Duisburg.
Wenn das Ballett am Rhein sein morgendliches Training beginnt oder die Kinder in der Ballettschule das Bein schwingen, dann sitzt Christian Feiler am Klavier. Der Arbeitstag des Ballett-Repetitors ist prall gefüllt mit Musik und Tanz. Morgens um 10 Uhr startet er mit dem Training der Compagnie im Oberkasseler Balletthaus, danach begleitet er bis 14 Uhr die Proben im Ballettsaal. Am Nachmittag musiziert er zu den Stunden der Ballettschule, und von 18 bis 21 Uhr folgt dann eine weitere Probe.
In den Trainingsstunden spielt Feiler keine klassischen Ballettmusiken von Tschaikowsky oder Prokofjew, sondern er improvisiert: „Wenn ich die Bewegungen sehe, begleite ich dazu.“ Studiert Martin Schläpfer eine neue Choreographie ein, erklingt die Musik meist von der CD, doch auch dann ist Feilers Sachverstand gefordert. Zielgenau muss er kleine Abschnitte auf der CD ansteuern, wenn ein Bewegungsablauf geprobt und wiederholt wird.
Mit 19 die erste Stelle beim Greifswalder Ballett
Geboren wurde Christian Feiler in Zwickau, aber seine Wurzeln liegen in Duisburg: Großvater Ritzenhofen war Besitzer eine Bäckerei im Norden, Feilers Eltern heirateten in Walsum. Weil es 1950 auf dem Duisburger Arbeitsmarkt schlecht aussah, ging das frisch getraute Ehepaar Feiler zurück in die sowjetische Besatzungszone, die man gerade erst hinter sich gelassen hatte. Bis zum Mauerbau 1961 verbrachte Feiler seine Sommerferien regelmäßig bei den Walsumer Großeltern.
Der Weg des jungen Musikers, der als Kind im Dresdner Kreuzchor unter Rudolf Mauersberger gesungen und am Zwickauer Robert-Schumann-Konservatorium studiert hatte, zum Ballett war sehr zielstrebig. Als er mit 19 seine erste Stelle als Repetitor beim Greifswalder Ballett erhielt, musste er sogar im Corps de Balletts mittanzen – und das ohne Balletterfahrung.
Anderthalb Jahre musizierte und tanzte Feiler in Greifswald, was er als eine wichtige Lehrzeit sieht: „Dadurch kenne ich die Bewegungsabläufe der Tänzer und weiß, welche Musik dazu passt. Außerdem habe ich an der Kirchenmusikschule improvisieren gelernt, so dass ich in meinem Klavierspiel jeden Tag spontan darauf reagieren kann, was im Ballettsaal passiert.“
Feiler plant ein Chorwerk
Als der ehemalige Rheinopern-Ballettchef Youri Vamos 2007 einen Repetitor suchte, sprach er direkt Christian Feiler an. Der Kontakt zwischen dem Choreographen und dem Pianisten bestand seit ihrer gemeinsamen Zeit an der Bayerischen Staatsoper in den 80er Jahren.
Beim Wechsel von Vamos zu Schläpfer haben sich Feilers Aufgaben nicht geändert, lediglich der Tanzstil ist anders: „Youri Vamos hat seine Ballette aus der klassischen Tradition entwickelt, für Martin Schläpfer ist die Tradition der Ausgangspunkt, mit dem er dann sehr reflektiert arbeitet.“
Bei so viel Arbeit im Ballettsaal kommt Feilers zweite Leidenschaft, das Komponieren, viel zu kurz. In seinen Münchner Jahren hat er für die Kammerspiele gearbeitet und auch für die ZDF-Serie „Anna“ die Ballettmusiken komponiert. Ein Chorwerk ist geplant. Vielleicht findet er jetzt in den Ferien Zeit dafür.