Duisburg. Der Duisburger Detlef Koscielny ist wütend. Nach einem Herzinfakt bekam er vor neun Jahren ein neues Herz. Die aktuellen Ereignisse rund um die Vergabe von Organspenden bewertet er kritisch: “Dieser Skandal kostet Menschenleben.“ Dabei lässt der 51-jährige Duisburger auf seine Ärzte nix kommen.

Dieser Skandal kostet Menschenleben.“ Detlef Koscielny ist wütend, vor allem auf die Boulevardpresse, die die Ärzte wegen ihrer Transplantationspraktiken an den Pranger stellt.

Der Hochfelder selbst hat vor neun Jahren ein neues Herz bekommen, seitdem feiert er seinen zweiten Geburtstag stets am Tag der Operation. Koscielny engagiert sich im Vorstand des „Bundesverbandes der Organtransplantierten“, der seinen Sitz in Duisburg hat. Wenn er nun für die Organspende wirbt, bringt er kaum noch einen Ausweis an den Mann oder die Frau.

Die erlösende Nachricht

Der stattliche Mann war 51 Jahre alt, als er plötzlich einen Herzinfarkt bekam. Die Ärzte haben ihn wiederbelebt, ins künstliche Koma gelegt und bald gesagt, dass er ein neues Herz braucht. Sein eigenes brachte weniger als 20 Prozent Leistung. Doch Koscielny muss sich erst anfreunden mit dem Gedanken, ein neues Organ zu bekommen. „Da hat man sich ja vorher keine Gedanken gemacht. Das ist ein großer Eingriff. Die Chancen stehen fuffzig-fuffzig.“ Koscielny lag im Krankenhaus, angeschlossen an Schläuche und Geräte. Seiner Frau Roswitha kommen noch heute die Tränen, wenn sie daran denkt. Monatelang tut sich nichts. „Wenn nichts passiert wäre, wäre ich zwei Monate später weg gewesen. Da stehen Sie aber schon mit eineinhalb Beinen im Grab.“

Organspende

Das Forum wurde gut besucht.
Das Forum wurde gut besucht. © Marcus Simaitis
Vortrag von Dr. Anna Mitchell zum Thema Dialyse oder Transplantation.
Vortrag von Dr. Anna Mitchell zum Thema Dialyse oder Transplantation. © Marcus Simaitis
Vortrag von Prof. Dr. Richard Viebahn zum Thema Transplantationsgesetz.
Vortrag von Prof. Dr. Richard Viebahn zum Thema Transplantationsgesetz. © Marcus Simaitis
Vortrag von Dr. Anna Mitchell zum Thema Dialyse oder Transplantation.
Vortrag von Dr. Anna Mitchell zum Thema Dialyse oder Transplantation. © Marcus Simaitis
WAZ Redaktionsleiter Thomas Schmitt laesst die Besucher Fragen stellen.
WAZ Redaktionsleiter Thomas Schmitt laesst die Besucher Fragen stellen. © Marcus Simaitis
Vortrag von Dr. Peter Schenker zum Thema Diabetes: Heilung durch Transplantation. Dr. Schenker interviewt eine Patientin die kuerzlich eine Bauchspeicheldruese transplantiert bekommen hat.
Vortrag von Dr. Peter Schenker zum Thema Diabetes: Heilung durch Transplantation. Dr. Schenker interviewt eine Patientin die kuerzlich eine Bauchspeicheldruese transplantiert bekommen hat. © Marcus Simaitis
Vortrag von Dr. Anna Mitchell zum Thema Dialyse oder Transplantation.
Vortrag von Dr. Anna Mitchell zum Thema Dialyse oder Transplantation. © Marcus Simaitis
Dr. Richard Viebahn (r) interviewt das Ehepaar Busch-Bernhard. Frau Busch-Bernhard hat ihrem Mann eine Niere gespendet.
Dr. Richard Viebahn (r) interviewt das Ehepaar Busch-Bernhard. Frau Busch-Bernhard hat ihrem Mann eine Niere gespendet. © Marcus Simaitis
Vortrag von Dr. Peter Schenker zum Thema Diabetes: Heilung durch Transplantation.
Vortrag von Dr. Peter Schenker zum Thema Diabetes: Heilung durch Transplantation. © Marcus Simaitis
Dr. Richard Viebahn (r) interviewt das Ehepaar Busch-Bernhard. Frau Busch-Bernhard hat ihrem Mann eine Niere gespendet.
Dr. Richard Viebahn (r) interviewt das Ehepaar Busch-Bernhard. Frau Busch-Bernhard hat ihrem Mann eine Niere gespendet. © Marcus Simaitis
WAZ Redaktionsleiter Thomas Schmitt laesst die Besucher Fragen stellen.
WAZ Redaktionsleiter Thomas Schmitt laesst die Besucher Fragen stellen. © Marcus Simaitis
Dr. Richard Viebahn (r) interviewt das Ehepaar Busch-Bernhard. Frau Busch-Bernhard hat ihrem Mann eine Niere gespendet.
Dr. Richard Viebahn (r) interviewt das Ehepaar Busch-Bernhard. Frau Busch-Bernhard hat ihrem Mann eine Niere gespendet. © Marcus Simaitis
Vortrag von Dr. Peter Schenker zum Thema Diabetes: Heilung durch Transplantation.
Vortrag von Dr. Peter Schenker zum Thema Diabetes: Heilung durch Transplantation. © Marcus Simaitis
1/13

Dann kam die erlösende Nachricht, dass ein Herz gefunden ist. Zwischen Entnahme und Transplantation dürfen nicht mehr als sechs Stunden liegen. Und auch dann ist noch nicht raus, ob der Körper das neue Herz annimmt. Der Duisburger muss alle zwölf Stunden eine Tablette schlucken, damit es nicht abgestoßen wird.

Jeden Tag Tabletten

Auf seine Ärzte lässt Koscielny nix kommen. Der Mediziner, der das Organ entnimmt, Eurotransplant und die verpflanzende Klinik hätten nichts miteinander zu tun. Schmu war im System nicht vorgesehen. Ob daran ein neues Vier-Augen-System ändern würde? Koscielny bezweifelt das. „Die beiden, die den ganzen Berufsstand in Verruf bringen, die dürften nie mehr operieren.“ Aber man dürfe eben nicht die Mediziner vergessen, die im Operationssaal stehen und ihr Bestes geben. Von seinem Kardiologen hat er sogar die Handynummer und könne ihn Tag und Nacht anrufen.

Und weil der Mann, der viele Jahre auf der Duisburger Hütte malocht hat und ohne seine Arbeit nicht konnte, nicht zu Hause sitzen mag, geht er dreimal in der Woche zum Sport. Neulich stand er bei der Spielvereinigung Schonnebeck am Platz und klärte Fußballfans über die Organspende auf. „Da merkt man richtig, dass die vorsichtig geworden sind.“ Er frage dann immer: „Meinst du, im Fußball wird nicht geschmiert?“ Dann sind sie still.