Was in Duisburg immer noch diskutiert wird, ist in der Nachbarstadt Oberhausen seit den 60er Jahren Realität: In der Gedenkhalle neben dem Schloss Oberhausen in unmittelbarer Nähe des beliebten Kaisergartens befindet sich das NS-Dokumentationszentrum, das „Oberhausen im Nationalsozialismus“ als Thema hat. Auf rund 200 Quadratmetern findet man dort eine multimediale Aufarbeitung der NS-Zeit, die auch von zahlreichen Gruppen und Schulklassen für Workshops genutzt wird. Vortragsreihen zum Thema Rechtsextremismus ergänzen das Informationsangebot.
Chefsache von OB Luise Albertz
Clemens Heinrichs, Leiter der Gedenkhalle und des Bunker-Museums, das sich den Auswirkungen des Luftkrieges auf Oberhausen widmet: „Die Geschichte der Gedenkhalle begann bereits in den 1950er Jahren. Maßgeblich für die Realisierung waren damals bürgerschaftliches Engagement und die Initiative von Oberbürgermeisterin Luise Albertz.“ Sie machte die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Oberhausen zur Chefsache. Ihr Vater Hermann Albertz war SPD-Reichstagsabgeordneter und wurde von den Nazis verfolgt. Er starb in einem Konzentrationslager.
NS-Dokumentationszentrum Oberhausen
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1962 wurde die erste Ausstellung eröffnet und 1988 zum ersten Mal überarbeitet. 2010 wurde die jüngste, modernste und selbst erklärende Ausstellung eröffnet. Nach dem Beschluss im Kulturausschuss im Jahr 2005, die Ausstellung zu überarbeiten und neu zu konzipieren wurde zunächst ein Exposé erstellt, anschließend folgte ein Umbau der Gedenkhalle und ein Architekten-Wettbewerb.
Kein Text länger als 1000 Zeichen
In der gut und übersichtlich gegliederten Ausstellung ist kein Text länger als 1000 Zeichen. „Wir wollten keine Aufsätze verfassen, die den Besucher erschlagen“, beschreibt Clemens Heinrichs das Konzept. „Wir haben bewusst die Lesemenge gering gehalten.“ Auf der anderen Seite sollten die Ausstellungsstücke aber auch nicht für sich alleine wirken: „Das hätte man sonst falsch verstehen können.“
Fünf Jahre für Konzept und Realisierung
Gekostet hat die Ausstellung rund 300 000 Euro. Jährlich fallen neben dem Gehalt für Clemens Heinrichs etwa 30 000 Euro für eine akademische Fachkraft, Sachbearbeitung und Honorarkräfte an, schlüsselt der Leiter der Einrichtung auf. „Fünf Jahre sollte man sich für den Aufbau der Ausstellung schon Zeit nehmen“, so Heinrichs. „In Oberhausen hatten wir natürlich den Vorteil, dass wir den Ort schon hatten, den man in Duisburg noch sucht.“
Die Gedenkhalle Oberhausen befindet sich an der Konrad-Adenauer-Allee 46 am Schloss Oberhausen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr.
Und wenn Clemens Heinrichs von „wir“ spricht, dann sind damit viele Menschen gemeint, die sich in Oberhausen der Aufbereitung des Themas und der Gedenkkultur gewidmet haben. Historiker haben daran ebenso mitgearbeitet – viele ehrenamtlich – wie ein wissenschaftlicher Fachbeirat und ein Beirat verschiedener Oberhausener Gruppen, denen die Aufarbeitung des Themas am Herzen lag. Dies, so Heinrichs, sei unbedingt zu empfehlen. „Vom ersten Beschluss im Kulturausschuss bis zur Eröffnung der jüngsten Ausstellung vergingen fünf Jahre“, erinnert sich Heinrichs. Viel Material wurde gesammelt, aber die Ausstellung spiegelt davon nur etwa 30 Prozent „maximal“ wider. So konnte ein 400 Seiten umfassendes Katalogbuch anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Gedenkhalle veröffentlicht werden. Genug Material hierzu war und ist vorhanden, so Heinrichs.
Berichte von Zeitzeugen
Mit Hilfe von Kopfhörern, die sich die Besucher ausleihen können, sind sie in der Lage, die Interviews zur hören, die mit Zeitzeugen gemacht wurden. Mit einer kurzen Berührung des Bildschirms starten die Videos. Interaktiv ist auch ein Bildschirm, der einen Stadtplan aus den 1940er Jahren zeigt. Tippt man auf eine Markierung, erscheinen an der Seite Fotos oder Dokumente von Lagern von Zwangsarbeitern, denen ein großer Teil der Ausstellung gewidmet ist. Interaktiv ist auch der Bildschirm, über den auf eine Datenbank mit Namen von Opfern des NS-Regimes zugegriffen werden kann. Auch Namen von Tätern tauchen in Zeitdokumenten der Ausstellung auf.
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