An Rhein und Ruhr. . Mit einem speziellen Förderprogramm namens „ProSalamander“ ermöglicht die Universität Duisburg-Essen ausländischen Akademikern einen hiesigen Studienabschluss. Für viele ausländische Akademiker, die als Taxifahrerin mit Magisterabschluss oder als Kellner mit Diplom arbeiten, ist das Programm der Universität Duisburg-Essen die letzte Rettung.

„Ich hatte schon fast aufgegeben“, sagt Ruta Peci. Die 39-Jährige Litauerin hatte sich schon beinahe damit abgefunden, dass sie trotz eines abgeschlossenen Studiums in ihrer Heimat hier als Altenpflegerin arbeiten würde. Jetzt aber studiert sie – und wenn alles klappt, hat sie nach nur anderthalb Jahren ihren Bachelor in Betriebswirtschaft. In Deutschland. Genauer: an der Uni Duisburg-Essen.

Mit dem Programmn „ProSalamander“ versucht die hiesige Universität gezielt hier lebende ausländische Akademiker anzusprechen, deren Abschlüsse oft Jahre zurückliegen und auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht anerkannt werden. Die Folge: Während allerorten der Fachkräftemangel beklagt wird, arbeitete Bauingenieur Maxim Chebotarev als Gärtner. Die Abteilungsleiterin einer brasilianischen Bank, Rossanna Szalaty, saß an der Supermarktkasse – und das bei dem so vielstimmig beklagten Fachkräftemangel hierzulande.

Taxifahrer mit Magister, Kellner mit Diplom

Für viele ausländische Akademiker, die als Taxifahrerin mit Magisterabschluss oder als Kellner mit Diplom unter ihren intellektuellen Fähigkeiten beschäftigt werden, ist das Programm der Universität Duisburg-Essen die letzte Rettung. „Ich habe es mit der Fern-Universität versucht, aber allein lernen, das ging nicht“, erklärt Ruta Peci. „Jetzt bin ich endlich nicht mehr allein. Und mit so vielen jungen Menschen lernen, das tut gut.“

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1996 kam sie als Au-Pair-Mädchen nach Deutschland, wollte eigentlich studieren, traf aber ihren heutigen Ehemann und kümmerte sich zunächst um ihre Tochter. „Wir wollten, dass sie aufs Gymnasium geht“, sagt die Bochumerin. Und nebenher studieren oder arbeiten, das ging nicht: „Ohne Betreuung kein Job, ohne Job kein Betreuungsangebot“, beschreibt sie die Zwickmühle. Dabei hatte sie schon ein abgeschlossenes Studium aus Litauen in der Tasche. Jetzt geht es für sie wie für alle anderen neun Stipendiaten darum, fachlich und sprachlich den Anschluss zu schaffen. „Ich kann gut Deutsch, aber für die Fachsprache musste ich wieder meine Wörterbücher herauskramen“, erzählt sie.

Vor dem Studienstart steht eine genaue Prüfung

Vor dem Studienstart stand eine genaue Prüfung: Welche wissenschaftlichen Kenntnisse sind da? Wie ist das allgemeine und das fachsprachliche Niveau? Danach wird der Studienplan erstellt, und in drei bis vier Semestern, also maximal zwei Jahren, haben die ausländischen Akademiker einen gleichrangigen inländischen Abschluss – auch, wenn das erste Studium oft schon Jahre oder gar Jahrzehnte zurücklag.

„Es geht uns als Hochschule um den allgemeinen Bildungsauftrag und darum, dieser Klientel ein vernünftiges Angebot zu machen“, erklärt Anna-Katharina Jacob vom Projektbüro an der Uni Duisburg-Essen. Dazu gehört auch die finanzielle Absicherung der Studierenden, die oft weder für Bafög noch für Mittel der Agentur für Arbeit infrage kommen: Denn einen Job haben sie ja oftmals. Zunächst ist das Projekt auf zwei Durchgänge beschränkt, 23 Plätze kann die Uni noch vergeben an Ingenieure oder Wirtschaftswissenschaftler, die die Voraussetzungen erfüllen. „Wir rechnen m it mehreren hundert Bewerbern“, erklärt Anna Katharina Jacob. Die Nachfrage zeige, wie wichtig das Projekt ist – die Uni will versuchen, daraus ein langfristig finanziertes Projekt zu machen. Damit noch mehr Akademiker wie Ruta Peci ihre Chance bekommen – und wir alle von ihren Fähigkeiten profitieren können.