Duisburg. In Duisburg haben sich Anwohner beim Oberbürgermeister beschwert, dass sie Angst haben, den Kantpark zu durchqueren. Stein des Anstoßes ist vor allem eine Gruppe von Menschen, die dort Alkohol und Drogen konsumiert. Laut der Stadt weiß das Ordnungsamt um die Szene und hat diese im Griff.
In der Sitzgruppe am Kantpark, in Sichtweite zur Friedrich-Wilhelm-Straße, hat es sich eine Gruppe Herren gemütlich gemacht. Auf dem Boden stehen ein paar Pullen Bier. Schülerin Emira läuft jeden Tag durch den Park, wenn sie zum Steinbart-Gymnasium will.
„Das ist nicht schön, man bekommt auch anzügliche Sprüche hinterher gerufen.“ Im Umfeld des Lehmbruck-Museums sollen Spritzen gefunden worden sein. Anwohner haben sich bereits beim Oberbürgermeister beschwert, dass sie sich nicht mehr durch den Kantpark trauen. Zudem sollen die rund 30 Personen, die sich jeden Tag dort treffen, ans Museum pinkeln.
„Szene nicht so groß“
„Wir wissen, dass das nicht in Ordnung ist, aber es gibt in Duisburg viel zu wenige öffentliche Toiletten“, beklagt Deniz Zentner. Der 34-Jährige sitzt manchmal im Kantpark, um seine Kumpels zu treffen. Viele Jahre war er heroinabhängig, inzwischen bekommt er Methadon und engagiert sich für den Verein „Junkies, Ehemalige, Substituierte“(Jes).
Einmal in der Woche sind Jes-Leute im Kantpark unterwegs und verteilen Spritzen. Es sind die einzigen, die Streetwork anbieten. Zentner ist kein Kind von Traurigkeit, weiß, wie es ist, wenn man „drauf“ ist. Ein paar Mal saß er schon im Knast. Beschaffungskriminalität. Das Methadon-Programm habe ihm geholfen, wieder ein geregeltes Leben zu führen.
„Weil mein Arzt in der Stadt ist und viele wissen, dass ich substituiert werde, durfte ich im Forum nicht auf die Toilette“, erzählt er. Als er doch ging, weil es pressierte, bekam er ein Jahr Hausverbot. Anderen gehe es ähnlich. „Am besten wäre es, wie in anderen Städten, wenn es in Duisburg einen Druck-Raum gebe, wo sich die Klientel aufhalten kann. Dann würden sie auch niemanden stören, wenn sie sich einen Schuss setzen“, schlägt Ralf Runninger von der Aids-Hilfe vor. Der Verein arbeitet mit Jes zusammen.
Problem öffentliche Toilette
Friedhelm Storm, Suchthilfekoordinator der Stadt, sagt hingegen: „So ein Raum macht nur Sinn, wenn er sieben Tage in der Woche geöffnet ist.“ Und außerdem dürften nur Süchtige hinein, die vor einem Schuss nicht etwa bereits Alkohol getrunken haben. „Die Szene in Duisburg ist nicht so groß wie in anderen Städten“, vergleicht Storm. Im Norden gebe es noch Treffpunkte im Bereich Pollmann-Eck und Hamborner Rathaus. Ein Suchtraum würde 500.000 Euro pro Jahr kosten.
Die Stadt will mit den Anwohnern reden. „Das Ordnungsamt hat die Szene dort im Griff, der Park wird jeden Tag gesäubert und jeden Tag läuft eine Streife durch die Grünfläche“, sagt Stadtsprecher Peter Hilbrands. „Wir holen uns von der Cubus-Kunsthalle auch selbst einen Besen und säubern den Bereich“, betont Deniz Zentner. Das kann Claudia Schäfer von der Cubus Kunsthalle bestätigen.
Bleibt noch das Problem mit der öffentlichen Toilette. „Als der König-Heinrich-Platz neu gestaltet wurde, haben die Wirtschaftsbetriebe sie aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen“, bestätigt Hilbrands. Für viele gebe es kein Problem – sie würden die Toiletten im Einkaufszentrum benutzen.
Künstlerin will alle an Rundem Tisch zusammenbringen
In der Facebook-Gruppe „Lehmbruck geht duschen“ wird derzeit ebenfalls über die Situation am Kantpark diskutiert. Im Frühjahr hatten sich Unterstützer des Museums zu einem „Wischmob“ verabredet und den Park rund ums Lehmbruck-Museum gesäubert.
„Besucher erzählen uns schon, dass sie sich nicht mehr gerne im Park aufhalten“, bestätigt Florian Blaschke, Pressesprecher des Museums. „Das ist ein normales Großstadtproblem“, schiebt er hinterher. Vertreter der Einrichtung seien aber bereit, sich mit der Stadt, Anwohnern und anderen Gruppen an einen Tisch zu setzen, um eine Lösung für das Problem zu suchen.
Noch kein Termin
Die Stadt weiß von einem Runden Tisch nichts. Bisher habe man nur den Kontakt zu den Anwohnern gesucht, die sich beschwert hätten. Die Idee des Rundes Tisches stammt von der Künstlerin Mila Langbehn. Sie hat sich intensiv mit dem Kantpark beschäftigt. „Wenn es so ein Treffen gibt, dann möchten wir da gerne mit am Tisch sitzen“, signalisiert Deniz Zentner von Jes. Nur man wolle sich eben nicht ohne Alternative wieder vertreiben lassen. „Man hat uns doch den Kantpark vorgeschlagen, weil man eine saubere Innenstadt haben wollte, als das neue Einkaufszentrum gebaut wurde.“
Ein Gesprächstermin steht noch nicht fest. „Ich sehe bei diesem Problem gar nicht so schwarz, dass man nicht zu einer Lösung kommt“, gibt sich Blaschke zuversichtlich. Der Winter werde das Problem jedenfalls nicht regeln, glaubt Runninger von der Aids-Hilfe: „Die sind abgehärtet.“