Duisburg.

311 Luftangriffe wurden im Zweiten Weltkrieg auf Duisburg geflogen. Der mit Abstand folgenschwerste trug den Decknamen „Operation Hurricane“ und ereignete sich am 14./15. Oktober – vor 68 Jahren. 3574 Tonnen Sprengbomben und 820 Tonnen Brandbomben warfen britische und US-amerikanische Bomber am frühen Morgen des 14. und annähernd dieselbe Menge noch einmal in der Nacht zum 15. Oktober auf Duisburg ab – addiert also 9000 Tonnen Bomben in weniger als 18 Stunden. Und noch immer hat Günter Fenger das Heulen der fallenden Bomben im Ohr. Der 81-Jährige zählt zu jenen Zeitgenossen, die den Angriff als junger Mensch miterlebten. Und überlebten.

Sirenen heulten los

Seit 1969 lebt Fenger mit seiner Frau Irmgard inzwischen in Röttgersbach. Doch zu Kriegszeiten war noch Laar die Heimat seiner Familie. In seinem Privatarchiv stapeln sich nach wie vor zahlreiche Bildbände, die auch einige Aufnahmen aus jenen zerstörerischen Zeiten zeigen. „Wir haben in Laar in einem Drei-Familien-Haus auf der Florastraße gewohnt“, erzählt Fenger. Und an jenem 14. Oktober 1944, ein Samstag, hätten gegen 8.40 Uhr die Sirenen losgeheult: akute Gefahr!

In den Luftschutzkeller gerannt

„Ich war zu dem Zeitpunkt allein zu Hause und bin sofort in den Luftschutzkeller unter unserem Haus gerannt“, erinnert sich der Senior. Der sei mit dicken Stützpfeilern und schweren Holztüren ausgestattet gewesen. „Aber außer einer einzigen Nachbarin war niemand anderes dort als ich. Wir haben beide gezittert, als wir die Einschläge näherkommen hörten“, so Fenger.

Duisburg in Trümmern

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Nachdem die erste Angriffswelle vorbei war, hielt ihn nichts mehr unten. Der damals 13-Jährige wollte unbedingt zu seiner Mutter. Die saß im Hochbunker auf dem Laarer Markt. „Das war kaum zehn Minuten von uns entfernt. Aber als ich nach oben kam, haben viele Häuser in unserer Straße gebrannt.“ Irgendwann sei er aber doch angekommen und fand die Mutter.

Vater kam ums Leben

Doch so erleichtert er war, sie gefunden zu haben, so geschockt waren beide wenige Stunden später. Da erfuhr Günter Fenger, dass sein Vater, der in der Kokerei an der Zeche Westende arbeitete, bei einer Bombendetonation ums Leben gekommen war. „Ich weiß noch, dass der Mann, der uns diese schlimme Nachricht überbrachte, auf einem Fahrrad angefahren kam. Dieser Verlust war für uns ein Trauma.“

Die Erinnerungen an diese Zeit erwachen gerade zu Jahrestagen wie dem jetzigen immer noch in Günter Fenger. Es sind Erinnerungen an eine Kindheit, in der man sich aus Trümmern Spielzeug bastelte. Erinnerungen an den Einmarsch der US-Infanterie im März 1945 (Fenger: „Da waren wir froh, dass mit dem Krieg für uns endlich Schluss war!“). Aber auch Erinnerungen, die im Laufe der Jahrzehnte verschwammen. Eine Erinnerung wird Günter Fenger aber definitiv niemals vergessen: „Wie groß die Dankbarkeit war und ist, dass man das überlebt hat.“