Duisburg. .

Spricht man mit der Niederländerin Mea Venema über ihre Arbeit, dann spricht man automatisch auch über den berühmten Choreographen Hans van Manen. Früher hat Mea Venema in seinen Stücken getanzt, heute ist sie van Manens Assistentin und studiert seine Choreographien bei anderen Compagnien ein. Bei Martin Schläpfers Ballett am Rhein betreut sie beispielsweise „Without Words“ und „Große Fuge“.

Zwar hat Mea Venema in den 21 Jahren ihrer Tanzkarriere beim Nederlands Dans Theater und beim Niederländischen Nationalballett auch klassische Rollen wie Julia und Giselle getanzt, doch die Choreographien von Hans van Manen haben bei ihr einen viel stärkeren Eindruck hinterlassen: „Ich habe immer schon seine Klarheit, seinen Stil und seine große Musikalität geschätzt.“

Schwangerschaft eröffnete zweite Karriere

In „Große Fuge“ gehörte sie 1971 zur Premierenbesetzung, aber als van Manen sein Stück einige Jahre später beim Nationalballett auf den Spielplan setzte, war Mea Venema schwanger und konnte die Produktion nicht mittanzen. Die Schwangerschaft eröffnete der Tänzerin, die nach ihrer Tanzlaufbahn eigentlich einen Blumenladen eröffnen wollte, eine zweite Karriere: „Van Manen fragte mich, ob ich nicht seine Assistentin sein wolle und so durfte ich Große Fuge für ihn einstudieren.“

Kannte Mea Venema bisher nur ihre Schrittfolgen, so musste sie nun die Abläufe der gesamten Choreographie erlernen und notieren. Dabei nutzt Venema keine klassische Tanzschrift, sondern sie beschreibt die gesamte Choreographie in sprachlichen Notizen. Mittlerweile sind auch die Filmaufnahmen eine wichtige Hilfe beim Einstudieren.

„Heute weiß jeder, was ihn erwartet“

Zum Beginn einer Arbeit zeigt Mea Venema stets den Film mit der Urbesetzung, damit jede Tänzerin und jeder Tänzer schon einen ersten Eindruck vom Stück bekommt. „Vor vielen Jahren haben sich die Ballerinen großer europäischer Compagnien während der Proben oft überfordert gezeigt. Heute weiß jeder, was ihn erwartet.“

Da Hans van Manen das Ballett am Rhein durch die regelmäßige Zusammenarbeit gut kennt, wählt er die Besetzung seiner Stücke selbst aus. Für die Einstudierung hat Mea Venema dann drei Wochen Zeit, in der letzten Probenphase kommt Hans van Manen selbst an den Rhein und gibt der Arbeit den letzten Schliff. „Hans van Manen und Martin Schläpfer haben großen Respekt voreinander und vertrauen sich. Hier ist für die Proben immer alles sehr gut vorbereitet, so dass sich Hans sehr wohl fühlt.“

Insgesamt 28 verschiedene Choreographien von Hans van Manen hat Mea Venema mittlerweile einstudiert, doch eine Lieblings-Choreographie von ihm hat sie nicht: „Da könnte ich gleich zehn Stücke aufzählen. Ich mag einfach die Abwechslung.“ Dadurch, dass immer wieder junge Tänzer die Stücke von van Manen tanzen, blieben die Choreographien jung: „Ich glaube, dass man van Manen auch in 50 oder 100 Jahren tanzen kann, so zeitlos sind diese Arbeiten.“