Duisburg. . Das bischöfliche Mädchengymnasium St. Hildegardis in Duisburg wird ab dem Schuljahr 2014/15 koedukativ. Das Bistum Essen als Schulträger will mit der Reform auf die Veränderungen der Bildungssituation eingehen. Eltern, Schülern und Lehrern sollen nun ein Modell entwickeln.

Der Leitsatz auf der Informationsbroschüre des St. Hildegardis-Gymnasiums „Bei uns steht Ihre Tochter im Mittelpunkt!“, muss wohl bald um das Wörtchen „Sohn“ ergänzt werden. Ab dem Schuljahr 2014/ 15 nimmt das bisherige Mädchengymnasium auch Jungen in die 5. Klasse auf.

„Wir als Schule waren sehr überrascht“, sagt der Direktor Christoph Oster. Das Bistum Essen, Schulträger des Gymnasiums, will mit der Reform vor allem auf die Veränderungen der Bildungssituation eingehen. Dazu der Dezernent für Schule und Hochschule des Bistums, Bernd Ottersbach: „Man muss sich die Frage stellen, ob die reine Ausbildung von Mädchen an Schulen, im 21. Jahrhundert noch tragbar ist“. Dass Mädchenschulen gegründet wurden, lag historisch gesehen schlichtweg daran, dass ihnen lange Zeit der Zugang zur Bildung verwehrt wurde, so Ottersbach. Heutige Untersuchungen zeigen hingegen: Jungen sind mittlerweile die Bildungsverlierer. Neben der pädagogischen Triebfeder, gesteht sich das Bistum aber auch strukturelle Gründe für die Öffnung ein: „Wir können nicht verhehlen, dass auch der Bevölkerungsrückgang in Duisburg und die sinkende Zahl der Katholiken mit ein Grund für die Entscheidung sind“, erklärt Ottersbach.

Fortbildungen für Lehrer

Eine Kurzschlussentscheidung war es indes nicht. Das Thema ist seitens des Bistums viele Jahren im Gespräch. Erfahrungen mit der Einführung der so genannten Koedukation gibt es (u.a. Abtei-Gymnasium Duisburg und Don-Bosco-Gymnasium Essen). Der Schule steht nun eine Zeit der Veränderung und Planung bevor: Lehrer werden Fortbildungen wahrnehmen („männliches Imponiergehabe ist wichtiger als Unterrichtsstoff“), Methodik und Didaktik werden spezifiziert („Umgang mit maskulinem Gruppenzwang“). „Wir werden die genaue Umsetzung zusammen mit Schülern, Eltern und Lehrern ­entwickeln“, verspricht Christoph Oster. Die Schülerinnen seien schon am Tag der Bekanntgabe ganz fleißig dabei Vorschläge zu sammeln. „Wir werden unser Schulkonzept, mit all seinen Stärken beibehalten – wir werfen nicht alles über den Haufen“, unterstreicht Oster. Die Jungen, betont der Direktor, werden auch nicht in bestehende Klassen integriert, so dass jedes Mädchen ihren Abschluss so machen kann, wie es die Laufbahn begonnen habe.

Noch sei es zu früh, über die Umstellung im Detail zu sprechen. Bis zum Tag der offenen Tür (Ende November, Anfang Dezember), würde aber ein Rahmenkonzept für die Klassen 5 und 6 vorgestellt. Folgende Modelle seien u.a. denkbar:

  • Gleiche Plätze für Mädchen und Jungen
  • Gemischte und reine Mädchenklassen
  • Sekundarstufe I getrennt
  • Phasenweise Trennung, je nach Alter und Wunsch (z.B. Sportunterricht)