Duisburg. . Für die Triennale-Produktion „FOLK“, die an acht Abenden im August und September im Landschaftspark Nord zu sehen sein wird, wurden Statisten gesucht, die nicht wasserscheu sind.
Für Doro Grötzner ist es nicht das erste Mal. Die 65-Jährige stand bereits als Statistin auf der Bühne: bei der Aufführung der „Odyssee“ in ihrer Heimatstadt Bochum. Jetzt will die Rentnerin erneut im Hintergrund wirken – und zwar bei der Triennale-Produktion „FOLK.“, die zwischen 25. August und 2. September an acht Abenden in der Gebläsehalle des Landschaftsparks Nord in Meiderich zu sehen sein wird. Bei einem Casting lernte Grötzner ihre potenziellen Mitstreiter kennen.
Theatermacher suchen Statisten! So lautete der Aufruf, den 80 Interessierte erhörten. Und wie erhofft, tauchte tatsächlich eine breite Palette verschiedenster Charaktere auf: Sie reichte von der jungen, adrett zurechtgemachten Frau über den rustikalen Mittvierziger in Lederhosen bis hin zur weißhaarigen Seniorin mit Seidenschal um den Hals. Sie alle erhielten kurze Einblicke in den Inhalt des Stücks, das der italienische Regisseur Romeo Castellucci derzeit mit einer sechsköpfigen Schauspielergruppe erarbeitet. Vieles wurde bewusst noch offen gelassen. Nur eines steht felsenfest: Die Komparsen dürfen nicht wasserscheu sein. Auf einige wartet im Laufe der rund 60-minütigen Inszenierung ein Ganzkörperbad.
Kulissen hin und her geschoben
Diese bevorstehende Begegnung mit dem nassen Element kann zumindest Nina Beckmann nicht schrecken. Die 20-jährige Duisburgerin ist als Statistin schon erprobt. Bei der Kinderoper „Robin Hood“ der Deutschen Oper am Rhein war sie zuletzt quasi unsichtbar. „Da hatte ich einen schwarzen Ganzkörperanzug an und habe Kulissen hin- und hergeschoben – etwa den Pfeil, der so aussah, als ob er wirklich fliegen würde“, erzählt die Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres.
Ihre Premiere als Statistin wird Manuela Plogmacher erleben. Die 29-jährige Gelsenkirchenerin ist in ihrem Arbeitsalltag als Betriebswirtin beschäftigt. „Die ganze Theateratmosphäre fand ich aber schon immer spannend. Ich wollte das jetzt unbedingt selbst mal ausprobieren.“ Als Mitglied eines Gospelchores bringt sie zwar Bühnenerfahrung mit. Eine gewisse Aufregung verspüre sie dennoch.
Einiges an Freizeit opfern
Genau wie alle anderen der rund 120 Statisten, die für das Stück benötigt werden, muss auch Plogmacher einiges an Freizeit für diese Rolle am Rande opfern. Eine ganze Woche wird an jedem Abend vor Ort in der Gebläsehalle geprobt. Im Anschluss folgen besagte acht Aufführungen. „Dafür erhält jeder eine Aufwandsentschädigung“, sagt Tillmann Wiegand, der Künstlerische Betriebsdirektor der Ruhrtriennale. Er bestätigt auch, dass für jede der „FOLK.“-Aufführungen nur rund 200 Eintrittskarten pro Abend verkauft werden.
Und die Besucher werden dann wohl auch Doro Grötzner als Statistin zu sehen bekommen. Zuletzt musste die Rentnerin auf der Bühne eine Tote spielen. „Ich war kalkweiß geschminkt und meine Haare waren völlig eingeölt – hat aber trotzdem einen Riesenspaß gemacht“, erzählt sie. Und was hat sie nun an dieser Herausforderung gereizt? „Ich hatte die Beschreibung dieser Statistenrollen gelesen. Da stand: Nicht sprechen! Nicht singen! Und da dachte ich: Das kann ich!“