Duisburg. .
An allen großen Bühnen der Welt hat Jeanne Piland gesungen, der Deutschen Oper am Rhein und damit dem Duisburger Theater ist sie aber treu geblieben. Zum 100-Jährigen des Theaters schaut sie für die WAZ zurück auf ihre 35 Jahre Theatergeschichte.
Weil sie unbedingt in den Opern von Richard Strauss singen wollte, kam die US-Amerikanerin Jeanne Piland 1976 nach Deutschland, denn ihr war klar: „Wenn ich Texte Hugo von Hofmannsthals singen möchte, dann muss ich auch jedes Wort verstehen.“ Zudem hieß es damals in der Opernszene: „Wenn man die schönsten Stimmen Deutschlands hören will, muss man in Duisburg und Düsseldorf in die Oper gehen.“
Richard Strauss wurde der Fixpunkt
Richard Strauss wurde tatsächlich der Fixpunkt ihrer Karriere und dabei spielte Duisburg eine wesentliche Rolle. Als Mezzo-Star der Deutschen Oper am Rhein sang nämlich Anfang der 80er Jahre Trudeliese Schmidt die großen Strauss-Premieren in Düsseldorf. Die Duisburger Übernahme-Premieren von „Ariadne auf Naxos“ und „Der Rosenkavalier“ waren dann aber die großen Chancen der jungen Jeanne Piland, die ihr Debüt als Komponist und Octavian in Duisburg gab.
Einen Tag nach der Duisburger „Ariadne“-Premiere vom 4. Juni 1980 meldeten sich schon die Hamburgische Staatsoper und die Mailänder Scala bei Jeanne Piland und boten ihr Vorstellungen an. „Mein Theater ist der Ort, wo der Grundstein für meine Karriere als Komponist und Octavian gelegt wurde.“ In mehr als 250 Vorstellungen hat Piland beide Rollen verkörpert: „In einer Saison habe ich den Komponisten sogar 35 Mal in elf verschiedenen Inszenierungen gesungen.“
Die Deutsche Oper am Rhein, die Jeanne Piland in den 70er und 80er Jahren unter Generalintendant Grischa Barfuss erlebte, bezeichnet sie heute als „Sängerfarm“ und kommt ins Schwärmen: „Unglaublich, welche Stars damals zum Rheinopern-Ensemble gehörten! Astrid Varnay war meine Mama Lucia in ,Cavalleria rusticana’, Karl Ridderbusch der Ochs auf Lerchenau im ,Rosenkavalier’.“
Philharmoniker haben an Profil gewonnen
Ganz besonders lobt Piland die Duisburger Philharmoniker: „Das Orchester hat in den letzten Jahren noch viel mehr an Profil gewonnen!“ Besonders schöne Erinnerungen verknüpft sie mit dem Gastspiel der Rheinoper im Jahr 2002 im finnischen Savonlinna, wo die Philharmoniker den „Rosenkavalier“ unter John Fiore spielten. Auch ein Konzert im Juni 2004 unter Jonathan Darlington mit Ravels „Shéhérezade“ im Theater am Marientor ist ihr in bester Erinnerung.
Über den Verbleib Duisburgs in der Deutschen Oper am Rhein ist Jeanne Piland mehr als erleichtert, doch über die Duisburger Spardiskussionen urteilt sie hart: „Es ärgert mich, wenn ich als Amerikanerin, die wegen der Kultur nach Deutschland gekommen ist, erleben muss, wie Duisburg mit seiner Kultur umgeht!“ Gleichzeitig äußert sie aber die Hoffnung, dass die großen Duisburger Industrieunternehmen und wohlhabende Privatpersonen die Deutsche Oper am Rhein finanziell unterstützen könnten.
Mit Blick auf die Jugendarbeit der Deutschen Oper am Rhein und die aufwendigen Inszenierungen auch für Grundschulkinder schaut Jeanne Piland, auch was das Publikum angeht, positiv in die Zukunft: „Als ich im letzten Februar in der Premiere von Strawinskys ,Nachtigall’ saß, war das ganze Duisburger Theater voller Kinder, die vor Begeisterung getobt haben.“