Duisburg. . Wegen unangebrachter Gewalt hat ein Fahrgast die Security des Unternehmens Octeo angezeigt. Zwei Security-Mitarbeiter hatten den 23-jährigen am 7. September gewalttätig aus der U-Bahn geworfen. Zeugen unterstützen die Aussage, dass es sich hier um eine unnötig brutale Aktion handelte.
Ein Zwischenfall am vergangenen Freitag, 7. September, in der U-Bahn-Haltestelle König-Heinrich-Platz erhitzt die Gemüter bei der Duisburger Verkehrs-Gesellschaft (DVG) sowie im Sozialen Netzwerk Facebook.
Ein 23-jähriger Duisburger beschuldigt auf seiner Profilseite einige Mitarbeiter des Unternehmens Octeo, das seit April 2011 für zusätzliche Sicherheit in DVG-Bahnen und -Bussen sorgen soll, ihn bei einem brutalen Übergriff aus der Bahn geworfen zu haben. Ihm sei dann von den Beschuldigten derart stark die Luft abgedrückt worden, dass er ohnmächtig wurde. Alles, so der junge Mann, aus nichtigem Anlass.
Er hat tags darauf bei der Polizei eine Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung gegen die Octeo-Mitarbeiter erstattet. Das bestätigte Polizeisprecherin Daniela Krasch auf WAZ-Anfrage. Die Security-Leute wehren sich gegen die Vorwürfe und beschuldigen den jungen Mann, aggressiv aufgetreten zu sein und einen ausgesprochenen Platzverweis ignoriert zu haben. Es liegen erste Zeugenaussagen vor, die sowohl die eine als auch die andere Version stützen.
Mit Bier und Zigarette
Was war an besagtem Freitag geschehen? Der Duisburger und seine Freundin – eine 23-jährige Frau aus Mönchengladbach – stiegen mit zwei Hunden im Schlepptau um 22.20 Uhr an der Haltestelle Siechenhausstraße in eine Bahn der Linie 903 in Fahrtrichtung Norden, jeweils mit einer Flasche Bier und er mit einer Zigarette in der Hand. Daraufhin sei der Fahrer zu dem Pärchen gekommen und hätte sie auf das in Bahnen geltende Rauch- und Alkoholverbot hingewiesen. „Daraufhin habe ich beide Flaschen aus der Bahn entfernt“, schreibt der 23-Jährige auf Facebook.
Das sagt die Polizei zum Vorfall
„Wir wurden von der DVG über den Vorfall informiert“, so Polizeisprecherin Daniela Krasch. Die Streifenwagenbesatzung musste den Platzverweis durchsetzen, den das Security-Personal zuvor ausgesprochen hatte, nachdem sich der junge Mann geweigert hatte, den Bahnhof zu verlassen. „Weil er auch unseren Kollegen gegenüber äußerst aggressiv aufgetreten ist, kam er für die Nacht ins Polizeigewahrsam“, erläutert Krasch.
Bei der Durchsuchung des jungen Mannes fanden die Beamten Drogen. „Ihn erwartet losgelöst vom anderen Fall nun ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz“, so die Polizeisprecherin.
Am König-Heinrich-Platz seien dann Security-Leute hineingestürmt und hätten sie zum Verlassen der 903 aufgefordert. Als sich das Paar weigerte, sei er sofort in den Schwitzkasten genommen worden. Eine Zeugin, die ihre Schilderungen an die WAZ geschickt hat, erklärt: „Die beiden Opfer wurden regelrecht aus der Bahn geprügelt.“ Der junge Mann habe sich nicht gewehrt, sei aber noch getreten worden, als er bereits am Boden lag.
Fotos von seinen angeblich dabei erlittenen Verletzungen hat der Duisburger nun auch auf seiner Facebook-Seite hochgeladen. Eine Videoaufzeichnung der Überwachungskameras im Bahnhof existiert nach DVG-Angaben nicht.
Den Fahrer bedroht
„Unser Bahnfahrer und das Security-Personal schildern die Vorfälle anders“, erklärte DVG-Sprecher Helmut Schoofs. Demnach sei der Mann von Beginn an extrem aggressiv aufgetreten. Nach den Hinweisen des Fahrers (seit über zwei Jahrzehnten bei der DVG beschäftigt) auf das Alkoholverbot, habe ihn der junge Mann auf seinem Rückweg zur Fahrerkabine verfolgt, lautstark beschimpft und bedroht. Deshalb habe er über Funk sofort die Security verständigt. Und die DVG alarmierte zudem die Polizei. Die Sicherheitsleute hätten von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht und einen Platzverweis ausgesprochen. „Weil er dem nicht nachgekommen ist, haben unsere Leute ihn unter Anwendung von körperlichem Zwang aus der Bahn gebracht“, erklärt Schoofs. Geprügelt oder getreten hätten sie nicht, erklärten die Octeo-Kräfte gegenüber der DVG.
Insgesamt sechs Securityleute seien am König-Heinrich-Platz vor Ort gewesen: Drei, die in die Bahn gegangen sind und drei, die davor gewartet haben, so Helmut Schoofs. Die Bahn musste für mehrere Minuten an der Haltestelle stehen bleiben, so dass andere Fahrgäste die Ereignisse beobachten konnten und es somit zahlreiche weitere Zeugen geben muss.
Die Polizei spricht nun die dringende Bitte aus, dass sich diese Fahrgäste beim zuständigen Kriminalkommissariat 36 melden sollen: 0203/2800.