Duisburg. Nirgends im Regierungsbezirk waren die Wohnungen 2011 so klein wie in Duisburg. 75 Quadratmeter war eine Wohnung im Durchschnitt groß. Das geht aus einer Erhebung von IT.NRW auf Basis des Zensus hervor. Gründe dafür sind Duisburgs Geschichte und die Sozialstrukturen.
„Die kleinen Behausungen lenken den Geist zum Ziel, die großen lenken ihn ab“, soll Leonardo da Vinci gesagt haben. Demnach wäre Duisburg die Stadt der Zielstrebigen. Nirgends im Regierungsbezirk waren die Wohnungen 2011 so klein wie hier: 75 Quadratmeter im Durchschnitt. Das geht aus einer Erhebung von IT.NRW auf Basis des Zensus hervor.
In Nordrhein-Westfalen leben nur die Gelsenkirchener auf kleinerem Raum und 74 Quadratmetern. Im Ruhrgebiet insgesamt waren die Wohnungen bei der Zensuserhebung im Schnitt 81,4 Quadratmeter groß.
Duisburger Geschichte und Sozialstruktur
Die Gründe für die kleinen Wohnflächen liegen in Duisburgs Geschichte und Sozialstruktur. „Zu Zeiten der Wohnungsnot in den 50er und 60er Jahren wurden viele neue Häuser und Wohnungen hochgezogen“, sagt Markus Kansy von der Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte. Kleine Wohnungen, schnell gebaut und günstig zu haben: Sie prägen das Bild in der Immobilien-Landschaft. Immerhin 62 Prozent der Wohnungen sind zwischen 40 und 79 Quadratmeter groß.
Doch die Bevölkerung wächst nicht mehr. „Der demografische Wandel betrifft auch Duisburg stark“, sagt Kansy. Die Folge: Viele Wohnungen stehen leer. Wo in anderen Städten ein Kampf um jedes freie Zimmer entbrennt, hat in Duisburg der Mieter häufig eine große Auswahl.
Wohnqualität ist gefragt
Trotz der 75-Quadratmeter-Durschnittswohnung lebt der Duisburger deshalb meist wenig beengt. Zwar könne man kaum allgemeingültige Aussagen treffen, sagt Kansy, die Tendenz sei aber klar: „Die Mieter wollen mehr Wohnqualität.“ Wo früher mehrköpfige Familien wohnten, machen es sich heute häufig Einzelpersonen oder Pärchen gemütlich. Die Wohnfläche pro Einwohner wächst in Deutschland seit Jahren.
Auf diesen Trend haben sich die Wohnungsbauer eingestellt. „Bei Neubauten werden nur noch 10 bis 15 Prozent der Wohnungen bis 60 Quadratmeter gebaut“, sagt Kansy. Groß ist beliebt, weiß auch die städtische Baugesellschaft Gebag und errichtet ebenfalls vornehmlich größere Wohnungen jenseits der 45 Quadratmeter.
Der Bedarf muss abgedeckt werden
Ganz auf kleine Wohnungen verzichten kann die Gebag aber nicht. „Wir müssen den ganzen Bedarf abdecken“, sagt Sprecherin Adriana Bongard-Fuchs. „Alleinstehende, Studenten und einkommensschwache Personen fragen nach kleineren Wohnungen.“
Alles eine Frage des Geldbeutels also. In Duisburgs Mitte scheint der einigermaßen gut gefüllt. Insbesondere Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern und 60 bis 80 Quadratmetern sind gefragt. „Selbst Studenten gönnen sich mittlerweile größere Räume“, sagt Kansy.
Im Durchschnitt hat eine Wohnung in Duisburg laut IT.NRW übrigens 3,6 Zimmer. Für die rund 8600 Bewohnern von Ein-Zimmer-Wohnungen im Stadtgebiet bleibt der Trost, dass ihr Geist nicht abgelenkt wird.