Duisburg. . Nach Angaben von Mobilfunk-Anbietern ist das neue LTE-Netz mit den rasanten Datenströmen jetzt in Teilen des Duisburger Stadtgebiets verfügbar. Der Ausbau ging damit offenbar schneller als geplant. Dennoch steckt das Netz noch in den Kinderschuhen. Was Verbraucher wissen müssen, zeigt ein Überblick.

In Deutschland gibt es mehr Mobiltelefone als Einwohner, statistisch kommen auf jeden Bundesbürger 1,4 Handys. Die meisten Geräte werden längst nicht mehr nur zum Telefonieren benutzt: Studien zufolge ist jedes dritte Handy ein „Smartphone“, mit dem sich nahezu alles machen lässt wie mit dem heimischen PC.

Die Geräte erzeugen allerdings auch eine Datenflut, das Mobilfunk-Netz muss dementsprechend ausgebaut werden. „Long Term Evolution“, kurz LTE, heißt die neue Übertragungstechnik, die in Ballungsräumen Daten in einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Megabit pro Sekunde über das Netz senden soll, also mehr als doppelt so schnell wie über UMTS. Duisburg gehört nach Angaben der Telekom zu den ersten 50 Städten, in denen LTE jetzt verfügbar ist. Hier wird das neue Netz derzeit von Telekom und Vodafone angeboten, laut eigener Angaben etwa in der Hälfte des Stadtgebiets. Anbieter O2 will im Laufe des Jahres nachziehen.

Der Ausbau des neuen Netzes lief damit offenbar schneller als geplant. Die ersten sechs LTE-Antennen in Duisburg wurden im Sommer 2011 installiert, eine siebte zum Jahreswechsel. Die Telekom war Vorreiter unter den Mobilfunk-Anbietern, sie will 37 ihrer mehr als 100 Antennen-Standorte in Duisburg mit der neuen LTE-Technik aufrüsten. Insgesamt wurden bisher von vier Anbietern insgesamt 50 LTE-Standorte in Duisburg angemeldet, wie die Stadt gestern auf NRZ-Anfrage mitteilte.

Die Anlagen müssen von der Stadt genehmigt werden, ob sie tatsächlich in Betrieb gehen, wird aber nicht gemeldet. Der LTE-Ausbau war auch Thema beim letzten „Runden Tisch Mobilfunk“ im Oktober 2011, als sich Stadtvertreter und Lokalpolitiker mit den vier großen Anbietern Telekom, Vodafone, E-Plus und O2 trafen. Die Telekom war zu diesem Zeitpunkt bereits in den Ausbau eingestiegen, andere Anbieter erklärten, „in den nächsten zwei Jahren mit den Planungen“ beginnen zu wollen. Zum nächsten Runden Tisch hat man sich erst für 2014 verabredet, in der Erwartung, dass die Betreiber dann „konkretere Aussagen über die weiteren Planungen“ zum LTE-Ausbau machen können. Bis dahin könnte die neue Technik aber wohl längst Alltag sein.

Verbaucher fragen jetzt: „Brauch’ ich jetzt ein neues Handy?“

Das neue LTE ist schnell, steckt aber noch in den Kinderschuhen. Weitgehend unbemerkt hat sich LTE in Deutschland ausgebreitet. Folgt man den Angaben der Anbieter, ist der neue Mobilfunkstandard schon in einem guten Drittel des Bundesgebiets verfügbar.

Was man als Nutzer über Mobilfunk der vierten Generation wissen muss: 

Woher kommt LTE so plötzlich?

Das erste LTE für Zuhause gab es schon im Dezember 2010. Also etwa ein halbes Jahr nachdem die Bundesnetzagentur die für LTE genutzten Frequenzlizenzen versteigert hatte. Seitdem läuft der Ausbau des Netzes, der zumeist so aussieht: Neue Sender werden auf bestehende Funkmasten gesetzt.

