Duisburg. Der Beirat für Stadtgestaltung soll Forum bieten für Gestaltung der Grünanlage im Dellviertel. Beirats-Vorsitzender Peter A. Poelzig über Chancen, Ziele und Erfordernisse dieser Idee.

Was wird aus dem Kantpark? Diese Frage beschäftigt Anrainer, Stadtplaner und Kulturschaffende nicht erst seit gestern. Zuletzt stand die Grünanlage im Dellviertel einmal mehr in den (Negativ-)Schlagzeilen, weil sie Beschwerden von Anwohnern und Passanten zufolge zum „Angstraum“ geworden sei.

Mittelfristig soll ein „Runder Tisch Kantpark“ gebildet werden, an dem all diejenigen sitzen, die mit dem Kantpark zu tun und Ideen für seine Zukunft parat haben. Angesiedelt werden soll der Tisch am Beirat für Stadtgestaltung.

Dessen langjähriger Vorsitzender, der Architekt Peter A. Poelzig (68), sprach mit NRZ-Volontär Bastian Angenendt über Chancen, Ziele und Erfordernisse des Projekts.

Mal direkt vorneweg: Die Idee des Runden Tisches kommt ja nicht von Ihnen. Was halten Sie davon?

Peter A. Poelzig: Wir halten eine Menge davon. Der Kantpark ist uns schon seit eh und je ein Anliegen. Wir haben schon den Gestaltungswettbewerb im Jahr 2000 begleitet, den Christoph Brockhaus als damaliger Direktor des Lehmbruck-Museums ins Leben gerufen hat. Auch, wenn diese Idee am Ende von der Politik nicht unterstützt wurde, hat es uns gezeigt, welche Potenziale der Kantpark bereit hält.

Wie stellen Sie sich die Arbeit des Gremiums vor?

Poelzig: Wir wollen möglichst vielen Bürgern und Institutionen die Chance geben, Ideen einzubringen. Ich wünsche mir einen Prozess möglichst großer Offenheit und Transparenz. Wir finden auch die Idee von Mila Langbehn gut, diesen Prozess kulturell zu begleiten. Unter anderem mit Vorträgen in der Cubus-Kunsthalle, die die vielen Facetten des Parks beleuchten und mit weiteren kulturellen Aktionen.

Sie sprechen die Künstlerin Mila Langbehn an, die die Idee für das Gremium hatte. Warum, meinen Sie, hat sie den Beirat für Stadtgestaltung mit ins Boot geholt?

Der Beirat für Stadtgestaltung: Hintergrund

Der Beirat für Stadtgestaltung in Duisburg (BEST) ist ein interdisziplinärer Fachbeirat mit Vertretern verschiedener Berufsgruppen, der ehrenamtlich arbeitet. Zusätzlich sind Vertreter der politischen Fraktionen als Mitglieder benannt. Die Mitglieder des Beirats verstehen sich als fachkundige Bürger.

Der Beirat steht Politik, Verwaltung, Bauherren und Planern kostenlos als beratendes Fachgremium zu Verfügung.

Er besteht seit 1996. Auf Initiative des damaligen Stadtbaurats Jürgen Dressler wurde er zur Unterstützung bei der Umgestaltung Duisburgs ins Leben gerufen. Peter A. Poelzig ist seit 2002 Vorsitzender.

Poelzig: Ich glaube, dadurch, dass wir ein sehr interdisziplinär besetzter Beirat sind, können wir uns der vielen verschiedenen Interessen gut annehmen. Rund um den Park gibt es eine Menge Leute, die eine ebenso große Menge an Ideen haben. Bei uns gibt es unter anderem Architekten, Stadt- und Verkehrsplaner, aber auch Garten- und Landschaftsarchitekten, Kunsthistoriker oder Delegierte der Fraktionen. Genau deswegen meinen wir, dass wir das gut können. Im Übrigen nicht nur für dieses Projekt.

Aber der Beirat ist kein kommunaler Entscheidungsträger.

Poelzig: Das stimmt. Wir können nur Empfehlungen aussprechen. Aber es hat sich sehr positiv entwickelt. Wir waren vor 15 Jahren einer der ersten Beiräte in NRW. Mittlerweile gibt rund 80. In den ersten Jahren war es sehr schwer wahrgenommen zu werden. Mittlerweile sitzen bei uns aber auch Vertreter aller Fraktionen. Unsere Diskussionen versanden nicht mehr in den Bezirksämtern, sondern gelangen auch in die Politik und die entsprechenden Ausschüsse.

Viele wollen mitreden 

Sie sagten es bereits: Es gibt eine Menge Leute, die mitreden wollen. Haben Sie deswegen nicht Angst, dass das Vorhaben schon scheitern könnte, bevor es losgegangen ist?

Poelzig: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es scheitert. Man muss sich bescheiden. Schnell den großen Wurf zu wollen, wäre Augenwischerei. Aber wenn man zusammensitzt und Ideen anstößt, ist das ja schon ein Erfolg. Natürlich ist uns klar, dass es desto schwieriger wird, je mehr Parteien am Tisch sitzen. Aber dann muss man bestimmte Dinge vielleicht in kleinere Arbeitsgruppen einteilen. Es wäre nur normal, wenn es sich irgendwann ausdünnt. Aber es gibt dann sicherlich noch immer viele engagierte Leute, die sich einbringen werden.

Der Kantpark gilt momentan wegen der dort ansässigen Drogenszene als „Angstraum“ für einige Anwohner und Passanten. Ist er für Sie ebenfalls einer?

Poelzig: Es ist klar, dass zur Drogenszene auch ein gewisser Grad an Beschaffungskriminalität gehört. Da gibt es natürlich ein Angstpotenzial. Aber diese Leute halten sich normalerweise auch nur in einem kleinen Teil des Parks auf. Ich gehe sehr oft durch den Park und würde ihn nicht unbedingt als Angstraum bezeichnen.

Auch die Drogenszene wünscht sich beim Runden Tisch angehört zu werden. Können Sie sich das vorstellen?

Seit zehn Jahren Vorsitzender des Beirats für Stadtgestaltung: Peter A. Poelzig.
Seit zehn Jahren Vorsitzender des Beirats für Stadtgestaltung: Peter A. Poelzig. © Stephan Glagla / WAZ FotoPool

Poelzig: Das halte ich auch für eine gute Idee. Es ist notwendig, um zumindest zu versuchen, ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln.

Wann könnte ein erstes Treffen stattfinden?

Poelzig: Genau abgesprochen ist noch nichts. Es müssen erst einmal alle Parteien angesprochen werden. In diesem Jahr aber nicht mehr.

Mila Langbehn deutete an, dass es erst einmal darum ginge, überhaupt eine Philosophie zu formulieren, was der Kantpark für Duisburg bedeuten soll. Wie würden Sie so eine Philosophie formulieren?

Poelzig: Ich möchte zu diesem frühen Zeitpunkt noch nichts Konkretes formulieren. Aber ich glaube, es geht darum, die Qualität des Parks zu erhöhen und zu erreichen, dass er besser von der Bevölkerung angenommen und verzahnt wird mit den Institutionen drumherum. Vielleicht kann das auch für andere Parks eine Initialzündung sein.