Essen. Zum Start des Wintersemesters sind die Hochschulen in NRW hoffnungslos überfüllt. Einige Hochschulen wirken nicht wirklich vorbereitet auf die Situation. Betroffene berichten über langes Anstehen vor den Seminar-Räumen – oftmals vergeblich. So wird ein Studium in Regelstudienzeit erschwert.

Die Zeiten, in denen sich Studierende um 12 Uhr einen „Guten Morgen“ wünschten, sind vorbei. Wenn angehende Akademiker in diesen Tagen zu lange im Bett bleiben, bekommen sie keinen Platz mehr in den Seminaren. Wer sich nicht früh genug in die Anmeldelisten einträgt, muss draußen bleiben und kann sein Studium eventuell nicht in der Regelstudienzeit beenden.

Wie schon im letzten Jahr sind die Universitäten zu Beginn des Wintersemesters in NRW hoffnungslos überlastet. Zwar zeigen die Bemühungen um Entzerrung mancherorts erste zarte Wirkung, doch wirklich vorbereitet wirken einige Hochschulen nicht. Auch wenn noch keine Zahlen des Wissenschaftsministeriums über Erstsemester vorliegen, sieht es besonders für Studierende der Geisteswissenschaften schlecht aus, die gewünschten Kurse zu bekommen.

TU Dortmund

Lehramtsstudent Benjamin F. steht in dieser Woche täglich ab 8 Uhr vor überfüllten Seminarräumen. In einigen Kursen ist die Kapazität von ursprünglich 40 auf 60 Teilnehmer erhöht worden. „Trotzdem müssen 30 Studierende draußen bleiben und es im nächsten Semester noch einmal probieren. Zudem leidet die Qualität der Lehre bei 60 Menschen im Raum“, schimpft der Fünftsemester.

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Im vergangenen Jahr haben nach Angaben des Asta 21 Studierende der Uni mit Klage vor dem Verwaltungsgericht gedroht, um ihren Anspruch auf Zulassung zum Seminar durchzusetzen. „Auch in diesem Jahr haben wir wieder massive Kapazitätsprobleme, insbesondere bei den Lehrämtlern“, sagt Johannes Blömeke, Referent für Hochschulpolitik beim Asta. Auf der heutigen Senatssitzung will die Studentenvertretung dies thematisieren.

Einige Geisteswissenschaftler in Bochum haben keinen ihrer Kurse bekommen 

Ruhr-Universität Bochum

„Die Bereiche Chemie und Mathematik platzen seit Jahren aus allen Nähten“, berichtet Asta-Vorsitzender Dirk Loose. Zudem habe es in dieser Woche bereits einige Beschwerden von Geisteswissenschaftlern gegeben, die keinen ihrer Kurse bekommen hätten. Dies hat auch Auswirkungen auf die Bafög-Hilfe, da so die Regelstudienzeit nicht eingehalten werden kann. Mit einer Ausdehnung der Vorlesungszeiten bis 20 Uhr und einer Staffelung der Anfangszeiten versucht die Uni-Verwaltung, dem Ansturm gerecht zu werden. Ein geplantes zusätzliches Gebäude für die Geisteswissenschaften, das ab 2013 den eingeplanten Ansturm durch den ersten doppelten Abiturjahrgang auffangen soll, wird wohl erst 2015 fertig werden.

Universität Duisburg/Essen

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„Die Uni hat aus den Erfahrungen im letzten Jahr scheinbar nichts gelernt und ist nicht vorbereitet“, sagt Asta-Sprecher Daniel Lucas. In den Geisteswissenschaften seien Seminare mit 70 bis 80 Teilnehmern an der Tagesordnung. In Einzelfällen müssten Studierende drei oder mehr Semester auf einen Kurs warten. Zudem seien die Räume knapp. Im Fach Geschichte müssen die Studierenden bei der Anmeldung nun Prioritäten angeben, um wenigstens einen ihrer favorisierten Kurse zu bekommen. „So erhofft man sich eine bessere Verteilung der Studierenden“, erklärt Jennifer Gantenberg von der Fachschaft Geschichte.

Universität Siegen

An der für etwa 8000 Studierende ausgelegten Hochschule studieren mittlerweile rund 17.000 Menschen. Im vergangenen Jahr habe die Uni-Verwaltung in den Wochen nach dem Ansturm mit zusätzlichen Kursen reagiert. „Auch wenn das in diesem Jahr wieder erfolgen sollte, reicht das Angebot insbesondere für Lehramtsstudenten hinten und vorne nicht“, sagt Asta-Sprecher Julian Hopmann.

  • Wie erleben Sie den Ansturm auf die Hochschulen als betroffene Studierende, Lehrende oder Eltern? Was ist besser geworden? Wo hakt es besonders? Schreiben Sie uns: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Zentralredaktion, Stichwort: Hochschule, 45123 Essen; E-Mail: meinungsforum@waz.de