Duisburg. Die achte Allgäu-Orient-Rallye startete in Oberstaufen und endete in Jordanien. Die Autos mussten entweder 20 Jahre alt oder weniger als 111,11 Euro wert sein. Mit dabei waren sechs Duisburger. Mittlerweile verdienen sie wieder bei Metapeople am Duisburger Innenhafen ihre Brötchen.

Ein leichter Hang zum latenten Irrsinn ist zwar keine Grundvoraussetzung, kann aber auch nicht schaden, wenn man unbedingt ein Kamel gewinnen will. Wozu? Weshalb? Egal! Hauptsache Kamel. Um es vorweg zu nehmen. Es hat nicht geklappt mit dem Kamel. Aber dafür haben Marco Ciachera, Thun Vongpraseut, Christian Staude, Lasse Hoffmann, Kim Engels und Malte Möller-Herrmann nun jede Menge tolles Kino im Kopf, während sie wieder bei Metapeople am Innenhafen ihre Brötchen verdienen.

Das Kamel war die Trophäe für das Siegerteam der achten Allgäu-Orient-Rallye, die in Oberstaufen startete und 23 Tage später in Jordanien endete. Es war eine Rallye, die es in sich hat. Denn die Autos müssen entweder 20 Jahre auf dem Buckel haben oder weniger als 1111,11 Euro wert sein, GPS ist ebenso verboten wie Autobahnen. Dazu kommen Aufgaben aus der „Roadmap“, von denen Fotos von Grenzübertritten mit der gesamten Truppe noch die leichtesten Übungen waren.

Wie war es denn? Malte Möller-Herrmann antwortet prompt: „Viel gebastelt, viel improvisiert“. Aber das wollten die sechs Abenteurer vom Innenhafen ja nicht anders haben. Pauschalurlaub geht halt anders als Rallye. Dass sie mit ihren quitschorangenen Automobilen deshalb an fast jeder Tankstelle angesprochen wurden, verwundert ebenso wenig wie die sprichwörtliche Gastfreundschaft in fast allen durchquerten Ländern. Nur aus Bulgarien, da „wollten alle schnell raus“, so Möller-Herrmann.

5555 Kilometer offizielle Strecke

„Was ist schon von einem Land zu halten, in dem die Ausreise komplizierter ist als die Einreise?“, fragt das Rallye-Team in seinem Internetreisebuch und auch Malte Möller-Herrmann berichtet von einem Riesenschlagloch, das den Reifen geschrottet hatte an der zufällig 100 Meter weiter beheimateten Reparaturwerkstatt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Da verwundert es dann auch nicht mehr, wenn ein Kapitel mit den martialischen Worten „Türkei oder Tod!!!“ überschrieben war.

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5555 Kilometer betrug die Strecke offiziell, geworden sind daraus rund 8000 Kilometer, davon allein 4000 Kilometer durch die Türkei. Das alles ohne Türkisch-Kenntnisse aber dafür mit jeder Menge an Händen und Füssen. Klappte prima, auch wenn sich zwischenzeitlich am Sternzerstörer, wie die Truppe liebevoll ihren 91er Mercedes nannte, Anlasser, Blinker, Zigarettenanzünder, Hupe und Handbremse still und leise verabschiedet hatten.

Kein deutsches Straßennetz

Celik-Oto-Elektrik, einem Laden in Kioskgröße sei Dank, wurde das Gefährt gerichtet, Hupe Marke Jericho inklusive. Entlang der Grenze Iran und Syrien ging es ab nach Israel, wo die Behörden entschieden hatten, dass die Rallye-Karawane das Land innerhalb von 24 Stunden zu durchqueren habe. Da Autobahnen tabu waren, mussten manche Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Landstraßen ignoriert werden, aber es blieb bei acht Stunden für 400 Kilometer.

Halt kein deutsches Straßennetz. Und auch keine deutschen Straßenkarten. Um über Land zu fahren, war das Material super, um in den Städten den richtigen Weg zu finden, war es dann doch eher untauglich. So gestaltete sich manche Quartiersuche als mühselig und manches Bett als bescheiden. Doch getreu dem Motto „Du kannst nicht schlafen? Du bist nur nicht müde genug“ schlug sich die Mannschaft tapfer. „Klar, wenn man übermüdet und etwas angespannt ist, gibt es schon mal Spannungen, aber am nächsten Tag ist alles wieder gut“, lässt Malte Möller-Hermann auf den Mannschaftsgeist des Teams nichts kommen.

Spielzeug-Übergabe

Die Übergabe der Spielzeuge und Tornister in einem jordanischen Dorf, Hilfsprojekte für die dortige Bevölkerung gehören zum Konzept der Rallye, erschien den Duisburgern etwas suspekt. Unvergesslich aber für die Rallye-Fahrer war die sternenklare Wüstennacht im Wadi Rum mit einem waschechten Beduinen, der ob der Duisburger Gastfreundschaft inklusive Yum-Yum-Instantsuppe, erst einmal Original-Beduinen-Tee kredenzte.

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Das schien einigen benachbarten Dorfbewohnern, deren Kinder zuvor beschenkt worden waren, nicht zu passen, die sich mit Pick-Ups auf den Weg machten, das Lager zu überfallen. „Da hatten die Doofmannsgehilfenanwärter die Rechnung aber ohne uns ausgefuchste Rallyeprofis gemacht.“ Die Flucht über Stock und Stein gelang. Der Beduine entschuldigte sich für die Dorfbewohner und das Team verzichtete auf die Siegerehrung. War nicht schlimm, denn nach den ersten drei Teams wurden eh alle Mannschaften mit dem vierten Platz belohnt. Fazit: Kein Kamel, aber jede Menge Erlebnisse.