Duisburg. .
Ein unscheinbares Bruchstück bearbeiteten Steins, gefunden im Untergrund des Burgplatzes, ist eine Sensation. Denn es beweist: Duisburg ist älter als bisher angenommen, die Ursprünge der Stadt reichen bis in die Römerzeit.
Ausführlich nachlesen lässt sich die historische Spurensuchen in der neuen „Geschichte der Stadt Duisburg“, die Autor Dr. Joseph Milz gestern vorstellte. Darin findet sich ein Foto des Stückes einer Kalksteinsäule, möglicherweise ein Überrest eines um 150 nach Christus errichteten repräsentativen Gebäudes auf dem Burgberg, einem zehn Meter hohen Hügel in der sonst flachen Rheinuferlandschaft. Laut Milz wurde das römische Bauwerk um 700 oder 750 zerstört.
"Großen Schub neuer Erkenntnisse"
Als Ende des 9. Jahrhunderts die Wikinger Duisburg heimsuchten, muss der Ort schon eine gewisse Bedeutung gehabt haben, erläuterte Milz, der von 1971 bis 1996 Leiter des Stadtarchivs war. Um das Jahr 1000, also vor dem Bau der Stadtmauer um 1120, habe es einen Wall um die mittelalterliche Siedlung gegeben, dessen Verlauf aber noch nicht sicher zu belegen sei.
Auch die so folgenschwere Verlagerung des Rheins – weg von der bis dahin blühenden Handelsstadt – datiert Milz neu, nämlich etwa 200 Jahre früher und nicht um 1200 wie bisher. Diese neuen Terminierungen seien vor allem der Arbeit der Archäologen in den letzten Jahrzehnten zu verdanken, die einen „großen Schub neuer Erkenntnisse“ gebracht hätten, auch wenn man ihnen – wie beim Bau des Foster-Steigers am Schwanentor geschehen – manchmal nur einen Quadratmeter Platz für ihre Forschungen im historischen Untergrund der Stadt zugestanden hätte.
Etwa anderthalb Jahre hat Milz an dem 354 Seiten starken Werk zur Stadtgeschichte bis 1806 gearbeitet. Das letzte Buch zu dieser Periode erschien 1970, und der Forschungsstand zum frühen Duisburg hat sich in den mehr als vier Jahrzehnten seither geändert. Milz: „Es war super-notwendig, dass etwas passierte.“
Tabelle mit historischen Münzen, Maßen und Gewichten
Gefördert wurde das neue Standardwerk zur Stadtgeschichte mit 15 000 Euro von der Sparkasse. „Wir als Unternehmen fühlen uns der Stadt besonders verbunden“, begründete Sparkassen-Chef Hans-Werner Tomalak die Hilfestellung: „Das gilt nicht nur für aktuelle Themen, das gilt auch für die Geschichte Duisburgs.“
Erschienen ist die aktuelle Stadtgeschichte im Duisburger Mercator-Verlag, zu kaufen ist es für 34 Euro im Buchhandel.
Für die Stadtgeschichte nach 1806 mit der Industrialisierung im Mittelpunkt verweist Milz nach wie vor auf den zweiten Band Günter von Rodens, erschienen 1970. Ein dritter Teil mit Schwerpunktsetzung auf die 1975 zu Duisburg gekommenen Stadtteile fehle noch.
Auf Günter von Roden geht übrigens auch eine äußerst lesenswerte Ergänzung des neuen Buches zurück, nämlich eine Tabelle mit historischen Münzen, Maßen und Gewichten, wo man unter anderem erfährt, dass ein „Fettmännchen“ zehn Hellern entsprach.