Duisburg. Landesweit fehlen im nächsten Jahr 6750 Erzieher, haben Wissenschaftlicher errechnet. Doch in Duisburg lässt sich dieser Engpass nicht belegen. Bisher zumindest.

Hilferufe hört man allerorten. An Rhein und Ruhr gehen die Erzieherinnen aus. 6750 fehlen in NRW, wenn zum 1. August 2013 der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz auch für die Kinder ab dem ersten Geburtstag gilt, haben Wissenschaftler der Uni Dortmund im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung errechnet. Nur in Duisburg scheint der große Pädagogenmangel noch nicht aufgetreten zu sein.

Den Eindruck bekommt zumindest, wer mal in die Jobbörse der Agentur für Arbeit schaut. Ganze 20 Seiten erscheinen, wenn man Erzieher und Duisburg eingibt. Ganz schön viel. Also Mangelwirtschaft? Fehlanzeige. Der genauere Blick in die Angebote zeigt ganze drei freie Stellen für Erzieherinnen in Duisburger Kindergärten. Dazu noch ein paar Personaldienstleister, die Mitarbeiter suchen, bei denen man nicht weiß, ob für eine Kindertageseinrichtung oder einen anderen Bereich. Und das bei 151 Kindergärten, die das Branchenbuch für Duisburg auflistet.

Zahl unserer Ausbildungsplätze von 40 auf 60 erhöht

Mit 76 Einrichtungen und ungefähr 1000 Beschäftigten ist die Stadt einer der größten Träger von der Kindertagesstädten. Und sie hat reagiert: „Wir haben vor zwei Jahren die Zahl unserer Ausbildungsplätze von 40 auf 60 erhöht“, erklärte gestern die zuständige Sachgebietsleiterin Gundel Hermann-Koch vom Jugendamt. Dies sei im Hinblick auf den Rechtsanspruch für U3-Plätze geschehen. Man habe eine Personalreserve rekrutieren wollen, um gewappnet zu sein. Das habe auch die Bezirksregierung in Düsseldorf eingesehen, die die zusätzlichen Stellen trotz der Finanzklemme der Kommune bewilligt hatte.

Ausbildungweg zum Erzieher

Erzieher ist eine landesrechtlich geregelte schulische Aus- bzw. Weiterbildung an Fachschulen , Berufsfachschulen , Berufskollegs und anderen Bildungseinrichtungen.

Wer sich in Duisburg zum Erzieher ausbilden lassen will, besucht zunächst das Sophie-Scholl-Berufskolleg oder Gertrud-Bäumler-Berufskolleg für zwei Jahre, um die theoretischen Grundlagen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu lernen. Anschließend folgt ein praktisches Jahr in einer Einrichtung, deren Träger um die 1000 Euro im Monat an den angehenden Erzieher zahlt.

Zum Abschluss werden die Auszubildenden geprüft, bevor sie sich staatlich geprüfte Erzieher nennen können.

Ein „Erzieherin, händeringend gesucht“ gebe es bei der Stadt nicht, so Gundel Hermann-Koch. Wohl aber werde es zunehmend schwieriger, Vertretungen bei Krankheitsfällen zu bekommen: „Bei Krankheitsvertretungen weiß man ja nicht, wie lange sie andauern werden.“ Klar, dass Bewerberinnen da eher auf eine Festanstellung oder eine längerfristige Vertretung hoffen. Wenn das Kita-Ausbauprogramm in Duisburg vollendet ist, werden zu den rund 1000 Beschäftigten wohl noch einmal 260 hinzukommen, hat die Sachgebietsleiterin bereits vor einiger Zeit errechnet. Wird es dann eng? „Das macht uns noch nicht so große Sorgen“, gibt sich Gundel Hermann-Koch gelassen.

"Unsere Kinder sind das wichtigste, das wir haben"

Gar nicht gelassen gibt sich ihr Chef, der stellvertretende Jugendamtsleiter Bernd Fastabend beim Thema Arbeitslose im Schnelldurchgang zu Erzieherinnen ausbilden, wie es einige aus der Politik im Zusammenhang mit der Insolvenz von Schlecker forderten: „Von unseren fachlichen Anforderungen werden wir kein Haar abweichen.“ Auch Gundel Hermann-Koch sagt: Grundsätzlich sei nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand sich in diesem Bereich qualifizieren wolle.

Das habe es auch schon früher gegeben. Aber vom Absenken von Standards hält sie nichts. Damit steht das Jugendamt auf einer Seite mit dem Duisburger Kinderschutzbund. „Unsere Kinder sind das wichtigste, das wir haben und so müssen wir sie auch behandeln“, findet Gerhild Tobergte und warnt davor, die Quantität der Qualität zu opfern. Da könne und dürfe es keine Abstriche geben, auch nicht aus Nützlichkeitserwägungen.

Überhaupt ist es gar nicht so einfach, Arbeitslose aus anderen Bereichen einfach so mir nichts dir nichts umzuschulen, warnt Hans-Georg Grein, Sprecher der Duisburger Arbeitsagentur. Erst einmal müsse man im Einzelfall entscheiden, ob der Beruf des Erziehers überhaupt für den Betroffenen etwas ist. Zweites Problem: Das Gesetz sagt, dass nur zweijährige Qualifizierungsmaßnahmen finanziert werden. Die Ausbildung zum Erzieher dauert drei Jahre, davon zwei in der Theorie und eins in der Praxis. „Unsere Regionaldirektion verhandelt zur Zeit mit der Landesregierung“, begründet Grein, warum es in Duisburg bisher noch keine Umschulung in diesem Bereich gibt.