Duisburg. . Die Schifffahrt wird bestreikt. Wer vom Rhein ins Kanalnetz will, muss eine Schleuse nutzen. Doch die sind verschlossen. Der Streik soll bis Montag andauern. Bei Bedarf würde die Arbeit aber auch länger niedergelegt. Den Gewerkschaftlern geht es um die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Albert Hoffmann zuckt mit den Schultern: „Es ist eben so“, sagt er mit Blick auf die Schleuse Meiderich, deren Tore fest verschlossen sind. Der Steuermann der „Granit“, Heimathafen Ibbenbüren, liegt seit 7 Uhr morgens fest. Bis wann? Noch ein Zucken der Schultern.
Bis Montag um 6 Uhr, weiß Rüdiger Simon vom Personalrat des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Meiderich: „Das ist bisher unser Stand.“ Aber bei Bedarf werde man die Arbeit auch länger niederlegen, sagt der Gewerkschafter mit der grellen Verdi-Weste. Es gehe schließlich nicht um Geld, sondern um die Sicherung von Arbeitsplätzen. Seit Jahren schrumpfe die Belegschaft der Schifffahrtsbehörde, und jetzt drohe gleich der Wegfall jeder vierten Stelle, drohe die Versetzung zu anderen Dienststellen, drohten unzumutbar lange Wege zur Arbeitsstelle für alle, die nicht umziehen wollen oder können.
Umwege gibt’s nicht
Die Streikenden gehen davon aus, dass der Schiffsstau vor der Schleuse jetzt täglich zunimmt. Umwege gibt’s nicht, wer vom Rhein ins Kanalnetz will, muss eine Schleuse nutzen. Und die sind allesamt bestreikt. Nur in Münster nicht, aber das ist weit weg von Meiderich.
„Mit absolutem Unverständnis“ reagierte der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) in Ruhrort auf den Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi. „Die Unzufriedenheit mit der seit knapp zwei Jahren diskutierten Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung wird nun auf dem Rücken der verladenden Wirtschaft und der gesamten Logistikbranche, insbesondere aber auf dem Rücken der Unternehmer in der Güter- und Fahrgastschifffahrt, ausgetragen“, erklärt BDB-Präsident Georg Hötte. „Auch wenn die Arbeitsniederlegung zu den legitimen Formen des Arbeitskampfes in Deutschland gehört: Mit bundesweiten und wochenlangen Streiks schießt Verdi weit über das Ziel hinaus.“
Streik als Existenzbedrohung
Die Unternehmer seien „massiv verärgert“, der Streik bedrohe einzelne Unternehmer in der Partikulierschifffahrt in ihrer Existenz und treffe die Binnenschiffer und die verladende Wirtschaft zu einem äußerst sensiblen Zeitpunkt. Die Hochwasserkatastrophe der vergangenen Wochen habe bereits zu massiven Störungen im Güterverkehr in weiten Teilen Deutschlands geführt.
1350 Tonnen Hochofenschlacke hat die „Granit“ an Bord, geladen in der Nacht bei HKM. Albert Hoffmann nutzt die Zwangspause, putzt, schleift, streicht. Arbeit ist an Bord immer. Vielleicht sieht’s beim Ausbau der A 1 bei Münster bald anders aus. Dort ist die Duisburger Schlacke nämlich fest eingeplant.