Oberhausen. . Ein Polizist soll während der Europameisterschaft fremdenfeindliche Kommentare auf Facebook gepostet haben. Das flog auf, weil sich Bürger bei der Polizei beschwerten. Nun erzählt einer der Männer, warum er einschritt: “Wir wollen einfach mal Zivilcourage zeigen, nicht wegschauen.“

Bürger beschwerten sich bei der Polizei über einen Oberhausener Polizeibeamten (42), der sich auf Facebook in Zusammenhang mit der Fußball-EM fremdenfeindlich geäußert haben soll. Einer der Betroffenen meldete sich jetzt in der Redaktion und erklärte, warum er und seine Mitstreiter die Äußerungen des Beamten nicht hinnehmen wollten. „Wir wollten einfach mal Zivilcourage zeigen, nicht wegschauen“, sagt der Mann.

Er stellt auch klar: „Ich war nicht beleidigt oder in meiner Ehre gekränkt, ich war schockiert.“ Die womöglich fremdenfeindlichen Äußerungen sollen sich gegen Italiener gerichtet haben. Der Beschwerdeführer verdeutlicht, es haben sich nicht nur Italiener, sondern auch Deutsche bei der Polizei beschwert.

Und auf Facebook hätten sich sogar empörte Leute aus anderen Ländern gemeldet. Was er allerdings sehr bedenklich findet: „Viele haben die Beiträge auch mit ‘gefällt mir’ kommentiert.“ Was ihn außerdem entsetzt: die vielen Migranten-feindlichen Online-Kommentare, die zu der Berichterstattung über den Vorfall zu allem Überfluss erstellt wurden.

Richtig lange Texte

Nach Aussage des Oberhauseners hätte der Polizeibeamte sich nicht nur nach dem EM-Endspiel Spanien gegen Italien so „fremdenfeindlich geäußert“. „Das ging schon los, als die Paarungen feststanden“, sagt der Mann. Die Äußerungen hätten ab einem bestimmten Punkt auch nichts mehr mit Sport zu tun gehabt, „das ging weit darüber hinaus“. Es seien zum Teil richtig lange Texte gewesen.

Gerade auch vor dem Hintergrund, dass jetzt bald wieder die Multi stattfindet und Gäste aus aller Welt empfangen werden, hält der Oberhausener die Äußerungen für besonders schlimm. Dennoch sagt er: „Ich möchte keine Existenz zerstören.“ Dass der Beamte seinen Job verliert, wünscht der Oberhausener nicht. „Es ist wichtig, dass er einen Denkzettel bekommt“, findet er aber doch. „Vielleicht eine Geldstrafe, die er für die Multi spenden könnte“, überlegt der Mann. Zu der kämen ja auch Kinder aus Italien. „Das wäre dann etwas, woraus der Polizeibeamte eine Lehre ziehen könnte.“

Bei der Polizei will und kann man derweil zu dem „laufenden Verfahren“ keine Stellung beziehen. „Wir werden am Montag mit dem Kollegen reden“, sagte Pressesprecher Uwe Weighardt. Zurzeit befindet sich der Polizeibeamte noch im Urlaub. Nach dem Gespräch würde die Sache der Staatsanwaltschaft übertragen. Die muss dann klären, ob dem 42-Jährigen etwas vorzuwerfen ist und wenn ja, was. Beleidigung oder auch fremdenfeindliche Äußerungen kämen als mögliche Vorwürfe in Frage.

Staatsanwaltschaft prüft den Vorfall noch

Erst wenn die Staatsanwaltschaft sich auf einen möglichen Vorwurf festlegt, kann die Polizeileitung disziplinarische Maßnahmen gegen den 42-jährigen Beamten ergreifen. Ob die Angelegenheit zusätzlich vor Gericht kommt, ist nicht klar. Auch eine außergerichtliche Einigung bei der Fachstelle „Für Täter-Opfer-Ausgleich und Konfliktregelung Rhein-Ruhr“ wäre denkbar.

Der Oberhausener sagt übrigens auch: „Wir haben keine Anzeige erstattet, wir haben uns nur beschwert.“ Weighardt erklärte: „Wenn solche Sachen an uns herangetragen werden, sind wir gehalten, dem nach zu gehen.“