Duisburg. In Duisburg leidet inzwischen jeder sechste Schulanfänger an Übergewicht, bei fast jedem zehnten Kind lautet die Diagnose „Adipositas“, sprich: Es ist fettleibig. Besonders auffällig ist die Situation im Bezirk Meiderich-Beeck, wo jedes vierte Kind zu viel auf die Waage bringt, in Laar ist es sogar jedes dritte.
Als nach dem Krieg das Essen knapp war, ging Korpulenz als Zeichen des Wohlstands durch. Heute ist es umgekehrt: Wer übergewichtig ist, ernährt sich falsch. Und häufig hängt das mit der materiellen und sozialen Armut zusammen.
Auch der neue Sozialbericht der Stadt Duisburg widmet dem Thema Übergewicht und Fettleibigkeit besondere Aufmerksamkeit, weil der Zusammenhang zwischen sozialer Lage und gesundheitlichem Risiko nach Meinung der Fachleute „besonders stark ausgeprägt“ ist. In Duisburg leidet inzwischen jeder sechste Schulanfänger an Übergewicht, bei fast jedem zehnten Kind lautet die Diagnose „Adipositas“, sprich: Es ist fettleibig.
Große Unterschiede in den Stadtteilen
Die aktuellen Daten aus den 4100 Schuleingangsuntersuchungen zeigen: Die Unterschiede und Entwicklungen zwischen den Stadtteilen sind erheblich. Besonders auffällig ist die Situation im Bezirk Meiderich-Beeck, wo jedes vierte Kind zu viel auf die Waage bringt, in Laar ist es sogar jedes dritte. Laut Gesundheitsamt sind Kinder mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich übergewichtig.
Dramatisch hat die Zahl der fettleibigen Kinder vor allem in Mittelmeiderich (16,8 % der Schulanfänger), Beeck (16%), Obermarxloh (15,1%) und Wehofen (13,2%) zugenommen, wo die Zahl vor zwei und vier Jahren zum Teil noch deutlich unter zehn Prozent lag und die Zahl der adipösen Kinder die der übergewichtigen inzwischen übersteigt. Der Ortsteil Hüttenheim (20,6% adipös und 11,8% übergewichtig) ist im bekannten sozialen Nord-Süd-Gefälle in Duisburg ein statistischer Ausreißer, was aber womöglich an der geringen Zahl der Schulanfänger (34) liegt.
Keine Verbesserung in Sicht
Den Daten aus dem neuen Sozialbericht liegen die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen aus dem Jahr 2011 zugrunde. Neuere Daten sind bisher noch nicht ausgewertet. Aber: „Die Situation wird sich nicht entscheidend geändert haben. Der Trend besteht weiterhin und es ist keine Verbesserung in Sicht“, sagt Rolf Behler, Leiter des Gesundheitsamtes. Vor allem bei Adipositas gelte: Je geringer der soziale Status der Kinder und ihrer Eltern, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder an Fettleibigkeit leiden.
Doch wie lässt sich diese Entwicklung stoppen? Eltern und Kinder müssten in ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten „noch stärker sensibilisiert“ werden, lautet der Rat der Fachleute. Wo der Anteil übergewichtiger Kinder besonders hoch ist, soll es mehr Kochkurse für Eltern für Eltern geben, vor allem aber sollten die Hauswirtschaftskräfte in den Kitas, die mit Snacks zumindest für ein Minimum an gesunder Verpflegung sorgen, erhalten bleiben. In Kitas und Schulen müsse zur nötigen Bewegung aufgeklärt und motiviert werden.
Bewegungsarmut und finanzielle Armut gehen oft einher
Ein Problem: Für Sportunterricht an Grundschulen fehlen häufig ausgebildete Kräfte oder die Lehrer sind zu alt. Weil Bewegungsarmut oft auch mit finanzieller Armut einher gehe, sollen Eltern verstärkt auf „Sportgutscheine“ aus dem Paket für „Bildung und Teilhabe“ hingewiesen werden.
Von den bürokratischen Hürden abgesehen, stellt sich dabei ein weiteres Problem, wie ein Lehrer aus dem Alltag berichtet: „Wenn wir Eltern motivieren, dass die Kinder Sport machen und die Kinder das auch wollen, dann scheitert es erstens an den 50 Euro für den Beitrag des Sportvereins und dann an der nicht vorhanden Sportkleidung.“
Projekte sollen sensibilisieren
Und dennoch: Es liegt eben längst nicht immer nur am Geld. „Nicht das Finanzielle ist alleine das Problem, sondern auch das Wissen der Eltern, die Möglichkeiten zur Abhilfe zu kennen und dann auch zu nutzen“, sagt Gesundheitsamtsleiter Rolf Behler.
„Natürlich geben wir den Eltern Hinweise, was getan werden kann. Und es gibt viele Projekte in der Stadt, die bei diesen Punkten sensibilisieren. Aber es scheitert eben oft daran, dass die Hinweise nicht umgesetzt werden. Das ist auch für uns frustrierend.“
Gesunde Ernährung