Duisburg.

Die Duisburger Statistiker haben ganz gut gerechnet: Nach den Auswertungen des Zensus 2011 weicht die Einwohnerzahl mit 488 468 Personen zum Stichtag 9. Mai 2011 nur um 535 (0,1 %) von der alten amtlichen Einwohnerzahl ab. Was die ersten Auswertungen der erhobenen Daten nach Berechnungen des Pestel-Instituts (Hannover) nach eigenen Berechnungen daraus auch ergeben: Bis zum Jahr 2035 werden 123 210 Menschen in Duisburg älter als 65 sein. Die Studie des Instituts sieht daher einen Bedarf von 15 900 zusätzlichen Seniorenwohnungen. Geschätztes Investitionsvolumen: 248 Millionen Euro.

„Mit der starken Zunahme Älterer wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen rasant wachsen“, sagt Pestel-Studienleiter Matthias Günther. Die Prognose für Duisburg gehe von rund 19.580 Pflegebedürftigen im Jahr 2035 aus. „Bei dieser Entwicklung wird es höchste Zeit, barrierearme Wohnungen für Senioren zu schaffen. Ziel muss es sein, die älteren Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu lassen. Auch dann noch, wenn sie dort ambulant gepflegt werden müssen.“

Die Studie hat d as Verbändebündnis „Wohnen 65plus“ in Auftrag gegeben. Dazu gehören: der Sozialverband VdK Deutschland, der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB).

Seniorenwohnungen werden oft teuer

Neubauten haben ihren Preis. Jan Rothe: „Je nach Grundstückskosten bewegen wir uns durch Barrierefreiheit und Energie-Effizienz in preislichen Regionen, die sich Ältere oft nicht leisten können.“

Damit ältere Mieter möglichst lange in ihren Wohnungen bleiben können, hat die Wohnungsbaugenossenschaft Süd einen „Nachbarschaftshilfeverein“ gegründet.

Hört man bei diesen Auftraggebern der Studie „die Nachtigall trapsen?“ Sozialdezernent Reinold Spaniel hält es für „sehr gewagt“, eine Prognose für 20 Jahre aufzustellen. Die Duisburger Prognose des Sozialberichts reicht zwar auch bis 2027, geht aber davon aus, dass bis 2020 die Zahl der Duisburger über 65 Jahre zunächst auf unter 99.000 sinken wird, bevor sie wieder leicht auf knapp 100.000 ansteigt. Unabhängig von den Prognosen geht der Sozialbericht davon aus, dass „der Wunsch nach Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Autonomie in der Lebensführung“ bei Älteren oben auf der Wunschliste steht. Das Konzept „Wohnvision“ der Stadt sieht vor, verstärkt barrierefreie, zumindest aber barrierearme Quartiere zu entwickeln.

Genossenschaft baut barrierefrei

Die Wohnungsgenossenschaft Süd richtet ihre größeren Neubauten wie zum Beispiel auf der Kortumstraße möglichst per se barrierefrei ein. „Neubauten sind die einzige Chance, Barrierefreiheit in allen Wohnungen umzusetzen“, erklärt Vorstand Jan Rothe. In kleineren Bauvorhaben und bei Modernisierungen würden zudem die Erdgeschosswohnungen barrierefrei umgebaut. Der Bedarf sei da: „In unserer Genossenschaft liegt der Anteil der Bewohner über 60 bei rund 50 %.“