Duisburg. . Auf Gelder von EU, Bund oder Land kann man in Duisburg lange warten, glaubt die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände. In einer gemeinsamen Stellungnahme appellieren sie an die Duisburger, die Integration der Zuwanderer aus Südost-Europa selbst anzupacken.

2014 wird es mit der Einführung der uneingeschränkten Freizügigkeit zu einem stärkeren Zustrom von Zuwanderern aus dem EU-Raum kommen. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege Duisburg wollen so lange nicht warten: Sie appelliert an die Duisburger Stadtgesellschaft, sich der Herausforderung zur Integration immer neuer und wechselnder Zuwanderungsgruppen zu stellen.

„Die Zukunftsaufgabe der Integration“ werde Duisburg jedoch alleine stemmen müssen, sagt Klaus Kreitz vom Deutschen Roten Kreuz. „Schminkt euch den Gedanken ab, dass es EU-, Bundes oder Landesmittel gibt. Wir werden es gemeinsam schultern müssen“, ergänzt Karl-August Schwarthans von der Awo-Integrations gGmbH. Duisburg habe „kein Problem mit Sinti und Roma“, sondern die Aufgabe, ohne finanzielle Unterstützung soziale und ökonomische Unterschiede zu überwinden.

Lange Wartelisten

Eins der Ärgernisse in ihren Augen: Die Wartelisten auf einen Schulplatz für schulpflichtige Kinder. Darauf hätte man sich längst einstellen können, glauben die Verbände. Es sei ein Unding, „wenn die Kindergeldkasse eine Schulbescheinigung zur Auszahlung von Leistungen verlangt und gleichzeitig das Kind überhaupt keinen Schulplatz zugewiesen bekommt.“

Ein anderes Ärgernis: „Viele tausend Menschen leben unter Hartz IV-Niveau und wir lassen das zu“, schimpft Schwarthans. In den ersten drei Jahren dürften sie nicht arbeiten, wenn sie nicht selbstständig sind, beschreiben die Verbände. Zugespitzt bedeute dies, das Kindergeld, Prostitution und Schwarzarbeit die Basis für den Lebensunterhalt seien. Angesichts des Fachkräftemangels müsste die Gesellschaft jedoch ein Interesse daran haben, die Menschen zu qualifizieren. Arbeitsbereiche wie in der Pflege seien nur noch durch Migranten sicherzustellen. Deshalb müsste es auch bei den Arbeitgebern ein Umdenken geben, sie müssten sich öffnen. „Wir brauchen sie dringend, da können wir es ihnen nicht so schwer wie möglich machen“, sagt Stephan Kiepe-Fahrenholz vom Diakonischen Werk. An Sprachkursen dürften die EU-Zuwanderer nur als Selbstzahler teilnehmen. Die Verbände schleppen angesichts dieser Groteske manche kostenlos durch, das könne aber nicht zum Prinzip werden.

Nicht von einem auf alle schließen

Es sei zu leicht, von den Bewohnern eines Problemhauses wie in Rheinhausen auf alle zu schließen, mahnt der Pastor. Die meisten Zuwanderer suchten in erster Linie Bildungschancen für ihre Kinder und einen Job für ihren Lebensunterhalt. Viele Dinge würden sich nicht mit Geld lösen lassen, es gehe vielmehr um eine andere Haltung zu den Zuwanderern. „Wenn 57 Prozent der Grundschüler einen Migrations-Hintergrund haben, stellt sich die Frage, wer sich wohin integriert“, sagt Schwarthans. Deshalb der Appell: „Wir selbst vor Ort müssen die Zukunft und das Zusammenleben gestalten, und zwar heute und aus eigener Kraft.“ Sie sind überzeugt, dass es gelingen kann.