Duisburg. .

Über Bildungsgerechtigkeit hielt Sylvia Löhrmann, die NRW-Ministerin für Weiterbildung und Schule, am Sonntag in der voll besetzten Salvatorkirche die dritte Kanzelrede dieses Jahres.

Löhrmann hat in den achtziger Jahren ihr Referendariat an Duisburger Schulen gemacht. „Duisburg ist keine Unbekannte für sie, und das ist gut so“, sagte Oberkirchenrat i. R. Harald Bewersdorff bei seiner Begrüßung.

Die politischen Schwerpunkte der grünen Ministerin seien die klassischen drei K, so Bewersdorff, nämlich Kinder, Klima und Kommunen. Beherzt und behutsam habe sie in den vergangenen Jahren Blockaden im Schulsystem gelöst.

Die Ministerin verzichtete auf der Kanzel auf persönliche Bemerkungen und stieg mit einer Definition sofort in ihr Thema ein. Gerechtigkeit sei ein Relationsbegriff, der eine Haltung von konkret gelebter Achtung und Wertschätzung ausdrücke. Es gehe nicht um Gleichmacherei. „Gerecht ist es, wenn wir jedem Kind die Chance auf Entwicklung geben“, sagte sie und betonte, Bildung sei der Schlüssel für nachhaltige Gerechtigkeit.

Soziale Auslese ist die Achillesferse

Löhrmann zitierte den Satz der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Ingrid Sehrbrock bei der Vorstellung des letzten OECD-Berichtes Bildung: „Die soziale Auslese bleibt die Achillesferse des deutschen Bildungssystems“. Bedrückt war Löhrmann davon, dass laut Studie den Jugendlichen aus bildungsfernen Familien die Kategorie „Zuversicht“ ganz fehle. Sie forderte: „Gestaltungskompetenz und Zuversicht muss eingeübt werden, damit junge Menschen die Zukunft als einen gestaltbaren Raum begreifen“. Dazu seien reichhaltige inner-und außerschulische Angebote nötig, damit für alle Kinder etwas dabei sei.

Langes gemeinsames Lernen und Teilhabe seien entscheidend, wenn kein Kind zurückbleiben solle. Globales Lernen funktioniere auch in lokalen Projekten, sagte Löhrmann und bat die Salvator-Gemeinde um eine Kollekte für die Reise von 60 Schülern der Gesamtschule Duisburg-Süd nach Auschwitz und Krakau, wo sie sich nach umfangreichen Vorbereitungen und Forschungen vor Ort mit Zeitzeugen treffen und die Gedenkstätten besuchen wollen. Nach ihrer Rede nahm sich die Ministerin Zeit für ein persönliches Gespräch mit den Schülern aus dem Gedenk-Projekt.