Duisburg. 24.000 Tribünensitze - von Hand aus Pappe zugeschnitten.166 Wellenbrecher - aus Zahnstochern. Ein Duisburger Ehepaar hat in den vergangenen drei Jahren 5000 Bastelstunden investiert und die MSV-Arena detailgenau nachgebaut. Schon bald soll das einzigartige Modell in der Innenstadt zu sehen sein.
Die 166 Wellenbrecher auf den Stehrängen sind in Silberfarbtönen lackierte Zahnstocher. Jeder der 24.000 Tribünensitze ist von Hand aus Pappe zugeschnitten. Und als Flutlichthalterung dienen umfunktionierte Regal-Schutzkappen. Diese Perfektion bis ins letzte allerkleinste Detail ist es, die dieses Modell so lebendig, so einzigartig macht. Holger und Veronika Tribian haben die MSV-Arena im Maßstab 1:100 nachgebaut. Dabei herausgekommen ist ein proportional stimmiges Ebenbild des Originals, das schon jetzt die Herzen von Modellbau-Freunden und Fußball-Fans im Sturm erobert hat.
Der Bau des echten Stadions dauerte laut MSV-Pressesprecher Martin Haltermann von der Grundsteinlegung im Oktober 2003 bis zur Fertigstellung im März 2005 genau anderthalb Jahre. Darüber können Holger Tribian (47) und seine Frau Veronika (35) nur müde lächeln: Über 5000 Arbeitsstunden hat das Ehepaar aus Alt-Homberg in sein Arenaprojekt gesteckt. Oder anders ausgedrückt: die Freizeit von mehr als drei Jahren!
Experten: Wert liegt bei 80.000 Euro
Denn der Familienvater überwacht im Arbeitsalltag beim Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg unter anderem den Transport von Gefahrgut auf Binnenschiffen. Zu diesen hat Tribian einen ganz besonders persönlichen Bezug, fuhr er doch selbst über 20 Jahre auf solch einem Schiff mit. „Der Modellbau ist für mich ein schöner Ausgleich zum Beruf. Es ist aber kein professionelles Geschäft, sondern Hobby. Und das soll es auch bleiben.“
Die Tribians haben mit viel Geduld, Hingabe und Fingerspitzengefühl ein Unikat von großem Wert geschaffen: Gutachter des Maritimen Museums in Hamburg schätzen das Modell mittlerweile nicht nur wegen seiner Einzigartigkeit auf etwa 80.000 Euro. „Wir haben 5000 Euro Materialkosten investiert, der Rest sind die vielen, vielen Arbeitsstunden“, sagt Tribian.
Erfahrungen sammelte das Paar beim Bau ihres ersten Stadionmodells: das des tschechischen Klubs Slovan Liberec aus der Heimatstadt von Veronika Tribian. Daran werkelte das Paar „nur“ zwei Jahre. Mittlerweile liegt es in fünf Einzelteile zerlegt in Kartons unter dem Bett verstaut. Mit wenigen Handgriffen kann es zusammengesetzt werden. Dieses Prinzip gilt auch für das MSV-Modell. Gut so: Denn schon bald soll es auf Reisen gehen. Die Tribians wollen den Hingucker nicht nur als Dekoration in ihrem Dachgeschoss genießen, er soll zu einer Touristenattraktion werden. „Und vor allem soll er für die MSV-Fans zu sehen sein“, so der Erbauer. Derzeit wird nach einem geeigneten Standort in der Innenstadt gesucht, wo das Modell als Dauerleihgabe alle Neugierigen anlocken soll.
Den Stammplatz auch im Modell sichern
„Mittelfristig gesehen gehört es aber in die Arena – und zwar in ein MSV-Museum“, beschreibt Tribian seine Wunschlösung. Und auf dem Spielfeld sollen künftig nicht irgendwelche Figürchen auf dem knisternden Kunstrasen kicken, sondern Abbilder der MSV-Legenden – also jene Spieler, die von den Fans zu den populärsten aller Zebra-Zeiten gewählt wurden.
Apropos Figürchen: Einige sind auch auf den Tribünen zu erkennen. Und auch hier hat jedes Modellmännchen ein Ebenbild in der Realität. Denn weil jeder einzelne Sitz- und Stehplatz dem Original entspricht, können sich alle Stadionbesucher ihren tatsächlichen Stammplatz nun auch im MSV-Modell sichern. Veronika Tribian hat männliche, weibliche, sitzende und stehende Püppchen, die sie alle per Hand lackiert. Ob Haarfarbe oder Lieblingstrikot: Jeder Fan kann sein Miniatur-Ich nach eigenen Wünschen gestalten und sich damit im Modell verewigen lassen. 206 Fans haben eine solche „Dauerkarte“ bereits erworben. Tendenz: täglich steigend. Kosten: 15 Euro pro Plastiknase.
Alle Infos gibt’s im Internet: www.stadionmodellbau-tribian.de