Duisburg. Die Bundestagswahl, die am 22. September stattfindet, ist bereits jetzt unübersehbar: Angela Merkel - wohin man schaut. Tausende Plakate aller Partien säumen schon die die Straßen überall in Duisburg. Aber noch sind Sommerferien. Danach wird das Tempo noch einmal angezogen. Ein Überblick.

Angela Merkel wohin man schaut, tausende Plastik-Konterfeis der Parteien an Laternenmasten, Zehntausende Flyer in den Briefkästen und an den Infoständen, die Piraten blasen kleine Luftballon-Schwerter auf und die Bündnisgrünen fahren Politprominenz von Trittin bis Künast auf: Gut fünf Wochen vor der Bundestagswahl am 22. September weicht die Sommerpause dem Wahlkampf.

Bis zum nächsten Wochenende will die CDU den Großteil ihrer 3000 Wahlplakate aufgehängt haben. Duisburgs CDU-Parteichef und Kandidat Thomas Mahlberg setzt voll die die Großplakate zierende „Titelverteidigerin“ Merkel. Sie bleibt Kanzlerin. Er ist sich sicher, dass „wir in Berlin weiter regieren“. Das zähle. Die beiden Duisburger Wahlkreise werden die Christdemokraten der SPD wohl nicht streitig machen können.

300 Wahlkämpfer aus den Ortsvereinen

In der Tat haben die Sozialdemokraten andere Sorgen, denn das Kandidaten-Duo Bärbel Bas und Mahmut Özdemir dürfte die Duisburger Sitze im alten Reichstagsgebäude für die SPD verteidigen. Doch die Berliner Steinbrück-Luft erweist sich fraglos als Gegenwind. „Es herrscht kein überbordender Optimismus, aber wir sind kampferprobt und keine Schön-Wetter-Partei“, räumt Parteigeschäftsführer Jörg Lorenz ein und macht sich und den 300 Wahlkämpfern aus den Ortsvereinen zugleich Mut: „Wir sind im Wahlkampfmodus.“

„Es ist noch eher ruhig“, berichtet Thomas Wolters aus der FDP-Wahlzentrale. Ohnehin: Entscheidend sind die letzten zwei Wochen. „An die Fünf-Prozent-Hürde denkt keiner mehr. Wir reden von der Sieben vor dem Komma“, glaubt er. Ob da die 1000 Plakate helfen? „Zehn plus X“, peilt derweil Linken-Pressesprecher Hans-Werner Rook als Prozentmarke an. Auf die Plakatschlacht könnte er verzichten. „Aber es machen halt alle.“

Immerhin Duisburgs bündnisgrüner Kreissprecher und Kandidat Matthias Schneider hat ausgemacht, dass „unser Infomaterial nicht mehr sofort im nächsten Mülleimer landet“.

Der Wahlkampf der Parteien im Überblick 

SPD: Dialog-Box mit Gabriel

Wir warten nicht, dass die Menschen zu uns kommen, wir gehen auf sie zu“, kündigt Partei-Manager Lorenz einen intensiven Straßen- und Dialogwahlkampf an. Was er kostet, sagt die SPD traditionell nicht. Nur so viel: „Nicht mehr als 2009.“ Auch um jede Zweitstimme will die SPD kämpfen. Sie entscheidet letztlich, ob es für Rot-Grün reicht. Dabei sollen SPD-Ministerpräsidentin Kraft und Bundes-Parteichef Gabriel mit ihren Visiten helfen. Am 31. August ist ein Aktionstag geplant, kurz vor der Wahl baut die SPD in der City eine „Dialog-Box“ und einen Riesen-Schirm auf.

CDU: Konterfei auf dem Smart

Die CDU plant keine Großveranstaltungen; an Prominenz kommt lediglich NRW-Parteichef Armin Laschet Anfang September nach Duisburg. Dafür soll es mehr als 100 Infostände in den Ortsteilen geben. In Mahlbergs Garage liegen Kisten mit Feuerzeugen und anderen Werbegeschenken, einen Smart-Leihwagen lässt er mit Folien bekleben. Er und Kandidaten-Mitstreiter Volker Mosblech aus dem Nord-Wahlkreis haben mit Peter Ibe und Jürgen Quensel eigene Wahlkampfleiter. Die rund 40 Großplakate zahlt die Bundespartei. Den großen Rest die Duisburger Parteikasse.

Bündnis 90 / Die Grüne: Grüne Prominenz

Die grünen Windrädchen dürfen bei den Bündnis-Grünen natürlich als Give-away nicht fehlen, dazu gibt es diesmal an den Infoständen auch kleine grüne Kampfenten. Doch Kandidat Schneider setzt vor allem auf Inhalte, speziell auf die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der Grünen. Und dafür sind NRW und vor allem Duisburg wichtige Wahlkampforte. Mit Jürgen Trittin, Volker Beck, Bärbel Höhn und Renate Künast, vielleicht auch Claudia Roth kommt fast die komplette Prominenz-Riege nach Duisburg.

FDP: Welle für Westerwelle

Die 1000 Plakate werden gehängt, die Kandidatenflyer mit Spitzenkandidat Brüderle vorne und den beiden Duisburger Wahlkreis-Kandidaten auf der Rückseite müssen in fünfstelliger Zahl noch gedruckt werden. Hoch ist auch die Zahl der Podiumsdiskussionen: Fast jeden zweiten Tag sind die Kandidaten „irgendwo“ unterwegs, so Wolters, den vor allem der organisatorische und Sicherheits-Aufwand für die FDP-Großveranstaltungen am 7. September mit Außenminister Westerwelle und Landeschef Lindner umtreibt.

Die Linke: 48-Stunden-Wahlkampffinale

Auch die Linken plakatieren kräftig: 2800 sind es. Die Druckmaschinen rattern für 100 000 Wahlkampfzeitungen, Kurzwahlprogramme und 30 000 Flyer. 70 Wahlkämpfer aus den Ortsteilen sind bei Infoständen und Stadtteilfesten im Einsatz.„Es gibt viele Unentschlossene“, meint Parteisprecher Rook. Deshalb setzt die Partei auch auf einen 48-Stunden_Wahlkampf zum Finale. Am 7. September kommt Sarah Wagenknecht. Auch ihre Botschaft wird sein: Ohne die Linken gibt es keinen Politikwechsel. Rot-Grün schließt eine Koalition mit den Linken aus.

Piraten: "Wir sind ganz normal"

Bei SPD und CDU dürften es etliche zehntausend Euro Wahlkampfetat sein, bei Grünen und Linken erklärtermaßen 10 000 €, die Piraten wollen mit 1000 € aus der eigenen Kasse auskommen. Dazu machen 20 Aktive den Wahlkampf. Da hilft, dass die Duisburger Piraten ihre Streitereien offenbar beendet haben. Kandidat und Kreissprecher Kurt Klein: Wir sind keine durchgeknallten Computermenschen, sondern ganz normal.“ Er ist optimistisch, dass die Piraten bundesweit die fünf Prozent schaffen, in Duisburg erst recht. Bei der Landtagswahl waren es immerhin um die 9 %.