Huckingen. . Wie kommt ein Bäcker dazu, Fernfahrer zu werden? Ganz einfach: Indem er als Zeitsoldat sein Interesse an Technik wiederentdeckt und dem Reiz des Trucker-Lebens verfällt. Jedenfalls war das bei Hanno Hoffmann 15 Jahre lang so. Seit zwei Jahren bildet er seine Nachfolger am Lenkrad bei „Andreas Fahrschulteam“ an der Düsseldorfer Landstraße aus.
Schon Bäcker, gesteht der heute 51-Jährige, sei er nicht ganz freiwillig geworden. „Es gab keine andere Lehrstelle“, erinnert er sich an seine Jugendjahre im Sauerland. „Ich wollte eigentlich Zweiradmechaniker werden.“ Nach der Lehre verpflichtete sich Hoffmann für vier Jahre bei der Bundesmarine – und stellte fest, dass ihm das Schrauben doch mehr liegt als das Kneten von Teig. Eine weitere Ausbildung kam nicht in Betracht. So erwarb er den Lkw-Führerschein und heuerte als Brummifahrer an. Nach drei Monaten saß er am Steuer eines 40-Tonners und war Fernfahrer.
Unglaubliche Freiheit: Ruhepausen am Baggersee gemacht
„Man braucht eine verständnisvolle Partnerin“, sagt Hanno Hoffmann. Schließlich war er von montags bis freitags unterwegs. „Aber ich habe ansonsten unglaubliche Freiheit gehabt“, blickt er mit ein bisschen Wehmut zurück. „Ich war die ganze Woche über mein eigener Boss.“ Tagelang habe er, sofern sich keine Tourenänderungen ergaben, mit der Firma nichts zu tun. „Wir hatten ja damals nicht mal Autotelefon, geschweige denn ein Handy.“
Zu diesen Freiheiten, von denen Hoffmann bis heute schwärmt, gehörte zum Beispiel, dass er die Ruhezeiten, die er einlegen musste, nicht auf Parkplätzen verbrachte, sondern an Baggerseen entlang seiner jeweiligen Routen. „Ich hatte immer ein Moutainbike auf dem Lkw“, sagt er – für den Fall, dass er den Brummi weit weg von einem See parken musste. Ein Kollege sei öfter das Wochenende über gleich in Italien geblieben und habe die Zeit zum Tauchen im Mittelmeer genutzt.
Nur das Fahren selbst durfte er nicht vermitteln
Hanno Hoffmann bildete sich nebenbei zum Kraftverkehrsmeister fort und darf damit heute Berufskraftfahrer ausbilden.
Das machte er dann nach einem Intermezzo als Disponent in einer Spedition. Nur störte ihn, dass er den angehenden Berufskraftfahrern alles Mögliche beibringen durfte, nur nicht das Lkw-Fahren selbst. Deshalb begann er 2000 damit, sich zum Fahrlehrer ausbilden zu lassen, nach und nach in allen vier Führerschein-Klassen. Und bei der Ausbildung zum Lkw-Fahrlehrer lernte er schließlich Andrea Bahr kennen und wurde prompt von ihr nach Huckingen engagiert.
Ausbildung wurde aufgewertet
Das Ansehen von Berufskraftfahrern ist nicht hoch. Folgt man den Prognosen zum Zuwachs des Lkw-Verkehrs, werden in Zukunft weit mehr Fahrer als heute benötigt. Fahrlehrer Hanno Hoffmann von „Andreas Fahrschulteam“ weist jetzt darauf hin, dass der Gesetzgeber die Anforderungen an Lkw-Fahrer deutlich erhöht hat - und ihrer Ausbeutung Grenzen gesetzt hat.
„Neue Busfahrer“, sagt er, „müssen seit 2008 neben dem Führerschein eine so genannte Beschleunigte Grundqualifikation nachweisen - mit Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer.“ Für Lkw-Führerschein-Anwärter gelte das seit 2009. Nur wer gelegentlich einen Lkw steuere, etwa im Handwerk oder bei der Feuerwehr, bleibe verschont. Und damit sei eine erhebliche Aufwertung des Berufs verbunden.
Schon die Führerschein-Prüflinge müssten wissen, wie man Pannen möglichst selbst behebt oder, im Busverkehr, sich auf schwierige Fahrgäste einstellt, wie man sich im Ausland orientiert und mit Frachtpapieren umgeht. Die 140-stündige Zusatzausbildung vermittelt ihnen außerdem wirtschaftliches Denken am Steuer und schärft das Bewusstsein, dass Fahrer auch Rechte haben. Sie vermittelt ihnen ferner, wie sie sich möglichst ernähren sollten, um fit zu bleiben, und hilft ihnen dabei, Arbeitsunfällen vorzubeugen.
In anderen europäischen Ländern, so der Fahrlehrer, sei diese Ausbildung lange üblich, bei uns erst auf Drängen der Europäischen Union eingeführt worden. „Man wollte hier die Fahrer möglichst unwissend lassen.“
„Der Chef ist heute“, fügt Hoffmann hinzu, „auch selbst ganz schnell den Führerschein los.“ Denn Fehler, die der Lkw-Fahrer nicht alleine zu verantworten habe, würden neuerdings auch dem Spediteur oder Disponenten Strafpunkte in der Verkehrssünder-Kartei einbringen: wenn etwa Touren so gelegt sind, dass sie bei den vorgeschriebenen Lenkzeiten nicht zu schaffen sind oder der Laster überladen ist.