Duisburg. .

Als Operndirektor ist Stephen Harrison der Spielplanmacher der Deutschen Oper am Rhein und wählt die Wiederaufnahmen aus dem großen Repertoire des Hauses aus – seit 24 Jahren.

Bei der Gestaltung des Duisburger Spielplans muss Stephen Harrison eine Vielzahl von Faktoren beachten: „Pro Saison bringen wir in Duisburg sieben Premieren heraus, davon müssen drei Originalpremieren sein.“ Um diese Neuproduktionen herum baut Harrison dann den Spielplan, wobei für die Wiederaufnahmen ein Faktor ganz entscheidend ist: „Mein Theater sollte immer ausverkauft sein.“

Das funktioniert natürlich besonders mit Opernhits wie „La Boheme“ oder „Tosca“, doch auch bei Erfolgsproduktionen wie „Carmen“ gilt: Wenn sie Ende der nächsten Saison in allen Duisburger Abonnements zu sehen sind, müssen sie danach einige Zeit ruhen.

Nicht jedes Stück kommt bei den Zuschauern gut an

In den letzten Jahren habe sich zudem gezeigt, dass nicht alle Stücke aus dem Repertoire das notwendige Zuschauerpotenzial für eine erfolgreiche Wiederaufnahme besitzen: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Neueinstudierung einer Inszenierung, die längere Zeit geruht hat, eigentlich nur lohnt, wenn das Stück zu den beliebtesten Opern gehört.“

Ein weiterer entscheidender Aspekt in Harrisons Arbeit ist der Opernchor: „Als ich 1988 an der Rheinoper anfing, hatten wir 84 Choristen und konnten an jedem Abend in Duisburg und Düsseldorf parallel zwei Opern mit Chor spielen. Heute ist dies mit 60 Sängern nicht mehr möglich. Wenn in Duisburg eine Choroper gespielt wird, müssen wir in Düsseldorf ein Ballett oder eine Oper ohne Chor spielen. Dadurch wird meine Planung erheblich eingeschränkt.“

Drei verschiedene Leiter der Rheinoper hat Stephen Harrison erlebt: „Kurt Horres war ein Intendant der alten Schule, das ganze Haus war auf ihn als höchsten Punkt der Pyramide ausgerichtet.“ Während unter Horres das Theater von deutschen Opern und deutschen Sängern geprägt war – selbst „Hoffmanns Erzählungen“ und „Carmen“ wurden damals auf Deutsch gesungen — sei es unter Tobias Richter vielsprachiger geworden und das Repertoire habe sich für französische und slawische Opern geöffnet.

Starkes Bekenntnis

Mit Richter, der das Haus sicher durch eine finanzielle Talsohle führte, sei dann zum Arbeitsverhältnis auch noch ein viel stärkerer persönlicher Kontakt hinzugekommen, wobei Harrison besonders gerne an einen Regisseur zurückdenkt: „Während der Intendanz von Tobias Richter wurde das Ensemble ganz stark durch die Regiearbeiten von Christof Loy geprägt.“

Nachdem Richter dem Spielplan besonderes Profil mit Werken von Janácek und Monteverdi gegeben habe, richte Christoph Meyer nun sein Augenmerk auf die Opern von Rameau und Britten. Das Verhältnis und die Zusammenarbeit mit Meyer seien von besonderer Herzlichkeit geprägt, gemeinsam sei man schon zu Vorsingen nicht nur durch ganz Europa, sondern bis nach New York gereist. Maßstäbe setze Meyer auch mit den großen Kinderopern wie „Robin Hood“, „Der gestiefelte Kater“ sowie „Die Nachtigall“ und der intensiven Jugendarbeit von Karoline Philippi.

"Starkes Bekenntnis der Stadt Duisburg zur Oper"

Als im Dezember 2002 das Produktionszentrum in Wanheimerort eröffnet wurde, hatte Harrison anfangs die Befürchtung, dass die erhöhten Fahrzeiten die Krankmeldungen der Sänger in die Höhe treiben könnten. Zum Glück bewahrheiteten sich diese Sorgen jedoch nicht. Den Komplex mit seinen Werkstätten, der großen Montagehalle und zwei Probebühnen, der sich auf dem ehemaligen britischen Kasernengelände befindet, sieht Harrison als „starkes Bekenntnis der Stadt Duisburg zur Deutschen Oper am Rhein“.

Stephen Harrisons Herz schlägt aber nicht nur für die Oper: Im Duisburger Theater besuchen der Operndirektor und seine Ehefrau Marta Marquez besonders gerne das von Michael Steindl ausgewählte Schauspielangebot: „Wir hoffen, dass es auch die Duisburger Akzente mit seinem hochkarätigen Theatertreffen noch lange gibt.“