Schalksmühle. . DerWesten hat die neue Mobilfunk-Technik LTE getestet. Und wir waren erstaunt, wie fix die drahtlose Verbindung ist. Auch wenn wir Startschwierigkeiten hatten.
Sattes Grün, Kühe grasen friedlich, ein Traktor zuckelt vorbei. Rotthausen erfüllt so ziemlich jedes Klischee, das Städter mit ländlicher Idylle verbinden. Schnelles Internet? Bislang zählte der Hügel bei Schalksmühle im Märkischen Kreis zu den Orten, die von der Datenautobahn abgeschnitten schienen. Datenfeldweg höchstens. Seit kurzem ist das anders. Denn Schalksmühle ist einer der ersten Orte in NRW, in denen der neue mobile Datenstandard LTE bereits funkt. Der verspricht Übertragungsraten, die den Vorgänger UMTS und selbst DSL-Festnetzanschlüsse alt aussehen lassen. Ein Test.
Das neue Funknetz
LTE steht für Long Term Evolution. Was soviel bedeutet wie „langfristige Entwicklung“. Das Kind braucht einen Namen. Telekommunikations-Experten sprechen auch vom 4G-Netz. Und das soll schrittweise ausgebaut werden. Die Netzanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und O2 haben sich verpflichtet, erst einmal die weißen Flecken auf der Deutschlandkarte für schnelles Internet zu schließen, bevor Ballungsgebiete wie das Ruhrgebiet in den Genuss der neuen Funktechnik kommen. So will es der Gesetzgeber. Als weißer Fleck gilt ein Gebiet, wenn Internetanschlüsse nicht mehr als ein Megabit pro Sekunde zu leisten vermögen. LTE verspricht das 50- bis 100-fache. Theoretisch. Der Ausbau des neuen Netzes soll schrittweise erfolgen. Noch ist die Zahl der weißen Flecken aber groß.
Die Geräte
Handys mit LTE-Technik sucht man bislang vergeblich, sie sollen frühestens Mitte 2012 auf den Markt kommen. Anbieter Vodafone hat uns für den Test einen LTE-Stick von Samsung zur Verfügung gestellt. Die Installation ist denkbar einfach. Unser Windows-Laptop erkennt das Gerät mit USB-Schnittstelle auf Anhieb und lädt die Treiber vom Stick auf den Laptop. Jetzt nur noch die PIN eingeben, schon sind wir im Internet. Für den Anschluss zu Hause gibt es auch LTE-Router. Dann können mehrere Computer gleichzeitig am Funknetz hängen.
Fast wäre unser Test ins Wasser gefallen. Der Grund: Die SIM-Karte, die im LTE-Gerät von Samsung steckte, wollte partout nicht vor Ort funken. Sie muss in der Regel für den jeweiligen Standort freigeschaltet werden, erfuhren wir beim Netzbetreiber. Und durften uns eine neue Karte im Mobilfunkshop im nächsten Ort abholen.Wer sich LTE zulegen möchte, sollte darauf also unbedingt achten.
Die Geschwindigkeit
Für unseren Geschwindigkeitstest muss ein Programm von der Festnetz-Konkurrenz herhalten. Fast 18 Megabit pro Sekunde schafft LTE direkt an der Kuhweide in Rotthausen. Damit ist die 160-Megabyte-Datei in gerade einmal 71 Sekunden heruntergeladen. Und auch beim Upload, also dem Verschicken von Daten, überzeugt das Netz. Satte 14 Megabit pro Sekunde schafft das Netz. Auf dem Rathausplatz bricht die Geschwindigkeit aber merklich ein. Knapp acht Megabit Download- und sechs Megabit-Upload-Geschwindigkeit stehen auf der Skala.Trotzdem: Auch mit dieser Geschwindigkeit lassen sich nicht nur Filme und Programme zügig herunterladen, es reicht auch für hochauflösende Videos und sonstige Internet-Anwendungen. Geschlossenen Räume können die Geschwindigkeit noch einmal deutlich drosseln.
Die Kosten
Vodafone verlangt knapp 30 Euro monatlich für einen LTE-Anschluss für Zuhause. Dafür gibt’s Telefon mit Flatrate ins deutsche Festnetz, 3,6 Megabit ins Internet und ein Download-Volumen von fünf Gigabyte. 7,2 Megabit kosten 10 Euro mehr. Die Telekom verlangt knapp 40 Euro für Telefon-Flatrate, bis zu 7,2 Megabit und ein Volumen von zehn Gigabyte. Auch O2 bietet ähnliche Konditionen.
Die Standorte
Das Ruhrgebiet gilt bislang bis auf ein paar Flecken im Dortmunder Norden, in Mülheim und in Duisburg als LTE-freie Zone. Düsseldorf ist bereits ans LTE-Netz angeschlossen, genauso wie zahlreiche Gebiete am Niederrhein, etwa rund um Alpen, Kalkar und Xanten. Und im Sauerland hängen neben Schalksmühle auch Drolshagen, Finnentrop und Eslohe am LTE-Netz. Die Telekom funkt rund um Siegen und Haltern am See.
Wer es aber genau wissen möchte, schaut im Internet auf den Seiten der Anbieter vorbei – Wohnort eingeben genügt.