Duisburg. Zwei Frauen, zwei Projekte, ein Ziel: Den Lebensabend nicht im Altenheim verbringen, sondern in einer alternativen Wohnform. Der Verein WIR - Wohnen im Ruhestand hat schon Grundstück und Investor, der Verein Beginen in Duisburg sucht neue Mitstreiterinnen.

Die Vorstellung, seinen Lebensabend in einem Altenheim zu verbringen, ist keine rosige. Viele denken lieber gar nicht erst drüber nach. Andere planen mehr als rechtzeitig andere Wohnformen.

Am weitesten ist der Verein WIR - „Wohnen im Ruhestand“ mit seiner Planung. Maren Walla-Kaufmann ist die Triebfeder hinter der programmatischen Abkürzung. Sie ist erst 58 Jahre alt, beschäftigt sich aber schon lange mit der Thematik. Ihre Mutter war recht vereinsamt gestorben, „und da hab ich mir geschworen, das passiert dir nicht“. Früher hatte sie in Wohngemeinschaften gelebt und so etwas schwebt ihr auch jetzt vor.

Langer Atem ist wichtig

Zehn Parteien haben sie bislang begleitet. Mit dem Spar- und Bauverein Friemersheim ist ein Investor gefunden, mit dem ehemaligen Schulgelände an der Kirchfeldstraße in Rumeln-Kaldenhausen ein geeignetes Grundstück. Im ersten Bauabschnitt sind 25 Wohnungen geplant, eine Mischung aus Mieten und Kaufen. Die Architektur will das Mit- und Nebeneinander durch Laubengänge, gemeinsame Innenhöfe, einen Gemeinschaftsraum zum Feiern lösen. Was eigentlich als Mehrgenerationen-Wohnen geplant ist, krankt aktuell noch an einem hohen Altersschnitt, bedauert Walla-Kaufmann. „Junge Familien legen sich nicht so langfristig fest“, hat sie festgestellt.

Aber steht das Projekt erst, wo jetzt noch Acker ist, könnte auch ihr Interesse geweckt sein. Seit vier Jahren engagiert sich Walla-Kaufmann gegen viele Widerstände. So wollen Anwohner den Bau verhindern, weil auf dem nahe gelegenen Friedhof Waldohreulen gestört werden könnten. „Es ist ärgerlich, wenn man nicht willkommen ist, wo man hinziehen will. Aber immerhin bekamen wir von der Politik volle Unterstützung“, sagt Walla-Kaufmann. Langer Atem sei jedenfalls das wichtigste, hat sie festgestellt.

Geld ist das größte Problem

Genau der geht aktuell dem Beginenhof-Projekt etwas aus. Kornelia Kerth-Jahn hob den Verein vor drei Jahren aus der Taufe, raufte sich mit rund 20 Frauen zusammen und suchte ein passendes Objekt. Schnell war klar, dass Geld das größte Problem war, dass „viele interessierte Frauen mit ihrer Rente auf Hartz-IV-Niveau liegen“, wie die Initiatorin feststellte. „Aber sie träumten von einer Villa in Innenstadtlage mit Seeblick für drei Euro den Quadratmeter“, beschreibt Kerth-Jahn den Spagat.

Finanzierbare Objekte fand sie - allerdings in Beeckerwerth, Wehofen und Ruhrort. Die großen Wohnungsanbieter Evonik und Immeo hätten sich interessiert gezeigt und entsprechendes angeboten, aber nie fand sie genug Interessentinnen, die mitgezogen hätten. Zweite Erkenntnis nach drei Jahren also: „Viele haben eine wahnsinnige Angst, so einen Schritt zu tun.“

Unterstützer gesucht

Kornelia Kerth-Jahn versteht da die Frauen nicht. Sie selbst ist erst 58 Jahre alt, aber auch ihre zweite Tochter zieht bald aus, dann kann sie sich kleiner setzen. „Früher habe ich immer in WG’s gelebt, ich brauche diesen Austausch, die Kreativität. Die Versorgung im Alter ist eher ein zweiter Aspekt“, betont sie. Ihr persönlicher Horror: „Der Mann ist gestorben, die Kinder aus dem Haus und die Frau lebt in der Vergangenheit fort.“ Kornelia Kerth-Jahn sucht jetzt ein Mehrgenerationenprojekt - und zwar auf dem Land.

Wer das Beginenhof-Projekt aktiv in der Vorstandsarbeit unterstützen will, kann sich unter 0203/774136 melden, Mail: begineninduisburg@gmx.de, Web: www.begineninduisburg.de. Fragen zum Wir-Projekt werden unter 02151-4019343 beantwortet oder auf www.wirduisburg.de.