Duisburg. . Der Sprecher der Duisburger Piraten schmeißt sein Amt hin. Seine Partei soll das aus den Medien erfahren. Andreas Winkler nennt die Duisburger Piraten ein „Sammelbecken für Versager“ und „Selbsthilfegruppe für Arbeitslose“. Parteisprecher Weyer sei der „Diktator der Partei“.

Kaum ist der Jubel der Piratenpartei über den Einzug in den Landtag verklungen, da bricht in der Duisburger Ortsgruppe wieder der interne Zwist los: Parteisprecher Andreas Winkler legt ab sofort sein Amt nieder. Neben Frank Leiendecker ist er damit bereits der zweite Funktionär, der innerhalb weniger Wochen wegen interner Konflikte zurücktritt.

„Die Leute sollen erfahren, was bei den Piraten los ist“, sagt der 41-Jährige, der im Januar in sein Amt gewählt wurde. „Ein stiller Rücktritt wäre genau die Hinterzimmerpolitik, die wir alle ablehnen.“ Seine Partei habe er bislang nicht über seinen Rücktritt informiert, sie solle es aus der Zeitung erfahren. „Ich will die Piraten damit aufrütteln, sie müssen sich zusammenreißen und es muss sich etwas ändern.“

Es gebe viele Gründe, warum er zurücktritt, sagt Winkler der NRZ. Wichtigster Grund sei der Umgang untereinander. „Es gibt zu viel Geklüngel und Intrigen bei uns. Nicht die kompetentesten Mitglieder mit der meisten Erfahrung werden gewählt, sondern diejenigen, die man gut leiden kann.“ Das passe eher zu den etablierten Parteien, von denen man sich unterscheiden wolle. Außerdem seien die Duisburger Piraten aus Reflex immer gegen jegliche Bauvorhaben, auch wenn sie die Stadt voranbringen würden wie das Factory Outlet Center. „Nach dem Willen der Piraten würden wir noch immer auf Palmen sitzen und Kokosnüsse schmeißen, weil keiner ein Haus bauen will.“

„Die Duisburger Piraten sind fast alles Greise“

Stunk gibt es aber auch zwischenmenschlich. „Die Duisburger Piraten sind fast alles Greise“, Klüngelei und Chaos schreckten Nachwuchs ab. „Wie will man frischen Wind in ein verstaubtes System bekommen, wenn man nur verstaubte Leute hat?“ In vielen Fällen seien die Duisburger Piraten außerdem ein „Sammelbecken für Versager“ und eine „Selbsthilfegruppe für Arbeitslose“, die durch eine Parteifunktion ihr Selbstbewusstsein ziehen würden und glaubten, jetzt politische Karriere machen zu können.

Winkler nennt auch Namen, allen voran den von Parteisprecher Hans-Peter Weyer. Er lasse neben seiner Meinung keine andere gelten und spiele sich inzwischen als „Diktator der Partei“ auf. „Wer sich engagieren will, soll sich gerne engagieren. Er macht viel und die Partei hat ihm viel zu verdanken, aber er hat nichts in einem Vorstand zu suchen“, sagt Winkler.

Parteitag am 23. Juni zur Gründung eines Kreisverbandes

Sind die Piraten damit für ihn Geschichte? „Nein, ich werde Pirat bleiben, habe aber gemerkt, dass ich für meine Positionen noch stärker kämpfen muss als vorher.“ Wenn man ihn brauche, sei er bereit, weiterhin Verantwortung zu übernehmen, sagt Winkler, der beruflich Whisky-Sommelier ist.

Auf ihrem Parteitag am 23. Juni entscheiden die Duisburger Piraten über die Gründung eines Kreisverbandes. Sämtliche Funktionäre würden dann ihr Amt verlieren und durch einen dann zu wählenden Vorstand ersetzt. Es scheint, als hätte die parteiinterne Wahlkampf um diese Posten bereits begonnen.