Duisburg. . Einst gefeiert als Oase der Kunst sind die rund 40 Skulpturen des Immanuel-Kant-Parks heute unter zahlreichen Graffiti kaum noch zu erkennen. Um dem Vandalismus entgegenzutreten trafen sich 30 Bürger unter dem Motto „Wishmob für ARTgerechte Haltung“ und reinigten die Kunstwerke.
Als der Immanuel-Kant-Park Ende der Sechziger Jahre der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde, feierten die Bürger die grüne Oase als Ort der Muße. Kunst im öffentlichen Raum – ein bis dato spärlich gesätes Konzept, zumal im Herzen der Stadt. Die Hochzeiten des Parks sind längst Geschichte, die Wertschätzung der über 40 Skulpturen scheint auf dem Tiefpunkt: Graffiti und Vandalismus dominieren das Bild des Parks, zahlreiche Kunstwerke fallen zusehends den Wettereinflüssen zum Opfer.
Doch die Duisburger Bürger wollen den Verfall nicht länger untätig mitansehen: Bei strömendem Regen trafen sich unter dem Motto „Wishmob für ARTgerechte Haltung“ am Samstag rund 30 freiwillige Helfer und reinigten die Kunstwerke im Kant-Park.
In grell leuchtendem Orange prangt ein Schriftzug auf der bronzenen Stele, die zum Freiluftkunstwerk „Neun-Figuren-Raum“ der polnischen Bildhauerin Magdalena Abakanowicz gehört. Doch selbst der Graffito, der das Werk verschandelt, ist von Wind und Wetter gebeutelt nur noch schwer lesbar, längst haben ihn obszöne Worte aus Permanent-Markern übermalt. Doch die Schmierereien sehen alt aus, angesichts der geballten Kraft der Saubermacher: Ein Hochdruckstrahl fegt die Farbe weg, die bronzene Stele ist befreit.
Helfer durch Facebook-Initiative
Die Idee zu der Aktion geht zurück auf die Initiative einiger Freunde des Wilhelm-Lehmbruck-Museums. „Ursprünglich wollten wir das Wasserbecken hinter dem Museum reparieren, da es schon so lange brach liegt“, erklärt Miriam Kasten, die mit zu der Aktion aufgerufen hatte. Sie schaufelt massenweise Dreck weg. „Letztlich haben wir uns entschieden, die Skulpturen aufzupolieren.“
Über „Facebook“ verbreitete die Initiative ihre Pläne, schnell fanden sich einige unerschrockene Helfer. An vorderster Front dabei: Die „Offensive für ein Sauberes Duisburg“, die mit Besen, Müllzangen und einem Hochdruckreiniger anrückte. So entwickelt sich am Samstag ein reges Reinemachen im Kant-Park, trotz des erbarmungslosen Regens. Mit seiner Handykamera macht Michael Krajewski ein Foto von dem Getümmel. „Manchmal hat man das Gefühl, allein zu sein. Und dann wird man hier so unterstützt“, sagt der Kurator für die moderne und zeitgenössische Kunst. „Ich bin gerührt.“
Doch die Gefahr von Verschandelungen durch Müll und Schmierereien ist mit der Aktion nicht gebannt. Seit langem überlege das Museum daher, wie man präventiv agieren könne. Vielleicht ein Platz im Kant-Park, an dem Graffiti nicht nur geduldet, sondern gar erwünscht sind? „Eine tolle Idee. Aber ich fürchte, damit erreicht man nicht diejenigen, die den Kick des Illegalen brauchen“, erklärt Museumssprecher Florian Blaschke. Und so ist das Lehmbruck-Museum wohl weiter auf seine Anhänger angewiesen – und ihre unerschöpfliche Kraft im Kampf für eine Stadt mit Kultur.
Ideenwerkstatt und "sauberes Duisburg" machen sauber