Duisburg. Zollfahnder haben eine Spedition in Wanheim durchsucht, die aus Heizöl illegal Diesel hergestellt haben soll. Der 46-jährige Geschäftsführer sitzt nun wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft. Der Steuerschaden liegt nach Angaben des Zolls zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro.
Großeinsatz der Zollfahndung in Wanheim: Unterstützt von rund 60 Beamten der Bundespolizei in St. Augustin durchsuchten am Mittwoch- und Donnerstagmorgen etwa 130 Kräfte der Zollfahndung Essen den Hauptsitz einer Spedition an der Neuenhofstraße/Ecke Obere Kaiserswerther Straße sowie weitere Firmen- und Privatgebäude in Gelsenkirchen, Mönchengladbach und Duisburg. Der Tatvorwurf gegen den 46-jährigen Geschäftsführer, der in seiner Wohnung festgenommen wurde und nun in Untersuchungshaft sitzt, lautet Steuerhinterziehung. Durch die „Verdieselung von Heizöl in großem Stil“ sei ein Steuerschaden von 2,5 bis 3 Millionen Euro entstanden, sagte Ulrich Schulze, Sprecher der Zollfahndung.
Um 9 Uhr begann der Großeinsatz
Um punkt 9 Uhr hatten die Kräfte zeitgleich an allen Standorten den Großeinsatz begonnen. Bei der Durchsuchung des Wanheimer Firmengeländes wurden nicht nur Geschäftsunterlagen, Computer und Festplatten beschlagnahmt, sondern auch zwölf Zugmaschinen, mehrere Auflieger sowie 290.000 Euro in bar. „Der Geschäftsführer zeigte sich bei unserer Ankunft überrascht, ließ sich aber widerstandslos festnehmen“, erklärte Schulze.
In einer Halle fanden die Zollfahnder ein illegales Tanklager, in dem rund 22.000 Liter Heizöl – verstaut in riesigen Platikbehältern – aufgefunden wurden. Aus diesen dünstete der Kraftstoff derart aus, dass ein schweres, übel riechendes Gemisch in der Luft hing und das Atmen in der Halle fast unmöglich machte. Die Kräfte der auf Beweissicherung und Festnahme spezialisierten Hundertschaft aus St. Augustin trugen bei der Durchsuchung fast allesamt Atemschutzmasken.
Feuerwehr überwachte Abpumpen des Heizöls
Ein Löschfahrzeugstrupp der Duisburger Feuerwehr überwachte das Abpumpen des Heizöls in mehrere Tankwagen, das von einer Privatfirma durchgeführt wurde. Mitarbeiter des Amtes für Umwelt und Grün der Stadt Duisburg waren ebenfalls mit dabei und bestätigten nach ihrer Kontrolle vor Ort zudem, dass alle besagten Behälter dicht waren und somit kein Heizöl den Boden oder das Grundwasser verschmutzen konnte.
Wie die Zollfahndung auf den mutmaßlichen Täter gestoßen ist, wollte Sprecher Schulze nicht konkret benennen. Er sagte nur so viel: „Wir haben Hinweise erhalten, denen wir nachgegangen sind.“ Eine mögliche Quelle könnte Google-Streetview gewesen sein. Denn auf den Bildern, die einst im Vorbeifahren von dieser Spedition gemacht wurden, ist ein Gabelstapler zu erkennen, der neben einem Lkw in Höhe von dessen Tank steht und einen der riesigen Plastikbehälter „aufgebockt“ hat. Sollte das die Quelle der Zollfahndung sein, hätte also Kommissar Zufall geholfen.
Ermittlungen dauern noch an
Bernhard Englisch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Duisburg, erklärte auf WAZ-Anfrage, dass die Ermittlungen noch andauerten und zunächst die bisher vorliegenden Erkenntnisse ausgewertet werden müssten. „Wir warten die Vernehmung des Geschäftsführers ab und entscheiden dann, welche weiteren Schritte wir einleiten“, so Englisch.
Die Firma in Wanheim ist laut Zollfahndung vorläufig stillgelegt. Die beschlagnahmten Dinge mit materiellem Wert befinden sich laut Sprecher Schulze nun in dinglichem Arrest. Das heißt: Alle verkaufsfähigen Gegenstände wie der Fuhrpark, Werkzeug oder eben das Heizöl werden dann im Rahmen von Versteigerungen zu Geld gemacht, falls der Beschuldigte seine Steuerschuld nicht anderweitig begleichen kann.