Duisburg. .
Zwar sind viele Menschen bereit, nach ihrem Tod Organe zu spenden - zögern aber. Ärzte raten jedem, über das Thema nachzudenken. Sie weisen darauf hin, dass so anderen ein zweites Leben geschenkt werden kann - wie der Duisburgerin Daniela Kracht.
Viele Menschen sind bereit, nach ihrem Tod Organe zu spenden, zögern aber. Ärzte raten: Jeder sollte über dieses Thema nachdenken. Wann ein Organ versagt, kann niemand vorhersagen - auch Kinder trifft es. So wie Daniela Kracht, deren Leben am seidenen Faden hing, bevor sie ein Spenderorgan bekam. Sie war vier Jahre alt, als ihr eine neue Leber eingepflanzt werden konnte. Das ist jetzt 23 Jahre her. Heute lebt die Duisburgerin ihr Leben als gesunde junge Frau.
Menschen wie Daniela feiern jedes Jahr zwei Geburtstage - denn durch die Organspende haben sie ein zweites Leben geschenkt bekommen.
Danielas Mutter, Monika Kracht (64), wollte die Erfahrungen, die sie durch die Transplantation gemacht hatte, teilen und andere Betroffene unterstützen. Aus diesem Anlass gründete sie 1988 den „Verein zur Förderung von Lebertransplantationen“, der zwei Jahre später umbenannt wurde in den „Bundesverband der Organtransplantierten (BDO)“. Hauptaufgabe des BDO ist die Betreuung von Patienten und Angehörigen vor und nach einer Transplantation.
Es gibt immer noch zu wenig Organspender
Der BDO wirbt auch Spender, stellt Informationsmaterial und Ausweise bereit. Dass es immer noch zu wenige Organspender in Deutschland gibt, ist Fakt. Umfragen zufolge seien zwar über 80 Prozent bereit, ihre Organe nach ihrem Tod zu spenden, jedoch besäßen lediglich 17 Prozent der Bundesbürger einen Spenderausweis, beklagt Monika Kracht, Gründerin und Vorsitzende der BDO.
Karin Hamacher von der Kassenärztlichen Vereinigung bestätigt diesen Trend. Viele niedergelassene Ärzte hätten Infos sowie das Formular für einen Organspendeausweis in der Praxis ausliegen, die Nachfrage sei aber gering. Häufig seien die Leute nicht abgeneigt, Spender zu werden. Hindernis sei eher der Umstand, den Spenderausweis auszufüllen. Auch Dr. Helmut Gudat, Sprecher der niedergelassenen Ärzte und selbst Organspender, bietet in seiner Praxis umfassende Beratung zum Thema an. Die Resonanz bei seinen Patienten sei aber „verhalten“. Dabei sei es sinnvoll, die Dinge „im Vorfeld zu klären“, damit die Angehörigen im Todesfall nicht - emotional total überfordert - eine Spendenentscheidung treffen müssten, so Gudat.
Jeder sollte darüber nachdenken
Genau diesen Rat geben auch Ärzte, die in Kliniken daran mitwirken, dass Organe tatsächlich gespendet werden können, wenn das gewünscht wird. „Familien sollten sich unbedingt mit diesem Thema befassen, bevor der Sterbefall eintritt“, sagt Dr. Jörg Veith, Transplantationsbeauftragter und Oberarzt für Intensivmedizin am Klinikum Duisburg, wo 2010 drei Organspendern Nieren oder andere Organe entnommen wurden, um anderen das Leben zu retten. „Es erleichtert den Angehörigen ihre Lage sehr, wenn sich der Sterbende vorher klar geäußert hat“, weiß Veith. Sein Kollege Dr. Hilal Yahya vom Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord, betont: „Der Patientenwille ist entscheidend, auch wenn er mündlich geäußert wurde, wie bei uns im Falle eines Ehepaares. Da wusste der Mann, dass seine Frau unbedingt Organspenderin sein wollte. Von 40 Hirntoten waren bei uns 2010 zwölf Organspender.“
Ein strenger Katalog garantiere medizinisch vollkommene Sicherheit. Yahya: „Es ist doch auch ein friedvolles Gefühl für alle Beteiligten, wenn anderen Menschen Hilfe gewährt werden kann. Es hat im Tod etwas Tröstliches.“ Er spricht sich aber für Freiwilligkeit aus und dafür, „dass man ganz normal damit umgeht und jeder im Leben einmal nachdenkt und entscheidet, ob er Organspender sein möchte oder nicht.“