-Klima „suchen Fachkräfte und bieten sichere Arbeitsplätze“.

Wann spricht man von einem Mangel?

Doch wie lange hält der Boom an? Wenn von einem Fachkräftemangel gesprochen wird, steht man zunächst einmal vor einer Definitionsfrage: Ab wann spricht man von einem Mangel? Hans-Georg Grein, Sprecher der Duisburger Agentur für Arbeit: „Man muss es sehr differenziert und vor allem längerfristig betrachten.“

IHK fragt Unternehmen nach Kräftebedarf

Die Industrie- und Handelskammer fragt seit 2011 im Rahmen ihrer Konjunkturumfrage danach, ob der Fachkräftemangel als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens eingeschätzt werde. Andreas Henseler: „Zwischen 20 und 25 % der befragten Unternehmen sehen das im Moment so.“

Die Erklärung: Die konjunkturelle Lage wird als gut eingeschätzt, zusätzlicher Personalbedarf kann entstehen. Zurzeit sei der Markt „nicht radikal leer gefegt.“ Aber: 15 bis 20 Prozent haben offene Stellen, die länger als zwei Monate unbesetzt blieben. Doch genaue Zahlen der Branchen liegen nicht vor.

Während große Firmen eigene Abteilungen für Personalentwicklung haben, stehen kleine und mittlere Betriebe oft vor einem Problem. „Die IHK bietet ihnen deshalb eine Beratung an, die sich mit den Themen Aus-. und Weiterbildung beschäftigt“, so Andreas Henseler. Zu erreichen unter 0203/28 210.

Eine plötzlich auftretende Nachfrage bedeute nicht zwangsweise einen Fachkräftemangel. „Bestimmte Nachfragen tauchen zyklisch auf. Wie beispielsweise im Einzelhandel vor Weihnachten.“ Auch könne von Mangel keine Rede sein, wenn der Nachfrage eine ausreichende Zahl potenzieller Bewerber gegenüberstehe. Bei der Bewertung, ob ein Fachkräftemangel herrsche, spiele neben dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage auch der Zeitraum eine Rolle, in dem offene Stellen nicht besetzt werden können.

Im Handwerk sieht man die Nachfrage nach Fachkräften seitens der Zeitarbeitsfirmen als „Frühindikator“ für einen bevorstehenden Fachkräftemangel: „Die Firmen fragen bei uns nach Gesellen und Fachhelfern“, so der stellvertretende Kreishandwerksmeister Hermann Scheelen. „Man könnte im Bereich Sanitär-Heizg-Klima und Elektro blind 15 bis 20 Leute unterbringen.“ Um den Fachkräftebedarf zu decken, lockt das Handwerk in einigen Bereichen mit Stundenlöhnen zwischen 12 bis 20 Euro sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Im Aus- und Weiterbildungsbereich werden zahlreiche Angebote gemacht, um die Mitarbeiter „dorthin zu bekommen, wohin wir sie haben wollen“, sagte der Kreishandwerksmeister Lothar Hellmann.