Dass plötzlich vermehrt von LTE die Rede ist, liegt daran, dass nun sowohl Mobilfunkanbieter als auch Endgeräte-Hersteller auf den Standard setzen, konkurrieren (müssen) und LTE werbewirksam in Szene setzen. Anderer Name für LTE: „4G“, weil es als die vierte Generation des Mobilfunks gilt.

Was kann das neue Netz?

Es ist schneller als alle bisher verfügbaren Funk-Verbindungen. In Städten sind im Idealfall Übertragungsraten von bis zu 100 Mbit pro Sekunde drin, in ländlichen Gebieten bis zu 50 Mbit pro Sekunde. Zum Vergleich: UMTS bietet bis zu 14,4 Mbit pro Sekunde, ähnlich wie eine 16.000er-DSL-Leitung.

Ladezeiten werden dadurch kürzer, das kommt speziell der Nutzung von Videoinhalten (HD-Videos, mobiles Fernsehen) zugute. Der LTE-Standard ist abwärtskompatibel. Das heißt, dass LTE-Endgeräte auch ältere Technologien verarbeiten können. Beispiel: Sie verlassen mit ihrem LTE-Handy den LTE-Netzbereich, dann greift ihr Handy auf das nächstbeste Netz zurück, etwa auf UMTS.

Wie kann ich LTE nutzen? Und auf welchem Endgerät?

In Duisburg werden LTE-Mobilfunkverträge bereits von der Telekom und von Vodafone angeboten, O2 will noch in diesem Jahr dazustoßen. Sowohl zu Hause für den Heim-PC als auch mobil auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem Notebook lässt sich die neue Technologie nutzen.

Bereits seit Dezember 2010 sind LTE-Sticks für USB-Anschlüsse erhältlich, die die Verbindung für PC’s und Notebooks herstellen. Erst seit diesem Jahr kommen nach und nach LTE-fähige Smartphones und Tablets mit integrierten LTE-Empfängern auf den Markt.

Vorsicht: LTE-fähig ist nicht gleich LTE-fähig. Endgeräte, die den Standard im Ausland unterstützen, können in Deutschland mitunter nutzlos sein, weil sie nicht in dem von deutschen Anbietern genutzten Frequenzbereich funktionieren. Prominentes Beispiel: das iPad 3, das Hersteller Apple nach Bekanntwerden des Problems von „iPad 4G LTE“ in „iPad Wi-Fi + Cellular“ umbenannte.

Woher weiß ich, dass LTE bei mir verfügbar ist?

Durch eine Anfrage bei Ihrem Mobilfunkanbieter. Sowohl die Telekom als auch Vodafone bieten im Internet eine Verfügbarkeitsprüfung für die jeweilige Adresse. Dort lässt sich auf einer interaktiven Karte auch die LTE-Netzabdeckung in ganz Deutschland nachsehen. Momentan hat die Telekom in Duisburg das größere LTE-Netz.

Was kostet mich die Umstellung?

LTE-fähige Smartphones sind ab rund 400 Euro zu bekommen. Einsteiger-Tarife mit limitierter LTE-Nutzung gibt es ab etwa 15 Euro pro Monat. Tarife fürs Heim-Internet mit Pauschalpreisen (Flatrates) kosten 50 Euro und mehr. LTE-Sticks und -Router werden von den Anbietern meist vergünstigt mit angeboten. Top-Tarif mit unbegrenzter LTE-Nutzung und Handy: gut und gerne 150 Euro monatlich.

Muss ich jetzt umrüsten?

Wenn Sie keinen gesteigerten Wert darauf legen, immer das neuste vom Neuen zu haben: nein. Alle „alten“ Verbindungen funktionieren genauso weiter und sind derzeit (noch) günstiger. Besonders in urbanen Räumen wie Duisburg gibt es genug Alternativen.

Außerdem befindet sich das LTE-Netz noch im Aufbau, passende Endgeräte sind vergleichsweise rar. In etwa einem Jahr wird die Situation interessanter sein: Weil es mehr Wahlmöglichkeiten bei Endgeräten und Mobilfunkanbietern geben wird, wird es für den Nutzer günstiger.