Duisburg. Die Stadt will über die DVV die MSV-Arena kaufen und so den Verein längerfristig sichern. Verbietet sich so etwas nicht in einer Stadt wie Duisburg, die zwei Milliarden Euro Schulden vor sich herschiebt, Bäder schließt und ständig an der Steuerschraube dreht? Ein Kommentar von Ingo Blazejewski.
Fußball kann so schön sein. Ein spannender letzter Bundesligaspieltag, danach das große deutsche Finale der Champions League. Aber nicht alles im Fußball ist eben Bayern gegen Dortmund in Wembley, wo beide Vereine in dem Wettbewerb so viel Geld verdient haben werden, dass sie gleich viermal die MSV-Arena kaufen könnten. Wenn sich das alles durch Fernsehgelder und Sponsoring refinanzieren lässt, ist das eine feine Sache.
Das Dilemma: Das Gefälle der Bundesligisten ist enorm, während oben in Liga eins das Konto bei einer Handvoll Clubs immer dicker wird und Spieler für Ablösen hin- und hergeschoben werden, für die man ganze Stadion bauen könnte, beherrscht unten in Liga zwei die nackte Existenzangst den Alltag. Und in Duisburg heißen die Gegner eben nicht Real Madrid oder Barcelona, sondern Aue, Sandhausen oder Paderborn.
Darf eine Stadt diesen Profifußball-Zirkus in dieser Höhe subventionieren?
Die Gretchenfrage, die sich längst auch in anderen NRW-Städten gestellt hat: Darf eine Stadt diesen Profifußball-Zirkus überhaupt in nennenswerter Höhe subventionieren? Darf sie mit dem Geld der Steuerzahler Risiken auf sich nehmen, die kaum real zu kalkulieren sind, weil sie stets vom sportlichen Erfolg abhängen? Und verbietet sich so etwas nicht erst recht in einer Stadt wie Duisburg, die zwei Milliarden Schulden vor sich herschiebt, Hallenbäder schließt und ständig an der Steuerschraube dreht?
Natürlich verbietet sich so etwas.
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Die Stadt, und damit auch ihre Tochtergesellschaften, sollen sich um die Daseinsvorsorge kümmern. Dazu gehört nicht Liga eins oder zwei, sondern allenfalls der kleine Amateurverein um die Ecke, bei dem die Kacheln von den Kabinenwänden fallen und bei dem kein Geld da ist, um die Toiletten zu sanieren.
Kauf des Stadions als mögliches Modell
Wie so oft ist aber auch das nur ein Teil der Wahrheit. Dass überhaupt ein Kauf des Stadions als mögliches Modell in Erwägung gezogen wird, hat in erster Linie nichts mit Imagefragen oder dem Klammern an eine Traditionsmarke zu tun, sondern auch mit rein wirtschaftlichen Aspekten. Die Stadt ist sowohl direkt als auch durch ihre Töchter finanziell bereits so stark mit dem MSV verbandelt, als dass sie sich von der aktuellen Problemlage lossagen könnte. Geht der MSV pleite, trägt auch die Stadt ein Teil des Schadens. Aachen lässt grüßen.
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Dort ist die Alemannia insolvent, wird aber auch als künftiger Regionalligist weiter im erst 2009 eröffneten – und ebenfalls von Hellmich gebauten – Tivoli-Stadion spielen. Die Stadt Aachen übernimmt 1,5 Mio Euro an Betriebskosten, stottert für 360.000 Euro auch Kredite ab. Und das auch nur aus einem Grund: Der Tivoli würde sonst leer stehen, die Stadt müsste ohnehin eine halbe Million für den Unterhalt zahlen.
Die Frage ist, wie weit Duisburg von Aachen entfernt ist. Weder geografisch noch sportlich, sondern finanziell.