Duisburg. .
Bis man die vier jungen Frauen auf den Stationen offiziell Schwester rufen wird, werden – wenn alles so läuft wie es sich das Quartett vorstellt – drei Jahre vergehen: Anna-Tabea Becker, Natascha Thünemann, Marie Wolthaus und Mandy Maria Wessely haben gemeinsam mit 60 weiteren jungen Leuten gerade ihre Ausbildung an der Krankenpflegeschule des Sana Klinikums Duisburg begonnen.
Bis September drücken sie, aufgeteilt in zwei Kursen, die Schulbank. „Aber das ist hier ganz anders als in der Schule“, sind sie sich einig. Die genaue Berufsbezeichnung lautet heute Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die männliche Version des Berufs wäre fast zu vernachlässigen: Nur acht junge Männer befinden sich in diesem Ausbildungsjahrgang. „Dabei sind es später dann oft die Männer, die Karriere machen und den Pflegedienst eines Krankenhauses leiten“, weiß die stellvertretende Leiterin der Schule für Pflegeberufe, Marlies Wedde aus Erfahrung. „Wenn es dann um die Betreuung der Kinder geht, haben dann doch meist die Frauen den Hut auf.“
Die vier Schwesternschülerinnen haben sich nach eigenen Worten sehr bewusst für diesen Beruf entschieden. Dabei spielten die Erfahrungen, die sie während ihrer Praktika gemacht haben, eine wesentliche Rolle. Weder der Schichtdienst von morgens um 6 bis 13 Uhr oder nachmittags von 13 bis 20 Uhr, noch die Dienste an Wochenenden und Feiertagen oder die später zu leistenden Nachtdienste schreckten sie ab. Mandy Maria Wessely: „Man muss sich vorher entscheiden, ob man das alles will. Ich habe hier im Klinikum ein Praktikum gemacht. Und mir war schon nach wenigen Tagen klar: Das ist es, was ich machen will.“
Sieben Lehrkräfte unterrichten die 194 Auszubildenden
Auf dem Stundenplan der Ausbildung in der Anfangsphase: Vokabeln lernen. Denn schließlich muss man verstehen, worüber auf den Stationen gesprochen wird. Ebenfalls auf dem Lehrplan der ersten Wochen Themen wie ,Pflege heute und gestern’, Umgang mit den Patienten, Tabuthemen.
Sieben Lehrkräfte unterrichten die insgesamt zur Zeit 194 Auszubildenden, von denen sich immer ein Teil in der Praxis befindet. „Es werden alle Stationen des Hauses durchlaufen. Hinzu kommen Einsätze in der Psychiatrie des Bertha-Krankenhauses, im Altenheim und in einem Hospiz“, erklärt Marlies Wedde. Denn schließlich soll die Ausbildung die angehenden Gesundheits- und Krankenpflegerinnen dazu befähigen, in all diesen Bereichen später zu arbeiten.
Haben populäre TV-Serien wie „Grey’s Anatomy“ als Entscheidungshilfe gedient, sich für einen Beruf im Krankenhaus zu entscheiden? „Nein“, erklären alle lachend, „das hat nun mit der Wirklichkeit überhaupt nichts zu tun. Außerdem spielen da die Schwestern keine Rolle.“
Ethische Fragen im Unterricht
Später einmal ein Studium an die Ausbildung dran zu hängen oder es vielleicht sogar während der Ausbildung parallel zu beginnen, ist für die Vier zur Zeit kein Thema. Und von ihren 60 Kolleginnen und Kollegen wissen sie nur in einem Fall, dass jemand schon jetzt mit dem Gedanken spielt, nach der Ausbildung Medizin zu studieren und Arzt zu werden.
Wer in einem Krankenhaus arbeitet, muss sich zwangsläufig nicht nur mit Heilung, sondern auch mit dem Tod beschäftigen. Marlies Wedde: „Sterbende Menschen zu begleiten, auch das gehört zu unserem Beruf.“ Und auch das ist ein Thema für den Unterricht, ebenso wie ethische Fragen zur Sterbehilfe und der Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen.