Duisburg. . Rund 2000 Einwohner verliert Duisburg pro Jahr. Die Stadt wird kleiner und älter. Die WAZ-Mediengruppe schaut hin, wo heute schon etwas vom demografischen Wandel zu merken ist. Denn der ist kein abstraktes Thema - sondern in den Stadtteilen spürbar.

Rund 2000 Einwohner verliert Duisburg – pro Jahr, wohlgemerkt. Die Bevölkerungszahl von Duisburg ist in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 20.000 geschrumpft. Das kann langfristig nicht ohne Folgen bleiben. Der demografische Wandel ist kein abstraktes Thema, sondern in den Stadtteilen spürbar.

Duisburg wird älter, kleiner aber dafür bunter“, sagen Politiker gerne in Sonntagsreden, wenn sie vom demografischen Wandel sprechen. Aber wer kann sich schon vorstellen, wie die Stadt in 20 oder gar 50 Jahren aussehen wird? Die WAZ-Mediengruppe schaut genau hin, wo heute schon etwas vom demografischen Wandel in der Stadt zu merken ist. Zwei Wochen lang wird das Thema aus sämtlichen Blickwinkeln beleuchtet. Wir befragen Stadtplaner, schauen uns die Ortsteile mit der ältesten und der jüngsten Bevölkerung an und zeichnen nach, ob sich der demografische Wandel schon auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt. Wir sprechen mit einer Familie, was ihnen in Duisburg fehlt, liefern Zahlen zur Altersstruktur und bieten Service für Jung und Alt. Es sind Schlaglichter, die einige Aspekte des umfassenden Themas in den kommenden Tagen beleuchten.

Was steckt eigentlich genau hinter dem Begriff „demografischer Wandel“?

„Der demografische Wandel wird von den Faktoren Geburtenrate, Lebenserwartung und Wanderung bestimmt“, heißt es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung, die sich mit dem Alterungsprozess der Gesellschaft auseinandersetzt.


Warum ist das ein Thema?

Wenn die Duisburger immer älter und weniger Babys geboren werden, hat das konkrete Auswirkungen auf die Infrastruktur - etwa, wenn nicht mehr so viele Schulen gebraucht werden, wie es sie jetzt noch gibt. Zudem kämpfen die Städte um Zuschüsse von Bund und Land, die sich teilweise nach der Einwohnerzahl richten. Gibt’s also weniger Duisburger, gibt’s auch weniger Geld.

Was sagen die Zahlen?

Im Jahr 2000 wohnten noch 513 550 Menschen in Duisburg. Die aktuellste Statistik stammt aus dem Jahr 2009, da waren es Ende Dezember noch 490 266 Männer und Frauen. Tendenziell wohnen in den nördlichen Stadtteilen eher junge Menschen, im Süden eher die Älteren.

Wer gilt eigentlich als alt?

Darauf weiß keiner eine eindeutige Antwort, schließlich gibt es 70-Jährige, die noch Tennis spielen, aber auch 60-Jährige, die schon einen Rollator benötigen. In der Stadtverwaltung unterscheidet man scherzhaft drei Gruppen: „Go-Go“, also solche Senioren, die noch fit und rüstig sind. In die Kategorie „Slow-Go“ fallen alle, die noch zu Hause leben, aber etwa einen Rollator brauchen. Hinter „No-Go“ verbergen sich diejenigen, die sich nicht mehr alleine versorgen können und deshalb auf Hilfe angewiesen sind.

Gibt’s schon konkrete Reaktionen auf den demografischen Wandel?

Die Wohnungsbaugesellschaften setzen inzwischen verstärkt auf das Thema „Mehrgenerationen“-Wohnen. So entstehen in den Stadtteilen immer mehr Häuser, die Großeltern und Enkel unter ein Dach bringen.

