Duisburg. Die fünf glücklichen Gewinner einer WAZ-Leseraktion trafen Ivica Grlic in der MSV-Arena. Ganz unverkrampft sprachen sie mit ihm über seine Karriere, den Verein und Pläne für die Zukunft. Die WAZ-Leser warfen auch einen Blick in die Kabine der „Zebras“, die noch Spuren der Feier vom Vortag aufwies.

Gleich zu Beginn gibt es erst einmal Geschenke. Nicht irgendwo und vor allem nicht von irgendwem. Nadine Seifert aus Wanheimerort, der Hamborner Aaron Kazimierczak, Herwig Lumme aus Homberg, Karl-Heinz Luka aus Obermeiderich und der Neudorfer Philipp Grabowski stehen an diesem Montagabend auf dem Rasen der MSV-Arena und Ivica „Ivo“ Grlic (37) persönlich verteilt Fanschals. Die Fünf haben bei einer WAZ-Leseraktion ein Treffen mit dem Sportdirektor des Fußball-Zweitligisten gewonnen und werden mit dem 37-Jährigen gleich gemütlich plaudern.

Die MSV-Kabine ist das Heiligtum

Vorher dürfen die WAZ-Gewinner aber noch einen Blick in die MSV-Kabine, das Heiligtum für viele Fans, werfen. Am Vortag haben die „Zebras“ 0:0 gegen St. Pauli gespielt und damit den Klassenerhalt so gut wie sicher. Da ist nach dem Spiel offensichtlich das eine oder andere Radler geflossen. Leere Bierflaschen sind jedenfalls ebenso wie einige Plastikbecher übrig geblieben. Auch das Flip-Chart-Blatt mit der Aufstellung hängt noch an der Kabinenwand.

Die WAZ-Gäste können sich in aller Ruhe umschauen und nehmen dann den Aufzug, um in einer VIP-Loge mit herrlichem Blick ins Stadion Platz zu nehmen. Dort sprechen die nach zwei Stunden restlos begeisterten Fünf mit Ivica Grlic unter anderem über...

...die Anfänge von Grlics Fußball-Karriere.

„Ich bin ja in München geboren und hab mit achteinhalb Jahren beim DSC mitten in Schwabing mit dem Kicken angefangen“, so Grlic. „Nach nur einem halben Jahr bin ich zu Bayern München gewechselt. Dort habe ich dann zehn Jahre lang gespielt und schließlich meinen Traum vom Profifußballer verwirklicht.“

...alternative Berufspläne, wenn es mit der Profi-Laufbahn nicht geklappt hätte.

„Bei den Bayern wurde darauf geachtet, dass man eine Lehre macht“, erzählt der MSV-Sportdirektor. „Ich habe eine kaufmännische Ausbildung absolviert, war aber immer davon überzeugt, dass ich es als Fußballer schaffe.“

...sein sportliches Vorbild.

Grlic schwärmt von Boban, ehemaliger jugoslawischer und kroatischer Nationalspieler: „Er war ein absoluter Stratege.“

...die Höhepunkte in seiner Kicker-Karriere.

„Das war mit dem MSV der Aufstieg im Jahr 2005 und das Pokalfinale 2011 gegen Schalke“, so Grlic. „Die Atmosphäre in den letzten 20 Minuten war der Wahnsinn. Es steht 0:5 und die Fans feiern. Wir können stolz sein, solche Anhänger zu haben.“

...die Eigenschaften, die ein Sportdirektor mitbringen muss.

Ein Thema, das unter den WAZ-Gästen vor allem Philipp Grabowski interessiert. Der 20-Jährige liebäugelt damit, nach seinem Abitur Sportmanagement zu studieren. „Wenn du den Ehrgeiz und den Willen hast, etwas zu erreichen, wirst du auch belohnt. Davon bin ich überzeugt“, erklärt Grlic. „Und es ist natürlich auch nicht verkehrt, wenn man selber Fußball gespielt hat und die Mechanismen in diesem Geschäft kennt.“

...die finanziellen Möglichkeiten und die neue Saison.

„Im Sommer wird es einen Umbruch geben“, sagt Grlic. „Aber unser Etat wird weiterhin nicht hoch sein. Deshalb dürfen wir nicht den Fehler machen, in der kommenden Saison Fünfter oder Sechster werden zu wollen. Wir müssen uns ein Beispiel an Braunschweig oder Düsseldorf nehmen. Dort wurde über Jahre kontinuierlich gearbeitet und die Mannschaft immer punktuell verbessert.“

...die wenige Freizeit als MSV-Sportdirektor.

„Du bist viel unterwegs, telefonierst ständig und hast quasi keinen Tag frei. Ich habe auch keinen Sekretär oder eine Sekretärin, um Post und Mails kümmere ich mich ganz alleine“, erzählt Grlic. „Die Familie kommt eindeutig zu kurz. Am Sonntag hatte mein Sohn Kommunion. Da konnte ich auch erst nach dem Spiel gegen St. Paul wieder zur Feier stoßen. Grundsätzlich verbringe ich deshalb die wenige Freizeit, die ich habe, mit der Familie. Dann kann ich auch am besten entspannen.“

...das deutsche Duell im Champions-League-Finale am 25. Mai zwischen Bayern und Dortmund.

„Ich habe zehn Jahre bei Bayern gespielt“, so Grlic. „Deshalb drücke ich München die Daumen.“

...die Steuer-Debatte um Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

„Jeder Mensch macht Fehler. Da möchte ich jetzt nicht den Richter spielen und mir ein Urteil erlauben.“

...Ivica Grlic in zehn Jahren.

„Es ist mein Traum, mit dem MSV wieder in der ersten Bundesliga zu spielen.“