Duisburg. .
Wer sich ein Bild von der Arbeit von Martin Schläpfers Ballett am Rhein machen will, kommt um Gert Weigelt nicht herum. Denn er ist für die Fotografien der Compagnie verantwortlich, die in Büchern, Programmheften, auf Plakaten und als Kalender erscheinen.
Gert Weigelt ist heute die Koryphäe der Tanzfotografie, doch ursprünglich war er selbst Tänzer. So war er beispielsweise am Nederlands Dans Theater und in Stockholm engagiert. Doch die Karriere eines Tänzers dauert nicht ewig, und für die Fotografie hat sich Weigelt immer schon interessiert. Darum studierte er in den 70er Jahren an der Kölner Fachhochschule für Kunst und Design Künstlerische Fotografie.
Trotz des Berufswechsels wollte Weigelt im angestammten sozialen Umfeld bleiben, und so wurde aus dem Balletttänzer ein Ballettfotograf. In den Anfangsjahren arbeitete er frei, reiste umher und hatte oft das Gefühl, mehr geduldet als erwünscht zu sein. In dieser Zeit war er auch maßgeblich am Aufbau der Zeitschrift „Ballett international“, die heute als „Tanz“ erscheint, beteiligt.
Die Ballettfotografie sieht Weigelt innerhalb der Theaterfotografie als „die Königsdisziplin“, denn: „Man muss beim Tanz unerhört schnell sein.“ Ironisch ergänzt er: „Wenn man eine Oper fotografiert, kann man zwischendurch noch einen Kaffee trinken gehen.“
Schnelligkeit ist dann nicht nur beim Druck auf den Auslöser gefragt, sondern auch in der letzten Woche vor einer Premiere. Bei der ersten Hauptprobe, gut fünf Tage vor der Premiere, schießt Weigelt an die 1500 Fotos. Danach muss er bis spät nachts auswählen und bearbeiten, bevor er am nächsten Morgen den Choreographen und Ballettchefs die besten 200 Bilder vorlegt. Daraus werden dann für das Programmheft um die zwölf Fotografien ausgewählt.
Wenn Gert Weigelt seine Arbeiten zu einem Kalender zusammenstellt, wie dies auch beim Ballett am Rhein regelmäßig geschieht, ist der Anspruch besonders hoch: „Das müssen absolute Spitzenfotos sein, jedes Bild sollte das vorangegangene noch übertreffen.“
In seinen Fotografien konzentriert sich Weigelt meist auf wenige Tänzer, denn: „Große Tableaus sind für mich nicht interessant, die Aktion schon. Außerdem reicht ein kleiner Fehler eines Tänzers in der Gruppe schon aus, ein Bild wertlos zu machen.“
Für Martin Schläpfer arbeitet Weigelt seit dessen Mainzer Zeit. Besonders „elektrisiert“ fühlte er sich von Schläpfers Choreographie von Witold Lutoslawskis Streichquartett oder von „5“: „Ein sehr fotogenes Stück, von dem man einen ganzen Bildband veröffentlichen könnte, da wird jeder Schuss zum Treffer.“
Fotografiert Weigelt das Ballett am Rhein, so sieht er sich regelmäßig „durch das hohe Niveau verwöhnt“. Wenn ihm das künstlerische Ergebnis bei einer anderen Compagnie nicht gefällt, sieht er seine Aufgabe aber trotzdem darin, gute Bilder zu machen und ein Ballett auch schon mal besser aussehen zu lassen, als es wirklich ist. Kritik gegenüber den Choreographen äußert er nicht, denn: „Ich komme mit meinen Kameras erst, wenn eh schon alles gelaufen ist.“