Duisburg.

In Duisburg kennt man Antoine Jully als Tänzer von Martin Schläpfers Ballett am Rhein, in Düsseldorf darf Jully auch in jeder Spielzeit eine eigene Choreographie erarbeiten. Zwei Stücke hat er bisher herausgebracht, in der kommenden Saison folgt „Hidden Features“.

In Duisburg tritt Antoine Jully seit vier Jahren regelmäßig auf, viel von der Stadt hat er bisher noch nicht kennengelernt. Da die Tänzer der Compagnie in Düsseldorf leben und im Oberkasseler Balletthaus geprobt wird, reist das Ballett nur für die Endproben und die Aufführungen mit dem Bus nach Duisburg: „Die Bühne in Duisburg ist etwas größer als in Düsseldorf, und das Orchester ist sehr gut“, so Jully.

Auch das Publikum in beiden Städten sei unterschiedlich: „Die Duisburger sind für moderne Stücke nicht so offen wie das Düsseldorfer Publikum. Dabei empfinde ich unseren Stil gar nicht als modern, sondern wir bringen die höchste Form des klassischen Tanzes auf die Bühne.“ Jully erinnert sich besonders gern an die Aufführungen von „Kunst der Fuge“ in Duisburg: „Während das Düsseldorfer Publikum nur freundlich applaudiert hat, gab es in Duisburg Jubel.“

Der Tänzer, der auch choreographiert

In Schläpfers Compagnie tanzt Jully seit 2005. Nach Stationen in Paris, London und Marseille wollte er eigentlich nur an einer Trainingsklasse in Mainz teilnehmen, doch Schläpfer bot ihm schnell einen Vertrag als Tänzer an. Der Ballettchef wusste zwar, dass Jully auch gerne choreographiert, doch die Möglichkeit eigene Stücke auf die Bühne zu bringen, eröffnete er ihm erst in Düsseldorf. „Dabei hatte Schläpfer nie ein Stück von mir gesehen. Er hat mich als Tänzer erlebt und hatte so viel Vertrauen in mich, dass er mir ermöglichte und erlaubte, selbst zu choreographieren.“

Vor Auftritten in klassischen Balletten verspürt Jully das größte Lampenfieber: „Wenn es modern ist, haben wir mehr Freiheiten, dann ist es einfacher. Bei klassischen Choreographien bemerkt man jeden Fehler sofort, dann steigt auch meine Nervosität.“

Steht Jully auf der Bühne, versucht er jede Vorstellung zu genießen, was gar nicht so leicht ist: „Wenn ich tanze, baue ich solch eine Muskelspannung auf, dass es manchmal schwierig ist, zu atmen. Ich muss dann immer den richtigen Moment zum Luftholen suchen.“

Noch keine Pläne für "danach"

Wenn er als Choreograph arbeitet, habe er die gleichen Freiheiten wie jeder anderer Gastchoreograph: „Schläpfer redet mir nicht herein und beeinflusst auch nicht, schließlich macht er das bei anderen Choreographen auch nicht. Manchmal bitte ich ihn aber um ein paar Tipps, zum Beispiel bei der Beleuchtung.“ Als Jully im Juni 2012 sein sommerlich unterhaltsames „Inside“ herausbrachte, ging es ihm auch darum, sich von Schläpfer zu unterscheiden: „Ich wollte ganz anders sein als Martin, obwohl das gar nicht so einfach ist.“

Über die Zeit nach seiner Tanzkarriere denkt Jully noch nach. Ob er sich dann ganz auf das Choreographieren konzentriert? „Das weiß ich noch nicht. Ich würde gerne eine eigene Compagnie leiten oder Tanz-Improvisation unterrichten. Vorher werde ich aber mit Martin Schläpfer über meinen weiteren Weg sprechen.“