„Ich habe die Flugzeuge gehört, ich habe die Flak gehört und ich habe die Bomben gehört. Es war eine Katastrophe.” So erinnert sich Helmut Meyer an die Bombenangriffe im Oktober 1944. Während der „Operation Hurricane” warfen die Allierten rund 9 000 Tonnen Bomben über der Stadt ab. Besonders betroffen: Der Duisburger Norden.
Helmut Meyer lebt in Laar und er weiß, dass er diese verheerenden Angriffe nur mit viel Glück überlebt hat. „Ich habe während des Krieges viele Angriffe erlebt, aber was am 14. Oktober in Laar passiert ist, kann sich kein Mensch vorstellen So viele vezweifelte Menschen hatte ich nach einem Angriff noch nie gesehen”. Gemeinsam mit seinen Geschwistern und seiner Mutter wollte der damals 15-Jährige im Bunker an der Ecke zwischen Werth- und Thomasstraße Schutz suchen. „Der sollte drei Eingänge haben”, erinnert sich Meyer.
Eigentlich – denn der dritte Eingangsstollen war zwar von außen fertig, endetet aber an der Bunkerwand. „Wir kamen also gar nicht in den Bunker hinein. Durch ein Loch in der Wand konnten wir den Bunker gucken, und auch mit den Menschen drinnen sprechen – nur hinein kamen wir nicht.” Die Familie saß in der Falle. Aus dem Stollen kamen sie nicht hinaus und tatsächlich haben sie die Angriffen unbeschadet überstanden. „Wir hatten tierisches Glück aber im Nachhinein denke ich mir, dass der ganze Bunker eigentlich sinnlos war. Einen Volltreffer hätte auch der nicht überstanden, schließlich lag der nur unter einem Schlackeberg.”
Helmut Meyer ist davon überzeugt, dass es Laar während dieser Angriffe am schlimmsten getroffen hat. Deshalb sammelt er Unterlagen, Dokumente und Erinnerungen an diese schrecklichen Ereignisse. „So etwas darf einfach nicht vergessen werden. Für Kinder und Jugendliche muss das eine Warnung sein”, so der eindringliche Appell des 82-Jährigen. In seinen Unterlagen findet sich auch der Bericht einer Ordensschwester, die die Angriffe im Luftschutzkeller und im Bunker überlebte. So viel Glück hatten nicht alle Laarer, wie sie eindringlich beschreibt: „Ein großer Krankenhausneubau uns gegenüber, der fünf Betondecken über dem Luftschutzkeller hatte, erhielt einen Volltreffer und wurde zum Massengrab. Die Bergungsmannschaften leisteten Unmenschliches; der Modergeruch machte sich bald empfindlich bemerkbar. in den ersten Tagen wurden 307 Leichen und 13 Lebende geborgen.”
Aber mit dem Ende des Bombardements war der Horror für die Laarer nicht überstanden. „Die Angriffe hatten die Pumpwerke beschädigt, die das Grundwasser abpumpen sollten.” Die Folge davon: Rund ein Drittel des Stadtteils stand unter Wasser. „Das Grundwasser stieg teilweise bis zur dritten Etage” erinnert sich Meyer.
All diese Erinnerungen möchte der Rentner wachhalten, „denn es ist mein Wunsch, dass die Generationen nach uns so etwas nie wieder erleben müssen.”