Duisburg.

Saxofon-Musik trällert über den König-Heinrich-Platz. Neben der Bühne steht ein FDP-Plakat. Es zeigt unter anderem den Parteigranden Guido Westerwelle, der in wenigen Minuten sprechen soll. Sieben Sicherheitsleute, Männer und Frauen in schicken dunklen Anzügen, haben alles im Blick.

Der erwartete Besucheransturm sollte am Samstag jedoch ausbleiben. Westerwelle würde nicht kommen. Er sei noch im litauischen Vilnius, erklären die Duisburger Liberalen mit enttäuschen Gesichtern. In Litauen diskutiert der Außenminister mit Amtskollegen über einen möglichen Militäreinsatz in Syrien.

Dass das Zugpferd der Bundespartei doch nicht reden würde, spricht sich schnell herum. Dennoch versammeln sich rund 200 Sympathisanten und Neugierige. Ausfallen lassen die Liberalen die Kundgebung nicht. Landes-Chef Christian Linder und NRW-Generalsekretär Marco Buschmann springen ein. „Frieden muss immer Vorrang vor Wahlkampf haben“, sagt Buschmann über Westerwelles Abwesenheit und gleitet nahtlos in seine Wahlkampfrede, die für FDP-Anhänger keine Überraschungen bereithält, sie aber auf die letzten Wahlkampfwochen einstimmt.

Solide Finanzen sind ein zentrales Thema

Solide Finanzen seien ein zentrales Thema der Regierung und „niemand steht dafür so konsequent wie die FDP“, so Buschmann. Rot-Rot-Grün müsse man verhindern, unter so einer Koalition gebe es keine mündigen Bürger mehr. Die SPD wolle immer besser wissen, wie man mit Geld umgeht und nehme es daher den Menschen weg. „Die Grünen betreiben Volksverdummung, wollen uns zurück auf die Bäume schicken“. Durch Fleischgenuss sei die Evolution ja erst richtig in Gang gekommen und ein „Veggie Day“ daher eine „absolute Frechheit“.

Mit lautem Applaus wird Christian Lindner auf dem Podium begrüßt und auch er teilt gewohnt spitzzüngig gegen die politischen Gegner aus: Die SPD habe unter Gerhard Schröder als erste den Maastricht-Vertrag verletzt und sei Schuld, dass aus der Europäischen Union ein „Schulden-Club“ geworden sei. Die Freidemokraten hingegen, sorgen sich um den Mittelstand. Er trage auch heute noch die größte Last der Finanzkrise und müsse daher jetzt einen „fairen Anteil am Aufschwung“ bekommen. „Die Reformen wirken und der Aufschwung könnte auch bei den Arbeitnehmern ankommen“. Wenn das Steuersystem vernünftig angepasst würde. Dies aber gelinge eben nur mit einer starken FDP., machte Lindner klar.

CDU-Landeschef Laschet liefert letzte Argumentationshilfen für Wahlkampf 

Nein, um Wählerstimmen buhlen oder Unentschlossene überzeugen musste Armin Laschet bei der Zuhörerschaft vor dem Rednerpult in der MSV-Arena nicht. Dem CDU-Landeschef ging es am Freitagabend auf dem Parteitag der Duisburger Christdemokraten vielmehr darum, sie auf die letzten zwei Wahlkampfwochen einzustimmen.

„Jede Stimme zählt“, mahnte Laschet. Auch in Duisburg, nicht gerade eine CDU-Hochburg im Land. „Es wird knapp“, schwor er den Parteitag ein. Die Bundestagswahl wird darüber entschieden, wer seine Reihen an die Wahlurne bekommt – oder eben nicht. Und die Wahl wird im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen entschieden. Wieder stärkste Kraft im Land werden, das ist Laschets Ziel. Ein Prozent mehr CDU-Stimmen hier wiegen so viel wie zwei Prozent in Bayern. Also: Wer in Duisburg kräftig wahlkämpft, kämpft für Merkel, die Kanzlerin „der erfolgreichsten Regierung in ganz Europa“, spornte Laschet die Basis an.

Letzte Argumentationshilfen bot der Landesvorsitzende, passgerecht auf Duisburg, die Stahlstadt, zugeschnitten: „Deutschland muss Industrieland bleiben“, das soll die Kernbotschaft sein. Und das Land braucht eine gute Infrastruktur: „Nach dem Aufbau Ost muss die Sanierung West kommen“.

Das Geld dazu, so Laschet kann nur eine florierende Wirtschaft liefern. „Steuererhöhung, wie sie Rot-Grün will, sind tödlich, und Steuersenkungen, wie sie die FDP fordert, sind unrealistisch“, gab er für die Diskussionen an den Infoständen mit auf den Weg. Und dazu noch diese Losung, quasi als drohende Gefahr und letzter Ansporn: Fehlt Merkel nach dem 22. September die Mehrheit mit der FDP, drohe Rot-Rot-Grün und sei es nur als Rot-Grün mit linker Duldung, also wie zwischenzeitlich in NRW.

Rot-Rot-Grün im Duisburger Rat, das will der am Freitag wiedergewählte Duisburger CDU-Vorsitzende Thomas Mahlberg, bei der Kommunalwahl 2014 Geschichte werden lassen: „Wir wollen die CDU so platzieren, dass niemand an ihr vorbeikommt“, sagte er. Mahlberg, jetzt noch Bundestagskandidat, fiebert schon der Stadtwahl entgegen: „Schade, dass dann nicht der OB zur Wahl steht“, stellte er SPD-Mann Link an den Pranger: Von Neuanfang keine Spur, eine Postenschacherei, die die Stadt „acht bis zehn Millionen Euro“ kostete, kein Durchgreifen gegen die Armutsflüchtlinge. „Viele sind von Link und vom Rathaus enttäuscht“, rüstet sich Mahlberg schon für die nächste Wahl.

Kämpferische Sahra Wagenknecht - Wer arbeitet, muss davon leben können 
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Während Christian Lindner über die Lasten des Mittelstands sprach, ergriff Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der Partei „Die Linke“, nur wenige hundert Meter weiter ebenfalls das Mikrofon. Einige 100 Anhänger empfingen sie am Kuhtor, im Schatten zweier Bankgebäude. Wagenknecht vertrat wohlbekannte Thesen ihrer Partei und wurde dafür von den Besuchern laut bejubelt.

Am Ende blieb jedoch der Eindruck, als gebe es für die Linken im Bund keinen potenziellen Koalitionspartner. Denn Wagenknecht sprang weder zimperlich mit den Regierungsparteien noch mit der SPD um. Allerdings verzückte die Politprominente ihre Zuhörer gerade mit Kernaussagen ihrer Partei. „Es gibt Milliarden für Millionäre aber kein Geld für Bildung und für die Rente“, geißelte sie die derzeitige Europapolitik, die nur die Vermögen der Finanzanleger und der Oberschicht rette, während der angestellte Fliesenleger bei einer Firmeninsolvenz alleine gelassen würde. „Für einen Arbeiter kommt niemand mit Steuerschecks!“

Es reiche nun mal nicht, „soziale Gerechtigkeit zu heucheln“, während man sich für Arbeitsmarktreformen und ein angebliches „Jobwunder“ auf die Schultern klopfe und dafür den Armutsbericht und die Arbeitslosenzahlen fälsche. Wagenknecht: „Wer arbeitet, muss von seiner Arbeit leben können“, alles andere sei „Manchesterkapitalismus und Ausbeutung“. Dagegen kämpfe einzig die Linke.

Die übrigen Parteien würden ihre „falschen Weichenstellungen“ für Deutschland und Europa nicht zurücknehmen wollen.