Duisburg. .
Die Ballett-Dramaturgin lag nicht gerade mitten auf Anne do Paços Weg. „Als Martin Schläpfer 1999 nach Mainz kam, bin ich ins kalte Wasser gesprungen“, sagt die gebürtige Mainzerin, die am Staatstheater der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz Assistentin von Generalmusikdirektor Stefan Sanderling war – und damit zuständig für Oper und Konzerte.
Der Vater Archäologe, die Mutter Lehrerin, beide theaterbegeistert. Beruflich führte der Weg ans Theater Anne do Paço über die Musik. Sie spielte Cello und Klavier, studierte in Berlin Musikwissenschaft. Mitten im Studienabschluss bot sich ihr 1995 die Gelegenheit, Regie-Hospitantin bei Intendant Peter Brenner zu werden. „Ich war entschlossen, das anzunehmen, und so bin ich am Theater gelandet.“
Ballett war Neuland
Ballett allerdings war Neuland für sie. „Martin Schläpfer hat meine Begeisterung geweckt.“ Es ist eine Mischung aus Faszination und gleicher Wellenlänge. „Martin Schläpfer ist ein Choreograph, der ungeheuer musikalisch arbeitet. Seine Liebe zur zeitgenössischen Musik traf meine Liebe, ich habe viele Kontakte zu zeitgenössischen Komponisten“, so Anne do Paço. „Das Faszinierende an ihm ist, dass er so unglaublich radikal ist. Er ist nie mit etwas zufrieden, findet immer noch eine offene Tür. Dieses Nichtnachlassen hat eine unglaubliche Energie. Damit kommt er auf ein künstlerisches Niveau, das andere nicht erreichen. Und es gibt immer Überraschungen, keine Sicherheit, ein ständiges Suchen – das ist so spannend.“
Die klassische Aufgabe eines Ballett-Dramaturgen ist zum Beispiel, Libretti zu schreiben. Doch Handlungsballette gibt es bei Schläpfer nicht. Auch aufs Schrittmaterial schaut Anne do Paço nicht. Bei der Spielplangestaltung wisse Schläpfer genau, was er wolle, die Musik berät er mit seiner Dramaturgin. Sie achtet darauf, ob bei den Choreographien Timing, Höhepunkte und Spannungsbogen stimmen – also alles, was ein Stück ausmacht. Schläpfer-Ballette sind abstrakt und assoziativ. Assoziativ kann auch die Arbeit mit ihm sein: „Wir spielen Pingpong mit Texten oder Gedichten,“ sagt Anne do Paço. Es gebe zwischen ihnen einen ständigen Austausch auch über die nächste Spielzeit. Besonders freut sie sich in der kommenden Saison auf die Uraufführung einer Ballettmusik von Adriana Hölszky. Die 1953 in Ungarn geborene Komponistin, die in Stuttgart lebt, schreibt für das Ballett am Rhein „Deep Field“.
"Tanz muss man in eine Sprache übersetzen"
Das Publikum kennt Anne do Paço von Einführungen und Ballett-Werkstätten. „Tanz muss man in eine Sprache übersetzen, die das Publikum versteht. Anders als bei Schauspiel, Oper oder Konzert wird die Bewegungssprache nicht unbedingt verstanden, man benötigt historisches und tanztechnisches Wissen.“ So versteht sie sich auch als „kommunikative Schnittstelle“. Die Duisburger seien vielleicht etwas schwerer zu erobern. „Aber das Ballett-Publikum ist offen, lebendig und mitteilungsfreudig.“