Jetzt haben die Stadtarchäologen, während der Ausgrabungsarbeiten für das Bauvorhaben „Stadtfenster“ dieses Stück Stadtgeschichte freigelegt. „Dieser Fund ist sensationell“, strahlt Kai Thomas Platz, Stadtarchäologe, und zeigt mit dem Finger auf zunächst unscheinbar wirkende Gemäuer. Gemäuer, die aus dem 13./14. Jahrhundert stammen. Es sind Kellerräume aus Ziegelmauerwerk, die zunächst einer Klosteranlage, dem sogenannten „Dritten Orden“ dienten. „Hier haben um das Jahr 1300 herum normale Frauen gelebt. Es waren keine Nonnen, sondern weltliche Menschen, die freiwillig nach den Ordensregeln lebten“, erklärt Platz.
"Eine totale Überraschung"
1655 wurde auf dem Gelände die Universität gegründet. „Die erste calvinistische Universität in Preußen“, betont der Archäologe. Aus der Klosterkirche wurde das Auditorium Maximum, die beiden Ordenshäuser dienten als Professorenhäuser, in denen die Wissenschaftler nicht nur gelebt, sondern auch gelehrt haben sollen. „Wir wussten, das hier einst die Universität gestanden hat, aber das wir noch so gut erhaltenes Mauerwerk finden, ist eine totale Überraschung“, freut sich Platz.
Historisches Duisburg
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Im hinteren, an die Beekstraße angrenzenden Teil des Bauareals hatten die Gelehrten vor 450 Jahren einen botanischen Garten angelegt. Offenbar diente dieser nicht nur zur Erkundung von Flora und Fauna. Schon im Dezember fanden die Archäologen dort ein kopfloses Skelett. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um die Leiche eines Forschungsobjektes handelt. Schließlich hatte die Universität auch ein Theatrum Anatomicum, also einen Hörsaal für anatomische Vorlesungen und Übungen“, sagt Platz. „Hier wird Geschichte erlebbar“, fügt Anja Geer, Leiterin des Amtes für Baurecht, hinzu.
Fund soll für alle Duisburger erlebbar sein
Tatsächlich kann man sich, unten in diesen historischen Kellern stehend, sehr gut vorstellen, wie vor langer, langer Zeit Menschen in diesen Kellerräumen gearbeitet oder sogar gelebt haben könnten. Wie sie ihre Kerzen durch den engen und dunklen Flur trugen und in den Lichtnischen platzierten und wie sie Schriftwerke in den Schränken verstauten, die eigens in die Wände eingelassen wurden. Aus diesem Grund steht der Stadtarchäologe zur Zeit mit dem Investor des „Stadtfensters“ in Verhandlungsgesprächen. Kai Thomas Platz will „diesen bedeutenden Fund“ für alle Duisburger erlebbar oder sogar begehbar wissen. „Wo könnte es eine bessere Konstellation für eine durchsichtige Glasplatte im Fußboden mit Blick auf Jahrhunderte alte Stadtgeschichte geben, wenn nicht in der neuen Heimat der Stadtbibliothek und der Volkshochschule“ so Platz.
Die Gespräche mit dem Investor liefen derweil sehr vielversprechend.
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