30 Menschen aus Duisburg

"Ich bin fit, deshalb nutze ich die vielen Freizeitmöglichkeiten. Für später hoffe ich, dass es genügend gute Einrichtungen für ältere Menschen geben wird." Dirk Bernsee (50), Angestellter. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Damit man hier gerne alt wird, bräuchte die Stadt ein besseres Image. Man wird schon angeguckt, wenn man sagt,woher man kommt." Susanne Dannhorn (39), Fachleiterin am Studiensemninar. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Mehr Geld für die Stadt wäre gut, damit wieder Projekte umgesetzt werden können, die die Lebensqualität der Menschen hier verbessern." Pascal Reckmann (42), Lehrer. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Wir brauchen mehr Grün und mehr Spielplätze. Um jung zu bleiben, gehe ich nämlich mit meinen Kindern auf den Spielplatz." Olcay Akdogan (36), Gastronom. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich weiß nicht, was ich für Bedürfnisse in 20 Jahren haben werde. Grundsätzlich finde ich schon, dass man hier gut leben kann." Maria Frieros (43), freiberufliche Köchin. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
0036915710-0056949397.JPG
© WAZ FotoPool
"Ich bin aus Münster hier hingezogen. Inzwischen gefällt’s mir gut, weil die Menschen so direkt sind und es doch ziemlich viel Grün hier gibt." Asli Oezcan (34), Lehrerin. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Duisburg ist schon ziemlich grau und heruntergekommen. Die Stadt braucht mehr Grün, mehr attraktive Kneipen und ein besseres ÖPNV-Netz." Eva-Maria Schäfer (24), Studentin. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Keine Ahnung, ob ich hier alt werde oder vielleicht in eine andere Stadt ziehe. Mir fehlen hier einige kulturelle Angebote, die man in meinem Alter besuchen kann." Mirco Winterseel (25), Student. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Mir fällt ehhrlich gesagt nicht auf, dass ich schon 49 bin. Die Stadt bräuchte eindeutig mehr Freizeiteinrichtungen und einen neuen Oberbürgermeister." Jörg Kater (49), Hausmeister. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich bin in Hamborn aufgewachsen, der Stadtteil hat sich schon verändert. Duisburg bietet viele kulturelle Möglichkeiten, das ist gut." Melanie Franzen (21), Studentin. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich denke nicht, dass ich immer hier leben werden, denn ich wil in die Wirtschaft und der Strukturwandel in der Stadt hat ja nicht viele Arbeitsplätze gebracht." Wali Habibi (19), Abiturient. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Ich werde nicht mein Leben in Duisburg verbringen, weil es viele andere Plätze gibt, die ich noch kennen lernen will." Mona Hasenstab (19), Abiturientin. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Um mich jung zu halten, bin ich in vielen Vereinen, zum Beispiel im Kneippverein und mache regelmäßig Sport. So bleibt man auch im Alter fit." Lilo Masshoff (64), Rentnerin. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich find’ schade, dass das Schwimmbad im Süden geschlossen wurde. Dort waren meine Frau und ich regelmäßig und haben uns fit gehalten." Werner Gölitz (82), Rentner. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Duisburg ist hässlich, aber ich fühle mich hier wohl. Nur später möchte ich woanders studieren, ich will etwas mit Architektur machen." Anesa Kursumlija (15), Schülerin. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Ich habe noch einen zweiten Wohnsitz am Niederrhein, dort sind die Strukturen dörflicher. Vier Tage bin ich hier, drei Tage dort." Wolfgang Weihrauch (71), Rentner. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich lebe hier gerne, denn in Duisburg gibt’s das beste Bier. Man hat es nicht weit zur Uni und in Duissern und Neudorf kann man schön und gemütlich wohnen." Sören Lapschies (23), Student. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich könnte den Machern, die den Schimanski drehen, in den Hintern treten, denn da sieht man immer nur die hässlichen Ecken. Aber hier gibt es auch tolle Ecken!" Manfred Brey (67), Rentner. Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich finde es hier schön. Aber Duisburg bräuchte ein besseres Bus- und Bahnnetz. Aus Rheinhausen kommt man kaum weg." Katharina Klein (21), Auszubildende zur Bürokauffrau. Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Die Innenstadt hat sich positiv entwickelt, jetzt kann man sich wohlfühlen und auch mal hier einkaufen. Und Duisburg hat eine gute Lage. Man ist schnell überall." Michael Fels (42), Servicekraft. Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Wichtig sind mir Sportmöglichkeiten, ich mache noch regelmäßig Sport. Schön ist die Sechs-Seen-Platte und die Innenstadt gefällt mir gut." Christiane Guddas (68), Rentnerin. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Duisburg bietet meiner Meinung nach eine Menge für Alt und Jung. Man hat Natur und Stadt und viele Möglichkeiten Sport zu treiben." Tatjana Tappe, Sport- und Fitnesskauffrau. Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich find’ gut, dass es hier Multi-Kulti gibt und die unterschiedlichen Kulturen leben kann. Ich fühle mich in Duisburg bestens integriert und hatte nie Probleme." Melda Onagül (37), Frisörin. Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Essen und Düsseldorf sind Städte, in die es mich zieht. In Essen kann man besser einkaufen als im Forum und in Düsseldorf besser wohnen." Alexander Hohaus (16), Schüler. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Mehr Lebensqualität gäbe es, wenn abends der Öffentliche Nahverkehr gut funktionieren würde und man gut nach Hause kommt." Inga Gschwandtner (63), Rentnerin. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich bin hier geboren, ich fühle als Duisburgerin. Ich kann mir vorstellen, dass ich später hier wohne, aber die Stadt braucht mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze." Tuba Kilic (21), Gesellin. Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Ich wohne ziemlich nah zum Wald, das gefällt mir. Ich könnte mir vorstellen, nach dem Studium wieder nach Duisburg zurückzukehren und hier zu leben." Paula Barthen (14), Schülerin. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Kulturell ist für junge Leute hier nicht viel los. Jetzt, wo im Djäzz kaum noch Partys stattfinden können, gibt es fast keine Angebote mehr für uns." Leslie Hogeden (18), Schülerin. Foto: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool
"Es gibt sicherlich schönere Städte. Aber ich engagiere mich ehrenamtlich, habe zum Beispiel eine Suppenküche mitgegründet. Das hält mich jung." Wiltrud Jäkel (61), Rentnerin. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
1/30